Gott straft das Böse



Das Böse in der Welt scheint recht zu behalten, und wir beklagen, dass derjenige, der am Besten seine Ellenbogen einsetzen kann, Karriere macht. Härte im Geschäftsleben ist oft genug gang und gäbe, und nicht selten scheint es, dass die, die förmlich über Leichen gehen, am Weitesten kommen. Kaltherzigkeit und Kaltschnäuzigkeit erscheinen als die Tugenden unserer Zeit. Skandale in Politik, Sport und Wirtschaft gehören zur bedauerlichen Tagesordnung, und gerade diejenigen Staaten, deren Bevölkerung massenhaft an Hunger und Elend stirbt, haben oft die am Modernsten und am Besten ausgestatteten Armeen.

Selbst im Alltag erfahren wir, dass das Leben ungerecht ist; der Sänger Herbert Grönemeyer singt in einem seiner Hits den Vers: "Leben ist nicht fair!" Das ist ein kurzer Satz, den wir im Allgemeinen zustimmen. Bestimmte Schüler bekommen bessere Noten, weil sie des Lehrers Liebling sind, und auch die Karriere eines Menschen und seine Beförderungen sind nicht immer Ergebnis seiner Leistungen: Mancher, der Karriere macht und befördert wird, verdankt dies ausschließlich der Tatsache, dass er der Liebling seiner Vorgesetzten ist. Wer beim Bund war, hat wohl selbst bemerkt, wie schnell die Kinder der Stabsoffiziere sehr schnell zum Hauptgefreiten befördert wurden. Dass dies nicht immer auf Leistungen, sondern oft genug an den Beziehungen lag, daran dachten ich und meine Kameraden mehr als einmal.

Es ist praktisch zum Verzweifeln, und auch gläubige Christen haben im Gebet ganz sicher auch gefragt: "Gott, warum lässt Du das zu? Warum greifst Du nicht ein? Du bist allmächtig: Bitte schreite ein!" Manchmal erscheint es auch mir in einem trügerischen Schluss, dass Gott wegsehen würde, doch wir dürfen beruhigt sein: Gott greift ein, Er verschließt Seine Augen nicht! Er sieht all die Ungerechtigkeiten und wird die Betreffenden dafür zur Verantwortung ziehen.

Aber auch uns gibt Er den Auftrag, nicht wegzusehen, und es gibt Beispiele dafür, dass Christen nicht weg gesehen haben. Georg Müller gründete in England Waisenhäuser und umsorgte Kinder; William Booth gründete gegen die Not in Londons Vierteln die Heilsarmee, welche nun weltweit sich für Arme einsetzt. Viele Begüterte, die zu Christen wurden, gaben und geben einen großen Teil ihres Geldes dafür aus, dass Menschen, denen es schlecht geht, geholfen wird. Ein Unternehmer in den USA, der zum Christen geworden ist, gab seiner Buchhaltung den Auftrag, heraus zu finden, wie viel seine Mitarbeiter verdienen müssen, um ohne fremde Hilfe und ohne Zweitjob sich ernähren zu können und passte dann die Löhne und Gehälter entsprechend an.

Natürlich sollen wir heute nicht die Bösen erschlagen wie zu Jeremias Zeiten, aber wir dürfen gegen das Böse aufstehen. Es müssen dabei nicht große Dinge sein, wir müssen nicht wie Martin Luther King Anführer einer großen Menschen- und Bürgerrechtsbewegung werden, doch wir können für die eintreten, die sich selbst nicht helfen und sich selbst nicht verteidigen können. Oft genug hilft da die Frage, ob jemand es fair findet, über einen Abwesenden schlecht zu reden. Und vielleicht können wir an einer Unterschriftenaktion teilnehmen, die sich für verfolgte Christen einsetzt.

Böses bekämpfen kann man aber auch dadurch, in dem man einfach Gutes tut: Allein schon das Aufhalten einer Tür aus Höflichkeit bekämpft das Böse mehr als hunderttausend guter Vorsätze, und wer einfach freundlich und hilfsbereit einen Weg erklärt, einer älteren Dame die Tasche trägt, einen Kranken besucht, einen Trauernden Zuspruch gibt, der hat das Böse schon zu einem Teil bekämpft. Und vielleicht macht es auch einem Anderen Mut, etwas Gutes zu tun, der sich bisher nicht traute oder darauf wartete, dass ein Anderer den Anfang macht.


(Autor: Markus Kenn)


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