Fehlerlose Opfer



Die Vorschriften für Brand-, Sühn- und Dankopfer sind in den mosaischen Gesetzen sehr streng: Es mussten immer fehlerlose Tiere sein. Das hat aber auch gute Gründe. Wer wäre nicht versucht, lieber ein Tier zu opfern, dass Fehler aufweist, dass krank ist und schwach und daher keine hohe Lebenserwartung hat und dass man auf dem Markt entweder nur zu einem Schleuderpreis oder eher gar nicht verkaufen kann? Ein gesundes Tier dagegen stellt ein wirkliches Opfer dar, denn gerade zu früheren Zeiten, in denen die Nahrungsmittelversorgung nicht so sicher war wie für uns in den heutigen Industrienationen.

Aber es geht um noch mehr: Der Mensch ist leicht versucht, für das Reich Gottes nur das zu geben, was er am Leichtesten entbehren kann. Am Liebsten gibt der Mensch das für das Reich Gottes, was er selbst nicht brauchen kann. Jedem Menschen fällt es schwer, Gott das zu geben, was er als einzelner am Liebsten für sich selbst nutzt statt für Gott. Man entspannt sich lieber, man sitzt lieber gelangweilt vor dem Fernseher, als dass man seine Zeit für die Reich Gottes Arbeit nutzt. Man tratscht lieber mit seinen Freunden, als dass man mit Gott spricht. Und wenn wir etwas für Gott tun, wenn wir mit Ihm sprechen, dann sind wir oft nicht ganz dabei, wir "liefern" also statt 1-A-Qualität zweite, dritte oder sogar vierte Wahl. Unsere Opfer, das, was wir Gott geben, ist nicht fehlerlos.

Dabei kommt es nicht auf einen Perfektionismus an, den niemand außer Gott allein erfüllen kann, denn Gott, unser Schöpfer, kennt uns und weiß, dass wir unvollkommen sind. Er weiß, dass wir zwangsläufig Fehler machen, und Er weiß auch, dass wir manchen Fehler auch deshalb machen, weil wir nur dadurch erkennen und lernen können, wie etwas funktioniert. Was Gott von uns verlangt, ist nichts unmögliches, doch Er verlangt, dass wir unser Bestes geben, dass wir aus unseren Fehlern lernen und bereit sind, uns von Ihm korrigieren zu lassen. Er möchte von uns nicht dass Zweitbeste, sondern das Allerbeste. Wenn wir zum Beispiel gute Handwerker sind und schlechte Redner, dann möchte Er von uns, dass wir diese Begabung, dieses Können für Ihn einsetzen. Sind wir hingegen gute Redner, dafür aber schlechte Handwerker, dann möchte Er, dass wir unser Rednertalent für Sein Reich einbringen.

Dabei ist Ihm auch Weniges willkommen: Schließlich ist Ihm das Scherflein der Witwe mehr wert, als das Tafelsilber der Reichen, welches aus dem Überfluss gegeben wird. Anders ausgedrückt: Gott will von uns einhundert Prozent und nicht nur knapp die Hälfte.


(Autor: Markus Kenn)


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