Prophet Obadja aus der Sicht von heute


"Dies ist es, was Obadja geschaut hat. So spricht Gott der HERR über Edom: Wir haben vom HERRN eine Botschaft gehört, ein Bote ist unter die Heiden gesandt: Wohlauf, lasst uns wider Edom streiten!
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Du sollst nicht zum Tor meines Volks einziehen zur Zeit seines Jammers; du sollst nicht herabsehen auf sein Unglück zur Zeit seines Jammers; du sollst nicht nach seinem Gut greifen zur Zeit seines Jammers. Du sollst nicht stehen an den Fluchtwegen, um seine Entronnenen zu morden; du sollst seine Übriggebliebenen nicht verraten zur Zeit der Angst."

Obadja, Verse 1-14

Edom steht hier beispielhaft für die Sündhaftigkeit der Welt, und Esau, der einst sein Erstgeburtsrecht für ein Linsengericht verkaufte, für den Leichtsinn, von denen wir Menschen befallen sind: Obwohl die Ewigkeit in unser Herz gelegt ist, leugnen wir, dass es ein Danach gibt und wir uns vor einem gerechten Gott verantworten müssen. Für das kurze Vergnügen, für das schnelle Geld, für einen noch so kleinen Vorteil sind wir bereit, Grösseres, Schöneres und Wichtigeres aufzugeben. Jeder von uns kann ein Kind des großen Königs sein, und doch suchen wir nicht die Ehre Gottes, sondern unsere eigene und verkaufen dafür unser Erstgeburtsrecht, das wir vor Gott haben wie einst Esau das Erstgeburtsrecht zu einem Dumpingpreis - jenes besagte Linsengericht - verschleuderte.

Mit unserer menschlichen Weisheit wähnen wir uns klug und meinen heute im Zeitalter des wissenschaftlich-technischen Fortschritts auf Gott und Seine Gebote verzichten zu können: Dabei zeigen doch Fakten, dass dem wirklich nicht so ist. Unsere Sündhaftigkeit steigt an. Aus der Geschichte der großen Reiche und der Hochkulturen können wir ersehen, dass sexuelle Freizügigkeit, die jedes auch noch so kleine Flämmchen des Anstandes erstickt, selbst mächtigste Imperien wie das Römische zugrunde gehen ließ.

Unsere Zeit setzt auf den Teufel und nicht auf Gott, doch der Teufel verspricht viel, hält nichts und nimmt alles. Deshalb kommt der finstere Feind über uns wie die Diebe und raubt uns unsere Zukunft; er schickt uns die Weinleser, die uns nichts übrig lassen, nicht einmal die Nachlese, die nach den mosaischen Gesetzen den Armen vorbehalten war. Ist es da ein Wunder, dass wir verarmen?

Äußerlich sind wir reich, das stimmt, aber menschlich sind wir verarmt: Trotz der Milliardenbeträge, die Jahr für Jahr vererbt werden, wächst die Einsamkeit, die Unsicherheit, die Angst. Noch nie zuvor hatten die Menschen so viele seelische Probleme wie heute. In den Seniorenheimen leben unsere Eltern und Großeltern vergessen und erhalten keinen Besuch von denen, für die sie da waren. In einigen Seniorenheimen weiß das Pflegepersonal nicht einmal, wie die Söhne und Töchter ihrer Klienten aussehen: Das gilt sogar für kleine, in ländlich gelegenen Altenheimen. In vielen Hochhäusern werden Verstorbene erst dann entdeckt, wenn sich die Nachbarn über den unerträglich gewordenen Leichengeruch beschweren. Man hat kein Problem damit, die Milch, die Brötchen und die Tageszeitung von einer solchen Wohnung weg zu nehmen und den über quillenden Briefkasten zu ignorieren, aber man hat augenscheinlich ein Problem damit, einmal zu fragen, wie es dem Nachbarn geht.

Die Sünden unserer Zeit sind die Diebe, die uns bestehlen um die Schätze auf dem Berg Esaus: Wenn schon geklagt wird, wie laut ein Kindergarten sein darf, dann nimmt der Dieb namens Ignoranz uns die Zukunft. Wenn uns der Dieb Überheblichkeit übers Ohr haut und uns eintrichtert, dass wir unsere Alten nicht mehr brauchen, sondern abschieben und vergessen dürfen, dann bestehlen wir uns um die Weisheit und den reichen Erfahrungsschatz unserer Eltern- und Großelterngeneration. Dabei dürfte sich doch eigentlich bis zum letzten noch so begriffsstutzigen Menschen herum gesprochen haben, dass die Erfahrung der Älteren für uns von Nutzen ist und - richtig angewandt - sogar ein erheblicher, beträchtlicher Wettbewerbsvorteil.

Mit unserer eigenen Unzuverlässigkeit setzen wir unsere Bundesgenossen, unsere Freunde, leichtfertig aufs Spiel. Wir handeln wie die Edomiter und wie Esau und schaufeln damit das Grab unseres eigenen Untergangs. Gut, dass Gott barmherzig ist und den Menschen guten Willens die Möglichkeit der Umkehr einräumt, gut, dass wir uns auf Jesus einlassen dürfen und Vergebung erfahren. Durch die Annahme von Jesu Blut werden wir unser Erstgeburtsrecht wieder bekommen, wenn wir uns auf Christi stellvertretenden Sühnetod einlassen. Tun wir das. Dann wird uns alle Schuld vergeben, dann sind wir keine Edomiter mehr, sondern Kinder Gottes.


(Autor: Markus Kenn)


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