Die Opferung Isaaks



Gott mutet uns Menschen auch Dinge zu, die bis an die Grenzen unserer Kräfte gehen und unseren Glauben auf eine recht harte Probe stellen: Das ging auch Abraham so, denn er erhielt von Gott den Auftrag, seinen Sohn Isaak zu opfern. Was muss in Abraham vorgegangen sein, als er diesen Auftrag erhielt? Schließlich konnte er ja nicht ahnen, dass diese Geschichte ein glückliches Ende nimmt und er anstatt seines Sohnes einen Widder opfert!

Doch Abraham nimmt im Gehorsam und im Vertrauen auf Gott diesen Auftrag an, obwohl es ihm schwer gefallen ist. In ihm sind ganz sicher Zweifel gekommen, und er hätte viel lieber jeden anderen, selbst sehr schweren, Auftrag angenommen. Für uns Christen sollte das eine Lehre sein, denn wie oft drücken wir uns selbst vor den einfachsten Aufgaben, die Gott uns gibt? Wir sind dabei äußerst kreativ, wenn es darum geht Ausreden zu erfinden und stellen uns dagegen ziemlich tapsig an, wenn wir uns an die Arbeit für das Reich Gottes machen. Sollte es nicht besser umgekehrt sein?

Am Schluss der Geschichte kehrt Abraham mit seinem Sohn zurück. Das bedeutet nicht, dass Abraham sich im letzten Augenblick doch noch entschieden hat, Gott den Gehorsam zu verweigern; er hätte den Auftrag erfüllt, doch ein Engel des Herrn hat ihm gesagt, er bräuchte Isaak nicht mehr zu opfern, weil er bewiesen hatte, dass er - Abraham - gehorsam gewesen war. Abraham fiel ganz sicher ein Stein vom Herzen, und auch Isaak freute sich ganz sicher darüber, dass er noch nicht sterben musste. Dabei zeigt sich auch der Gehorsam Isaaks, der sich sicherlich etwas Anderes für sein Leben erhofft hatte als geopfert zu werden und sich trotzdem klaglos auf den Altar legen ließ und bereit war, den Tod anzunehmen. Dabei stirbt kein Mensch wirklich gern, schon gar nicht durch die Hand eines anderen Menschen und erst recht nicht durch die Hand des eigenen Vaters.

Diese Tatsachen zeigen uns zwei Dimensionen: Ganz gleich, ob wir noch so jung sind wie Isaak oder schon so alt wie Abraham: Wir sollen Gott in jeder Lebensphase und unter allen Umständen gehorsam sein. Es zeigt aber auch, dass Gott jede Situation in Seiner Hand hält und immer rechtzeitig eingreift. Zugleich ist es eine Vorausschau, eine Art Anspielung auf den Opfertod Jesu, diese allerdings zur Sühnung unserer Sünden.

Es ist aber auch eine Abgrenzung von der heidnischen Welt, in der Abraham lebte: Damals war es durchaus üblich, dass die Heiden Menschen opferten. Im späteren babylonischen Reich wurden Kinder in den brennenden Moloch zu Ehren babylonischer Götzen geworfen. Inkas und Mayas führten zum Teil Kriege, damit sie Gefangene machen konnten, um ihren Götzen Menschenopfer zu bringen. Die spanischen Eroberer - selbst hartgesottene Männer, die durch Kriege noch härter wurden - waren schockiert darüber, dass Inkas und Mayas denjenigen, welche sie ihren Götzen opferten, das Herz bei lebendigen Leibe heraus rissen. Der Gott Abrahams zeigte hier, dass Er keine Menschenopfer will.

Mehr noch: Gott möchte auch nicht, dass wir uns in einem falsch verstandenen Bußverständnis selbst geißeln wie einst die Büßer des Mittelalters, die mit freiem Oberkörper singend durch die Strassen zogen und sich selbst Peitschenhiebe versetzten. Solche Bußübungen haben viele bizarre Stilblüten hervorgebracht: Steinchen in den Schuhen, damit das gehen schwerer fällt, Schlafen auf Erbsen usw. Dieser Auftrag Gottes an Abraham zeigt aber auch, dass Gott keinen Wert auf so genannte Sühneseelen legt, die leidend zur Sühnung der Sünden beizutragen vorgeben und dies in aller Regel auch selbst glauben, aber ausblenden, dass Jesu Opfertod am Kreuz unsere Sünden vollständig gesühnt hat und sterbend gesagt hat: "Es ist vollbracht!" Es bedarf also keiner weiteren Opfer mehr.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Der oben zitierte Bericht zeigt, dass Gott keine Menschenopfer will, dass Ihm menschliches Leben - auch das von Ungeborenen, Kranken, Alten, Behinderten und Pflegebedürftigen - wertvoll ist. Uns sollte daher auch jedes menschliche Leben wertvoll sein: Dann würden wir ungeborene Kinder nicht abtreiben, dann hätte sich die Frage nach einem angeblich selbstbestimmten, humanen Sterben erledigt, dann würden wir alles tun, um Leben zu erhalten.


(Autor: Markus Kenn)


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