Salomo bittet um Weisheit



Salomo brachte dem Herrn tausend Brandopfer dar: Das zeigt, wie ehrfürchtig Salomo Gott gegenüber war; er bildete sich nichts darauf ein, Königssohn gewesen und nun selbst König geworden zu sein. Vor allem vergaß er Gott nicht, von dem er alles hatte. Sind wir da nicht oft anders? Wir bitten Gott zwar um alle möglichen Dinge, doch wenn wir sie haben, dann vergessen wir sehr oft das Danken. Wir wollen von Gott alles Mögliche haben und oft, ohne zu fragen, ob es uns zusteht, doch wir sind nicht bereit, uns Mühe zu geben. Es ist zwar legitim, Gott um eine Arbeitsstelle zu bitten, doch wir müssen bereit sein, in den Stellenangeboten zu recherchieren und uns zu bewerben und auch einmal so bei einer Firma anrufen, ob vielleicht etwas frei ist. Anders ausgedrückt: Wie Salomo tun wir gut daran, etwas zu tun.

Das heißt nicht, dass wir in eine falsch verstandene Gesetzlichkeit fallen müssen: Dies würde zu einer berechnenden Werksgerechtigkeit führen, an der sich bereits die Pharisäer die Zähne ausgebissen haben, weil sie trotz aller Vorsicht nicht alle Gebote halten konnten. Wenn wir aber um Arbeiter in der Ernte bitten, dann müssen wir bereit sein, im Rahmen unserer Möglichkeit uns selbst von Gott senden zu lassen. Wenn wir bitten, dass Gott die Herzen der Menschen anrührt, dann müssen wir bereit sein, dass Gott bei uns anfängt. Wer Jesus in sein Herz einlädt, der muss bereit sein, sich von Jesus verändern zu lassen und darf keinen Lebensbereich auslassen: Jesus kennt keine halben Sachen, für Ihn gibt es kein "eindeutiges Jein", man ist nicht nur ein bisschen Christ genauso wenig wie man auch nicht ein bisschen schwanger sein kann.

Gleichzeitig zeigt uns dieser kurze Bibelabschnitt, dass wir uns überlegen sollen, was wir von Gott erbitten. Wie oft bitten wir vielleicht um eine Gehaltserhöhung, ein neues Auto, ein großes Geschenk oder vielleicht sogar um einen Lottogewinn? Wir bitten um Dinge, die wir nicht wirklich brauchen, die am Ende eigentlich nur Staubfänger sind und die nur dazu dienen, damit wir mit ihnen protzen können. Wir handeln so wie derjenige, der sich eine große Bibliothek zulegen will, aber nicht das entfernteste Interesse hat, überhaupt irgend etwas zu lesen. Es macht keinen Sinn, Gott um etwas zu bitten, was wir nicht wirklich brauchen, was uns vielleicht sogar schadet. Was nützt es einem Menschen, von Gott einen Nusskuchen für sich selbst zu bitten, wenn er gegen Nüsse allergisch ist? Und warum sollen wir Gott um ein Flachbildschirmfernsehgerät bitten, wenn wir wesentlich dringender etwas Anderes brauchen und dies wissen?

Salomo hat das gewusst: Deshalb bat er nicht um Ruhm oder Macht, auch nicht um Pomp oder Luxus und schon gar nicht um Glanz und Gloria, sondern er war sich seiner Jugend bewusst und der schweren Verantwortung und Aufgabe, die er als neuer König innehatte. Weisheit ist in einem solch verantwortungsbewussten, schwierigen Amt notwendig, und man kommt dabei ganz sicher nicht mit einem Quentchen aus. Um diese Weisheit bat er Gott, denn er wusste, dass von seinen Entscheidungen das Wohl und Wehe seines Volkes abhing, von Familien, von Menschen, die mehr sind als eine Nummer oder eine Aktennotiz. Eine falsche Entscheidung von Staatsoberhäuptern hat Auswirkungen auf eine ganze Nation, die ja aus Menschen besteht. Mit falschen ökonomischen Entscheidungen kann man ganze Volkswirtschaften vernichten oder die medizinische Versorgung eines Landes gefährden.

Es bedarf folglich nicht nur eines großen, umfangreichen Wissens, um eine solche Aufgabe zu erfüllen, sondern auch der Weisheit, dieses Wissen zum Wohle der anvertrauten Menschen einzusetzen. Weisheit ist mehr als Wissen. Es ist vergleichbar mit einem Menschen, der mathematische und physikalische Formeln auswendig kennt, sie aber nicht anzuwenden weiß: Was nützt ihm dann selbst das umfangreichste Formelwissen, wenn er nicht weiß, wie er damit umgehen kann? Einfacher ausgedrückt: Die besten Kochrezepte taugen nichts, wenn ich nicht weiß, wie ich damit umzugehen habe.

Salomos Aufgabe als König war zweifelsohne schwieriger; daher brauchte er wirklich sehr viel Weisheit, und um diese bat er Gott. Das war eine Bitte, die nicht dem Selbstzweck diente, sondern dem Wohle der ihm anvertrauten Menschen. Salomo wollte, dass Israel prosperierte, dass es den Menschen in den Grenzen seines Landes gut geht, dass sie all das hatten, was sie brauchten. Und davon können wir lernen.

Wir dürfen um Gesundheit bitten, doch wir sollen unsere Gesundheit dann auch gebrauchen, um Andere, denen es weniger gut geht, zu helfen. Wir dürfen um Kraft bitten und haben dann die Aufgabe, diese Kraft für die einzusetzen, die nicht können. Wir dürfen selbstverständlich bitten, dass wir von Gott gesegnet werden, aber wir müssen bereit sein, diesen Segen für das Reich Gottes einzusetzen. Salomo hat diese Weisheit dazu eingesetzt; er hat nicht um Ruhm gebeten, sondern um Weisheit, aber diese Weisheit ist sprichwörtlich geworden und hat Salomo bekannt gemacht. Selbst die Königin von Saba kam zu ihm, um von ihm zu lernen. Auch heute noch bewundern wir Salomos Weisheit, doch schauen wir dabei auf Gott, von dem alles kommt. Wenn wir um die rechten Dinge in Lauterkeit bitten, dann schenkt uns Gott zugleich auch die Freude an diesen Dingen.


(Autor: Markus Kenn)


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