Nicht übervorteilen!



"Man muss ja sehen, wo man bleibt!", ist eines der bekanntesten Redewendungen überhaupt. Es geht um den eigenen Vorteil, der selbst dann als rechtmäßiger Anspruch angesehen wird, wenn es Anderen schadet. Im Grunde ist es ein Handeln nach dem Motto: "Jeder ist sich selbst der Nächste!"

Aber entspringt das Übervorteilen wollen eines Anderen nicht vielmehr der eigenen Habgier, des Neides gegenüber denen, die mehr haben, des unberechtigten Begehrens auf das Eigentum des Anderen? Ist es nicht mit Lügen und Betrügen verbunden, mit falschen Versprechungen, die hinterlistig gemacht werden? - Derjenige, der Andere übervorteilen will, schreckt auch nicht vor Verleumdung und vor Diebstahl zurück. Es geht einher mit einer schlechten Zahlungsmoral, die viele gesunde Unternehmen schon in den Ruin gebracht hat. Daran hängen auch Arbeitsplätze und Zulieferer. Es entsteht also ein unübersehbarer Schaden durch das Übervorteilen des Anderen.

Es widerspricht auch der Anweisung Gottes, der nicht allein das Übervorteilen des Nächsten verurteilt, sondern auch verlangt, dass man Seine Satzungen und Rechte hält und nach ihnen handelt; wir haben ja oben gesehen, dass das Übervorteilen zugleich mit vielen anderen Übertretungen gegen Gottes Gebote verbunden ist. Wir laden also viel Schuld auf uns.

Durch jede Sünde, die wir begehen, stumpft zugleich unser Gewissen ab, und wir verlieren dadurch das Gefühl für gut und böse. Die Folge davon ist, dass wir früher oder später gar nicht mehr wirklich zwischen gut und böse unterscheiden können. Dann handeln wir wie Fantomas, die Hauptfigur einer französischen Krimiserie, die definierte: "Gut ist, was mir nutzt!" Durch eine solche zweifelhafte Ethik wird man zu einem Egomanen, den man zu Recht auch als asozial, als nicht gemeinschaftsfähig bezeichnen würde. Eine solche Einstellung macht sehr einsam. Am Ende erkennt man - falls man dazu überhaupt noch imstande ist -, dass man zwar sehr viel an materiellen Gütern hat, dass man vielleicht auch eine herausragende Position bekleidet, aber das Wichtigste doch nicht besitzt: Freundschaft!

Der Satz - "Jeder denkt nur an sich, nur ich denk' an mich!" - ist in einem satirischen Vortrag ganz witzig; in der Praxis umgesetzt wird er aber zu einem Dilemma. Wer sich nur um die eigene Achse dreht, kommt niemals voran. Wer nur an sich denkt, verliert den Blick für Andere und wird in gewisser Weise in einem hohen Maße autistisch. Anders als Robinson Crusoe, der unbedingt von der einsamen Insel, auf der er gestrandet war, herunter wollte, bleibt derjenige, der nur an sich denkt, freiwillig auf der von ihm selbst geschaffenen einsamen Insel und wundert sich, dass ihm menschliche Wärme fehlt.

Gott hat nicht an sich gedacht, sondern Seinen eingeborenen Sohn dahin gegeben, damit wir Menschen, die selbstverschuldet durch unsere Sünde von Gott getrennt sind, gerettet werden. Jesus kam uneigennützig vom Himmel und war gehorsam bis zum Tod am Kreuz. Das hätte Gott, das hätte Jesus nicht nötig gehabt.

Wir sollten daran denken, wie groß die Liebe Gottes zu uns ist, dass Er selbst Seinen eingeborenen Sohn nicht verschonte und Ihn dahin gab. Sollten wir da nicht auch an das Wohl der Menschen um uns herum denken? Der eigene Vorteil schlägt oft in das krasse Gegenteil um, wenn wir dabei nur an uns denken. Dabei muss ja das, was uns nützt, keinem Anderen schaden. Viel besser ist eine Win-Win-Konstellation, bei denen alle profitieren. Und wer einen Anderen einmal einfach nur so beschenkt hat, bemerkt, dass dies einen selbst oft mehr bereichert als Millionen auf dem Konto.

Gott erwartet ja nichts Unmögliches von uns und keine Wunder: Die kann ja ohnehin nur Er selbst wirken. Was Er von uns erwartet, ist, dass wir Ihn und Seine Gebote ernst nehmen. Er hat sie uns ja nicht gegeben, um uns zu bevormunden, sondern in treuer Fürsorge. Wer kleine Kinder hat, verbietet diesen ja auch, mit Feuer zu spielen oder Alkohol zu trinken, doch nicht, um sie einzuengen, sondern um sie vor den damit verbundenen Gefahren, die Kinder noch nicht erfassen können, zu schützen. Genauso ist es mit Gott: Er weiß besser, was uns gut tut. Halten wir uns nicht an Seine Gebote, dann handeln wir so wie der Schwerkranke, der sich weigert, die vorgeschriebene Medizin einzunehmen. Seien wir klüger und handeln nach Gottes Geboten: Wir werden dann erfahren, dass wir dadurch die wirklichen Vorteile bekommen. Mit dem Übervorteilen Anderer schaden wir uns ohnehin nur selbst.


(Autor: Markus Kenn)


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