Gottvertrauen



"Am Besten, man macht alles selber!", so sagen Viele, die auf fremde Hilfe angewiesen oder sich auf die Versprechungen von Bekannten und Freunden verlassen haben. Oft genug wird man nämlich enttäuscht. So erinnere ich mich an einen Mann, der vor knapp zwanzig Jahren im Wald Holz machte für den Winter im Vertrauen darauf, dass ihm die Zusage erfüllt wurde und man mit ihm das Holz aus dem Wald mit einem Wagen und einem Hänger holen würde, doch da hatte er auf das falsche Pferd gesetzt. Es ist traurig, aber wahr.

Auch nach dem Tod meines Vaters war ich von vielen sogenannten Freunden enttäuscht, die Hilfe bei der Entrümpelung versprachen, denn diese artete in einer Großaktion aus, weil mein Vater so ziemlich jeden Müll in den beiden vorhandenen Kellern und auf dem Speicher angesammelt hatte. Diese Erfahrung war im Grunde für mich nicht neu: Für wen ist sie das schon? Zudem ist das eine Erfahrung, die man - aller Vorsicht zum Trotz - immer wieder macht.

Doch selbst dort, wo Menschen sich Mühe geben und ehrlich sind, ist ihre Hilfe allenfalls nur Stückwerk. Es ehrt zwar jeden Menschen sehr, wenn er hilfsbereit ist, und Hilfsbereitschaft sollte dort, wo sie gebraucht wird, eine selbstverständliche Tugend sein, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass wir Menschen unvollkommen sind. Unsere Hilfe ist also nur dann eine Hilfe, wenn wir uns dabei auf Gott stützen, auf Ihn vertrauen und mit Ihm ran ans Werk gehen. Letztendlich können wir nur mit Gott wirklich große Taten tun.

Wenn wir also wirklich helfen wollen, dann beten wir am Besten dafür, dass wir auch wirklich helfen. Das heißt, dass wir um die nötige Weisheit und die nötige Kraft, aber auch um den nötigen Mut, die nötigen Ressourcen und die nötige Energie bitten sollen.
Wie ist es aber, wenn ein Notfall eintritt? Schließlich kann die Feuerwehr nicht noch drei Stunden beten, bevor sie bei einem Feueralarm ausrückt, und auch ein Rettungsdienst kann nicht erst Fürbitten zum Himmel schicken, bevor die entsprechenden Maßnahmen eingeleitet werden! Es scheint also eine von mir falsche Aussage zu sein.

Darüber habe ich nachgedacht. Natürlich gibt es viele Situationen, die rasches, ja sogar sofortiges Eingreifen erfordern. Da hat man keine Zeit, noch lange vorher etwas anderes zu machen, auch wenn es sich dabei um so etwas Gutes und empfehlenswertes wie das Gebet handelt. Aber wir können den Tag damit beginnen, dass wir Gott bitten, uns durch eben diesen Tag zu begleiten und uns mit aller nötigen Weisheit auszustatten. Wir können Gott vor Arbeits- und Dienstantritt bitten, uns zu unterstützen, und zwischendurch haben wir auch einmal Zeit, ein Stoßgebet zum Himmel zu schicken.

Gleichwohl ist Fürbitte ja nicht nur für einen selbst da: Es gibt Menschen, die Zeit haben, weil sie z. B. in Urlaub sind, weil sie sich die Zeit einteilen können, weil sie im wohlverdienten Ruhestand sind oder aus anderen Gründen. Auch nach Feierabend haben wir Zeit. Wir können also für die bitten, die in helfenden Berufen sind oder in Verantwortung stehen, für die, die sich ehrenamtlich engagieren, für die, die Schutz in Gefahren brauchen usw. Anders ausgedrückt: Ich darf Gott natürlich darum bitten, dass Er mir ganz persönlich hilft, die von Ihm übertragenen Aufgaben des Tages zu Seiner Ehre zu bewältigen, aber ich darf auch bitten, dass Er Andere ebenfalls dazu befähigt.

Wir können auch abendliche Fürbittegottesdienste abhalten, wir können im Bibel- und Hauskreis Fürbitte vorbringen, wir können auch im Gottesdienst füreinander beten, und dies wird ja auch gemacht. Selbstverständlich können wir das allein und auch im Familien- und im Freundeskreis. Und manchmal ergibt sich auch eine Gebetsgemeinschaft im Zug, an einer Raststätte und anderswo.


(Autor: Markus Kenn)


  Copyright © by Markus Kenn, www.christliche-themen.de
  Dieser Inhalt darf unter Einhaltung der Copyrightbestimmungen kopiert und weiterverwendet werden