Gott um Rettung bitten



David hatte ja die Launen Sauls zu spüren bekommen und dessen Verfolgung: Deshalb musste David ja fliehen und wusste, dass er sterben würde, wenn ihn Saul bzw. dessen Gefolgsleute gefunden hätten. Eine solche lebensgefährliche Situation geht zwangsläufig unter die Haut. Auch David tat sich sicher nicht leicht damit: Oft ist es sogar traumatisierend, wenn man weiß, dass man in Lebensgefahr ist.

In solchen Situationen greifen die Menschen nach jedem Strohhalm, und dies ist tiefenpsychologisch genauso belegbar wie aus den Berichten von Menschen, die sich in Lebensgefahr befunden haben, ja, es gibt sogar historische Beweise: Als die 6. Armee in Stalingrad eingeschlossen war und die Soldaten wussten, dass es um die letzten Flugzeuge handelte, die die Schwerverwundeten ausflogen, klammerten sich viele noch an die Tragflächen: Dabei wusste im Grunde jeder, dass dies faktisch Selbstmord war, doch in der aussichtslosen, lebensbedrohlichen Schlacht ließen sich die Soldaten selbst auf ein solch sinnloses Unterfangen ein in der Hoffnung, dadurch doch noch gerettet zu werden.

David dagegen baute auf Gott, weil er wusste, dass man sich gerade in Krisensituationen auf Gott verlassen darf und auch verlassen kann. Das war kein blinder Glaube: Als Hirtenjunge, der David einst war, hatte er die Herden seines Vaters bewacht; dabei konnte er sich keine Tagträumereien leisten. Bären und Löwen waren für ihn alltägliche, reale Gefahr, die ihn auch begegnet ist. Da hieß es, angemessen zu reagieren, und dies setzt einen großen Realitätssinn voraus. Das Gottvertrauen Davids war also kein Lippenbekenntnis und keine theologische Theorie, die allenfalls in den Studierzimmern entsprechender Fakultäten ihre Daseinsberechtigung haben mag, aber im Alltag nichts taugt.

Dass ein solches tiefes Gottvertrauen durchträgt und realistisch ist, zeigte sich auch, dass David als Knabe den erfahrenen Kriegsknecht Goliath mit einer Steinschleuder niederstreckte, um diesen dann mit dem eigenen Schwert zu enthaupten. Keiner der erfahrenen und ansonsten tapferen und wackeren Soldaten des israelitischen Heeres hatte sich gewagt, gegen Goliath aufzubegehren, doch David - selbst allenfalls ein Teenager, dem eine Kriegsrüstung zu schwer war und der über keinerlei militärische Ausbildung verfügte - traute sich mit dem Blick auf Gott und zeigte so, wie tragfähig dieses Fundament ist.

Ich selbst erkenne in diesem Psalm, dass ich viel zu kleingläubig bin: Dass Gott mir dennoch Gnade gibt, ist Seiner großen Güte zu verdanken und Seiner Geduld, die Er mit mir hat. Dabei habe ich selbst immer wieder Beweise Seiner Güte und Treue gehabt, auch wenn ich nicht in solch brenzligen Situationen wie einst David war.

Auch die Biografien großer Glaubenshelden bestätigen, dass das Vertrauen auf Gott niemals enttäuscht wird. Das Problem unserer Zeit ist ja nicht, dass man der Bibel glaubt, sondern vielmehr, dass man heutzutage der Bibel, dem unfehlbaren Wort Gottes nicht glaubt, doch selbst ein flüchtiger Blick in eine Zeitung zeigt, wozu eine solche Einstellung führt. Wir sollten wie David uns an Gott mit all unseren Problemen wenden: Keines ist zu klein als dass Gott sich nicht dafür interessieren würde und keines zu groß, als dass Gott nicht damit fertig werden könnte. Er, der Schöpfer des gesamten Universums, der belebten und unbelebten Natur, ist allmächtig. Trauen wir Ihm ruhig unsere Probleme an; die einzige Gefahr, der wir dabei ausgesetzt sind, ist, dass wir nur noch über Gottes Güte und Größe staunen werden.


(Autor: Markus Kenn)


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