Josephs Traumdeutungen



Joseph war nicht nur der Liebling seines Vaters gewesen, sondern auch jemand, der Träume von Gott erhielt und sie auch deuten konnte; deshalb hatten ihn seine Brüder an eine ismaelitische Karawane verkauft, weil sie eifersüchtig waren. Die Ismaeliten ihrerseits verkauften Joseph als Sklaven an die Ägypter.

Joseph, der durch die Gnade Gottes zu hohem Ansehen gekommen war, wurde durch die Verleumdung Pontifars, der Frau des Pharaos, ins Gefängnis geworfen. Dort wurden auch zwei der Hofbeamten, der Mundschenk des Pharaos und der königliche Bäcker, inhaftiert, weil sie sich gegen ihren König versündigt hatten. Beide - der Mundschenk und der Hofbäcker - hatten im Gefängnis Träume, die sie nicht zu deuten wussten. Joseph hingegen konnte beiden Männern erklären, was diese Träume bedeuteten und lag mit seiner Weissagung richtig, weil er sie von Gott bekommen hatte.

Der Mundschenk versprach ihm, dass er an ihn denken würde, sobald er wieder in königlichen Diensten stand, doch der Mundschenk vergaß sein Versprechen. Joseph blieb weiter in Haft, doch er gab sein Vertrauen in Gott nicht auf, obwohl er von Menschen enttäuscht worden war. Joseph übertrug die menschlichen Schwächen also nicht auf Gott, und er klagte Gott auch nicht an.

Der moderne Mensch von heute ist darin anders, weil er - solange es ihm gut geht - nichts von Gott wissen will, aber Gott anklagt für alle Schlechtigkeiten in der Welt, selbst für das eigene, selbstverschuldete Versagen. Oft gibt es einen Schönwetterglauben, der solange Bestand hat wie die Sonne scheint, aber sehr schnell verblasst, wenn ein, zwei dunklere Wolken am Himmel erscheinen. Wirklicher Glaube aber bewährt sich in der Krise. Es ist leicht, ein Freund zu sein, solange es diesem gut geht, doch echte Freundschaft bewährt sich in der Krise. Glaube, der auch in der Krise, bei Gegenwind, in Schwierigkeiten bestand hat, ist wie Gold, der durch das Feuer geläutert, also gereinigt ist.

Bei allem, was geschieht, dürfen wir wissen, dass Gott uns selbst dann nicht vergisst, wenn kein Mensch nach uns fragt. Für Gott sind wir selbst dann wichtig, wenn wir für die Welt bedeutungslos, ja, sogar überflüssig sind. Er kann uns gebrauchen, auch wenn alle uns für unbrauchbar halten. Für Ihn sind wir weder zu jung noch zu alt. Bei Gott gibt es keine "bildungsfernen Schichten", keine mangelnden Qualifikationen, denn was uns fehlt, das gibt Er uns, sei es Weisheit oder sei es eine Idee. Gottes Kraft - das hat Er uns zugesagt - ist in den Schwachen mächtig. An Joseph hat Er diese Aussage bewiesen, und auch Petrus, der einfache Fischer, wurde zu einem großen Missionar, der durch Gottes Gnade Großes wirken konnte.

Genau wie Joseph gibt Gott uns die notwendige Weisheit, Dinge zu deuten, die wir deuten sollen. Das müssen keine Träume sein, es können auch Begebenheiten sein genauso wie ein Gedanke, eine Buchzeile, ein Zitat. Dabei ist es unwesentlich, welchen Stand wir haben oder ob wir noch sehr jung oder vielleicht schon sehr alt sind. Für Gott gibt es keine unbrauchbaren Menschen; die einzige Voraussetzung ist, sich von Gott gebrauchen lassen zu wollen. Den Rest macht Gott selbst.


(Autor: Markus Kenn)


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