Gottes Gerechtigkeit



Wenn wir von den Gerichten Gottes hören oder lesen, dann sind wir schnell geneigt, Gott anzuklagen, denn wir halten uns ja für gut: Schließlich haben wir niemanden umgebracht oder Gewalt angetan, letztendlich haben wir keinem ernsthaften Schaden zugefügt, und im Großen und Ganzen sind wir doch friedliche, verträgliche Menschen, die für soziale Zwecke spenden, sich im Umweltschutz engagieren und auch das örtliche Tierheim unterstützen. Vorbestraft sind wir auch nicht; allenfalls haben wir ein Knöllchen dafür bekommen, weil wir kein Geld in die Parkuhr geworfen haben oder ein ganz klein wenig zu schnell gefahren sind, nichts Ernstes also. Vielleicht gehen wir auch regelmäßig in die Kirche, beteiligen uns am Bibelkreis, engagieren uns in der Gemeinde, sind da, wenn man uns braucht, helfen hier und da.

Aber sind wir wirklich gottesfürchtig? Ist unser Glaube mit Leben gefüllt? Wollen wir wirklich Gottes Willen tun? Sind wir wiedergeboren, in dem wir Jesus als unseren ganz persönlichen Erretter angenommen haben? - Auch dann geziemt es sich für uns, selbstkritisch zu sein, denn auch als Christen sind wir nicht fehlerfrei. Sprich: Wir sind zwar durch Jesu Blut gereinigt, aber genau wie bei der Körperpflege, so müssen wir auch in unserem geistlichen Leben reinlich sein und uns täglich waschen, also unsere Sünden vor den Herrn legen. Schließlich haben wir manchmal schlechte Gedanken, reden böse über Andere, begehen eine kleine Lüge oder haben irgendwo geschummelt. Vielleicht haben wir uns trotz aller in uns wohnenden Sanftmut und Friedfertigkeit zu einem Wutausbruch hinreißen lassen.

Zudem dürfen wir nicht vergessen, dass es außer den Tat- auch die Unterlassungssünden gibt: Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir lassen. Wer Gutes zu tun weiß und dies unterlässt, dem ist es Sünde (vgl. Jakobus 4, 17). Das heißt, wenn ich weiß, dass ich einen Kranken besuchen sollte oder meiner alten Nachbarin beim Einkauf behilflich sein sollte und tue es nicht, dann ist es Sünde.

Wenn Gott uns straft, dann nicht, weil wir so viel Gutes getan haben, sondern weil wir das taten, was wir besser hätten lassen sollen oder unterließen, was wir hätten tun sollen. Gott straft uns nicht, weil wir Ihm dienen, sondern eben darum, dass wir es nicht tun. Es wäre ja auch ein Widerspruch in sich, wenn Gott uns dafür auf die Finger klopfen würde, weil wir das tun, was Er uns aufgetragen hat. Niemand gibt seinen Kindern deshalb Stubenarrest, weil sie fleißig für die Schule geübt haben.


(Autor: Markus Kenn)


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