Gott kennt auch Asyl



Die mosaischen Gesetze sind in Sachen Bestrafung sehr rigoros: Auf Mord und Totschlag stand die Todesstrafe, und der Bluträcher, der jemanden tötete, der diese Delikte begangen hat, vollzog die Todesstrafe und erfüllte damit das mosaische Gesetz.

Aber Gott hat zu allen Zeiten Gnade gekannt und hat für Totschläge so genannte Asylstädte gemacht, in die ein Totschläger solange sicher war, solange er sich darinnen aufhielt. Dies war aber keine "lebenslange Haft" als solche: Starb der Hohepriester, der zu der Zeit des Vergehens lebte, konnte der Totschläger unbehelligt wieder in sein Haus, aus dem er geflohen war, zurückkehren.

Heute haben wir solche Asylstädte nicht mehr, und diejenigen, die Asyl suchen, kommen aus dem Ausland und fliehen vor politischer, rassischer oder religiöser Verfolgung. Wie stark rassische Verfolgungen sein können, sehen wir ja insbesondere an der Geschichte des Dritten Reiches, in der Slawen, Sinti, Roma, Juden und viele Andere zu "Untermenschen" oder gar "Ungeziefer" degradiert worden sind. Vielleicht sind rassische Verfolgungen nicht mehr so extrem wie unter Hitler; dennoch gibt es solche leider immer noch. Und wer in Diktaturen wie China, Kuba oder gar Nordkorea lebt, setzt sich sehr schnell einer politischen Verfolgung aus: Da genügt oft nur eine harmlose Bemerkung, die eigentlich keine Bedeutung hat.

Religiöse Verfolgung erleben wir insbesondere in der arabischen Welt: Dort ist der Islam Staatsreligion und die einzig zugelassene Religion. In Jemen dürfen keine Schilder stehen, auf denen ein X zu sehen ist, weil dies bereits als Kreuz und damit als ein nicht-islamisches Symbol gesehen wird. Während des Truppenaufmarsches unmittelbar vor dem ersten Golfkrieg mussten die westlichen Alliierten das Rote Kreuz auf ihren Sanitätsfahrzeugen durch den Roten Halbmond ersetzen. Gottesdienste von Christen, Juden und anderen Religionsgemeinschaften durften nur unter Tarnzelten durchgeführt werden.

Jesus selbst sagte einmal: "Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen." (Matthäus 25, 35c. Am Anfang des Matthäusevangeliums erfahren wir, dass Jesus als Säugling mit der Mutter Seiner menschlichen Gestalt und Seinem Pflegevater nach Ägypten fliehen musste, um dem Kindermord, den Herodes in Bethlehem durchführen ließ, zu entkommen (vgl. Matthäus 2, 13-18).

Das ist eine Herausforderung an uns Christen, denn auch die Fremden und die Asylanten werden von Gott geliebt, und Gott möchte, dass wir uns um die kümmern, die in Not und Elend sind, soweit wir das können. Wir sind allen Menschen insbesondere das Evangelium schuldig, auch den Asylanten und Fremden. Es ist doch für Außenstehende überzeugender, wenn sie sich bei uns angenommen fühlen, als wenn alleine "nur" von Nächstenliebe gesprochen wird. Sicher kann niemand alles, und auch Gemeinden und Werke stoßen früher oder später an Grenzen, doch es liegt an uns, beizutragen, dass Christentum überzeugend zu leben. Letztendlich gibt uns Gott keinen Auftrag, der unmöglich wäre, von uns erledigt zu werden.

So hatte Mose doch eine schwere Zunge. Sprich: Er war ein ausgesprochen schlechter Redner, und doch wurde er zum Führer seines Volkes. Wer die Bibel einmal gründlich durchliest, stellt sehr schnell fest, dass Jesus ohnehin einen Faible für die Falschen hat: Petrus und Paulus sind dabei vielleicht die bekanntesten Personen. Das zeigt uns, dass wir uns nicht damit heraus reden können, die Falschen zu sein. Das, was uns fehlt, gibt Gott uns dazu: Gott ist in jeder Hinsicht ein Gentleman, der dafür sorgt, dass Seine Aufträge erfüllbar sind. Schließlich dient unser Erfolg Seiner Ehre. Und um diese geht es.

Vielleicht haben wir auch die Möglichkeit, bei einer Menschenrechtsorganisation, bei Open Doors oder bei der Christlichen Solidarität International (CSI) mitzumachen. Vielleicht können wir einen Fremden auch mal zu uns nach Hause einladen oder in die Gemeinde. Was hindert uns daran? Vergessen wir dabei nicht, dass auch Jesus fliehen musste.


(Autor: Markus Kenn)


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