Auch in der Prüfung standhalten



Hiob war wirklich ein stark gebeutelter Mann: Die Prüfung, die Gott ihm gegenüber zugelassen hat, war äußerst schwer, und ich bezweifle, dass ich sie hätte tragen können. Aber Hiob blieb den Geboten Gottes treu trotz seiner Verzweiflung und den Fragen nach dem Warum, nach dem Sinn dieser Prüfung. Aus seinen Zweifeln machte er keinen Hehl, und doch wusste er, dass Gottes Gebote gut sind: Sonst hätte er sich nicht daran gehalten. Immer noch war Vertrauen gegenüber Gott da, auch wenn Hiob von Zweifeln geschüttelt wurde.

Wie gehen wir in unseren Prüfungen damit um? Ist unser Glaube selbst dann noch fest, wenn wir Krisen zu durchstehen haben? - Es ist leicht, an Gottes Gnade zu glauben, wenn alles glatt läuft, wenn wir mit Wohlstand und Erfolg verwöhnt werden. Aber unser Glaube ist nur echt, wenn er sich in Krisen bewährt. Es ist kein großer Akt, bei schönem Wetter seine gärtnerischen Ambitionen ein wenig zu pflegen, aber es gehört sehr viel Liebe dazu, auch bei Regen und Schnee das Erforderliche zu tun. Sprich: Ein Schönwetterchristentum, das bei Sonnenschein und Lob sich selbst auf die Schulter klopft, muss sich die Frage stellen, ob es nicht reine Frömmelei, sondern echter Glaube ist. Wer auch bei Gegenwind zu Christus steht, der meint es ernst.

Prüfungen können in vielerlei Gestalt auftreten: Krankheit, Trauer, Arbeitslosigkeit, Probleme mit den Behörden, ungerechtfertigte Angriffe usw. Und wir wissen alle aus eigener Erfahrung, dass ein Unglück selten allein kommt; meistens bekommt man dann die "geballte Ladung". Dann fragt man sich natürlich, warum man dies oder jenes oder mehreres zu durchleiden hat, insbesondere dann, wenn es länger andauert. Manchmal erscheint es uns auch, als wolle Gott unsere Gebete nicht erhören. Dennoch dürfen wir sicher sein, dass Gott uns hört und uns ernst nimmt. Ein in Stalingrad gefallener Soldat, der die Schrecken und die Grausamkeit des Krieges in allen Nuancen kannte, schrieb: "Gott macht keine Fehler!" - Dem ist auch nichts mehr hinzuzufügen.

Wir verstehen nicht, warum Gott so und nicht anders führt, aber wir dürfen wissen, dass Er immer weiß, was Er tut, dass Er das Große und Ganze genauso im Auge hat wie das aller kleinste Detail. Selbst Krankheit, Trauer und Arbeitslosigkeit kann Er dazu benutzen, um Seine Botschaft weiter zu tragen. Ich hätte auch einige Menschen niemals kennen gelernt, wenn ich nicht in Hartz IV gekommen wäre und hätte ihnen folglich auch nicht bekennen können. Das soll nicht heißen, dass ich mich vor der eigenen Verantwortung drücken will, und ich wünschte mir wirklich, diese Erfahrung wäre mir erspart geblieben, und doch weiß ich, dass ich dadurch Menschen von Jesus erzählen konnte, denen ich sonst niemals begegnet wäre.

Auch die Zeiten der Trauer haben sich für mich als segensreich erwiesen: Ich kann Menschen nun besser verstehen, denen es emotional schlecht geht; dann geht man auch anders damit um. Sobald die Menschen bemerken, dass man sie in ihrer Situation ernst nimmt und verstehen kann, wissen sie auch, dass man als Christ nicht weltfremd ist: Weltfremdheit wird ja gerade Christen gegenüber als Vorwurf erhoben.

Zudem wird das Gottvertrauen, also der Glaube, gestärkt. Wer sich in der Krise an Gott wendet und bemerkt, was er Gutes tut, dass Er durch trägt allen Widernissen zum Trotz, der bemerkt auch Seine Liebe, die durch trägt. Vor allem wird unser Glaube gerade in Prüfungen geläutert und gereinigt wie Gold. Wer im Feuer geschmiedet wird wie Eisen, der wird stabil. Wer in Prüfungen standhält, der erfährt Wachstum: Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben. Deshalb dürfen wir Prüfungen annehmen und uns dabei an Gott wenden: "Herr, verändere mich dadurch nach Deinem heiligen Willen!"


(Autor: Markus Kenn)


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