Gebete ernst meinen



Leider ist das Gebet bei uns selten geworden, und dort, wo es noch gepflegt wird, ist es manchmal nur noch ein Ritual, eine Gewohnheit. Vielleicht beten manche Eltern mit ihren kleinen Kindern nur deshalb, weil Kinder Rituale brauchen, doch was ist ein solches Ritual wert, wenn es nicht ernst gemeint ist? Das ist genauso, wie wenn ich jemand frage, wie es ihm geht und es mich doch nicht interessiert oder auf diese Frage antworte: "Danke, gut!", weil ich nicht möchte, dass ein Anderer weiß, dass es mir eventuell eigentlich schlecht geht. Das, was man nicht ernst meint, kann man an angebrachter Stelle im Spaß sagen, aber Gebete muss man stets ernst meinen, denn wir sprechen mit dem heiligen Gott, der von großer Majestät ist.

Hinter einem Gebet muss man stehen: David, der Beter dieses Psalms, wusste das, und er hat diesen Psalm im Angesicht von Lebensgefahr gebetet. In einer solchen Situation macht man keine Scherze. Vor allem erkennt David an, dass er vor Gott elend und arm ist. Diese Elend und Armut vor Gott hat jeder, auch der Superreiche, der ganz oben steht. Selbst die mächtigsten und reichsten Männer der Weltgeschichte sind elendig und arm vor Gott. Demut tut uns vor Gott also immer gut.

Gleichzeitig zeigte David durch sein Fasten, also durch sein Tun, dass ihm das Gebet, das er sprach, ernst war. Wenn ich für die Mission bete und nicht tue, was ich zu tun vermag, dann muss ich mich fragen, wie ernsthaft mein Gebet ist. Bedauerlicherweise muss ich zugeben, dass ich hier - und nicht nur an diesem Punkt - einen großen Lernbedarf, also ein großes Defizit habe.

Zugleich bittet David um Rettung: Er traut Gott also zu, dass Er seine Probleme löst. Ohne Gottvertrauen macht es keinen Sinn, Gott um etwas zu bitten. Wenn uns jemand bittet, dass wir ihm bei einer Renovierung oder Entrümpelung helfen, und dieser Jemand uns das nicht zutraut, dann reagieren wir doch auch entsprechend. Dann kann der Betreffende alleine sehen, wie er klar kommt.

Ein Weiteres: Natürlich möchte David aus seiner Not heraus; sie bedrückt ihn schwer, er beschreibt seine Schwäche bildhaft und leicht nachvollziehbar. Wer so von Not bedrückt ist, der möchte Hilfe, und diese sowohl möglichst schnell als auch möglichst gründlich. Dennoch vergisst er nicht, worum es eigentlich in unserem Leben geht: Um die Ehre Gottes! David will die Rettung zwar für sich - wer lässt sich schon gerne umbringen? -, aber er vergisst nicht, dass diese Rettung zur Ehre Gottes geschehen soll. Beten wir um einen Arbeitsplatz, weil wir Karriere machen und viel Geld verdienen wollen oder geht es uns darum, mit und durch diese Arbeit zur Ehre Gottes zu wirken? Bitten wir um bestimmte Gaben, damit wir es bequemer haben oder um sie in der Reich-Gottes-Arbeit einzusetzen?

Alle diese Fragen sollten wir uns stellen; ich selbst habe hier großen Lernbedarf und kann Gott deshalb nur bitten, dass Er mich diesbezüglich verändert. Dieser Psalm spricht also direkt in mein Leben hinein, aber ich denke auch, dass er in das Leben anderer Menschen, wenn auch sicherlich aus anderen Gründen, hinein spricht.


(Autor: Markus Kenn)


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