Betrüget eure Herzen nicht!



In diesem kurzen Bibelabschnitt geht es um die Bedrohung, der die Hebräer durch die Chaldäer ausgesetzt gewesen sind; Gott warnte Sein Volk davor, sich selbst zu betrügen und die Gefahr, vor der sie standen, zu ignorieren oder sich schön zu reden, denn wer der Wahrheit nicht ins Auge sieht, ist nicht bereit, die richtigen Konsequenzen zu ziehen und danach zu handeln.

Diese Einstellung hat sich bis heute nicht gewandelt: Die meisten Menschen haben die Angewohnheit, sich Dinge schön zu reden. Das erkennt man bei Suchtkranken, die der Meinung sind, sie könnten jederzeit aufhören oder seien nicht süchtig. Spieler gaukeln sich vor, den Jackpot zu knacken und den ganz großen Gewinn nach Hause zu tragen und merken nicht, dass sie bereits überschuldet sind.

Doch auch im ganz gewöhnlichen Alltag reden wir uns Dinge schön und machen uns etwas vor. Vielleicht meinen wir, mehr Freunde zu haben als es in Wirklichkeit sind, vielleicht meinen wir, eine Sache gut zu können, obwohl wir da nicht sehr viel anbieten können usw. Ein etwas witzig gehaltener Spruch bringt es auf den Punkt: "Machen wir uns nichts vor: Wir machen uns alle etwas vor!"

Es ist jedem zu wünschen, dass er selbst erkennt, wo er sich selbst etwas vormacht ohne dabei einen grösseren Schaden zu erleiden, und auch dort, wo man nicht nur mit einem blauen Auge davon gekommen ist, sondern ganz schön Lehrgeld zahlen musste, hoffe ich, dass die Betroffenen darüber hinweg kommen, denn aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schmerzlich solche Einsichten sein können.

Dabei gibt es eine Sache, wo wir uns allzu leicht selbst betrügen und etwas vormachen: Viele Menschen sind der Ansicht, dass es kein Fortleben nach dem Tode oder zumindest keine Hölle gibt oder sie hoffen auf Allversöhnung oder auf viele Chancen in Form von Seelenwanderung oder meinen, sie seien schon in Ordnung so wie sie sind. Das mag vor menschlichen Augen auch so sein, aber Gott lehrt hier etwas Anderes. Wir alle sind schuldig vor Ihm, und wenn wir einmal ehrlich sind, dann müssen wir uns eingestehen, dass wir nicht ganz so gut sind wie wir sein wollen. Wir neiden und lügen, wir fangen Streit an und sind oft nicht bereit, jemandem zu vergeben. Eltern, die mehrere Kinder haben, wissen selbst, dass sie ihnen nicht ganz gerecht werden, und auch Einzelkinder erfahren, dass ihre Eltern fehlbar sind. Selbst Lehrer können trotz aller Professionalität und allem redlichen Bemühen ihre Sympathien und Antipathien bei der Notengebung nicht vollständig ausklammern.

Die Checkliste unserer Fehlleistungen und Sünden lässt sich endlos fortsetzen; meine würde sicher eine ganze Bibliothek füllen, und zwar eine grössere. Glücklicherweise dürfen wir damit vor Gott kommen, Ihn um Vergebung bitten und Ihn auch bitten, dass Er uns Veränderungen schenkt. Dabei aber müssen wir offen und ehrlich sein. Es bringt nichts, wenn wir vor Gott kommen und sagen: "Herr, ich habe zwar den ein oder anderen Fehler, aber Du kannst ja trotzdem ganz zufrieden mit mir sein, weil ich doch ein so toller Mensch bin!" Auch die Bitte nach Veränderung muss ernst gemeint sein. Bei einem Trinker hilft auch keine Therapie, solange er dafür nicht bereit ist, mag seine Erkenntnis der eigenen Situation ihm auch noch so deutlich vor Augen stehen. Wenn wir uns nicht verändern wollen, dann brauchen wir diesbezüglich auch nichts zu erbitten. Wer sich aber von Gott nicht verändern lassen will, betrügt sich letztendlich selbst und zeigt, dass er weder lernfähig noch lernbereit ist.


(Autor: Markus Kenn)


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