Auf die eigenen Worte achten



Wenn man unter Menschen ist, dann fällt selbst beim oberflächlichen Hören auf, wie viele schmutzige Worte gesagt und wie viele unflätige Reden gehalten werden: Die Gossensprache - einst selbst bei relativ einfach gestrickten Leuten verpönt - ist heute selbst in den sich als gebildet bezeichnenden Kreisen eingedrungen; Fäkalausdrücke gehören längst in den alltäglichen Wortschatz. Das ist schrecklich und beängstigend zugleich, und es ist bezeichnend, dass eine Musikgruppe, die der Gothic-Bewegung nahe steht, erfolgreich ist und den Namen "Unheilig" trägt. Die Menschen wollen nicht wissen, was dieses Wort in Wirklichkeit bedeutet, und wenn man es ihnen erklärt, dann interessieren sie sich meistens nicht dafür: Allenfalls wird relativiert, weil man Heiligkeit mit Langeweile und Spießertum verwechselt.

Dabei sind es vor allem die Worte, die unser Gewissen entschärfen: Mit Worten versucht man, das Böse zu relativieren und Argumente zu finden, die eine böse Tat rechtfertigen sollen. Man versucht, schlechte Taten zu rationalisieren, in dem man sagt: "Das machen doch alle!" Oder: "Diebstähle und Versicherungsbetrügereien sind doch längst in die Preise einkalkuliert!" Letztendlich hat man die Floskel "Man muss halt sehen, wo man bleibt!", mit der man sich zu entschuldigen versucht. Augenscheinlich begreifen nur noch die Wenigsten, dass hier ein Selbstbetrug sondergleichen stattfindet, denn Worte haben auch Mord, Totschlag und Kriege gerechtfertigt.

So hieß es bei der Eroberung des amerikanischen Kontinents, dass erst ein toter Indianer ein guter Indianer sei, eine Redewendung, die in Vietnam auf die dort lebenden Menschen angepasst wurde nach dem unappetitlichen Motto: "Gutes Schlitzauge, weil totes Schlitzauge." - Allein der rassistische Hintergrund ist schon mehr als menschenverachtend!

Afrikaner wurden versklavt, weil man sie allenfalls als unterste Form des menschlichen Lebens ansah und lehrte, sie seien dumm und minderwertig, gerade dazu gut, dem weißen Mann als Sklaven und als Eigentum zu dienen. Wer seinen Sklaven misshandelte oder gar tötete, kam in aller Regel ungeschoren davon, denn er war ja nach der gängigen Meinung der Besitz des Sklavenhalters und damit dessen Eigentum und dessen Vermögenswert. Wer dagegen Sklaven versteckte, musste mit Strafen rechnen. Alles das wurde mit Worten begründet.

Besonders ekelhaft sind die Worte, mit denen die Nazis während ihrer Regierungszeit die Ermordung von Behinderten - vor allem geistig Behinderten -, von politischen Gegnern wie Sozialdemokraten, Konservativen und Kommunisten, von Sintis, Roma, Slawen und Juden begründeten, was leider auch für alle anderen Gewaltopfern der Nazis genauso gilt: Sie wurden als Untermenschen, als Ungeziefer deklariert, als lebensunwertes Leben, welches zu bekämpfen sei. Millionenfacher Mord folgte diesen Worten genauso wie ein unsäglicher Krieg, der alles bisher da gewesene trauriger weise in den Schatten stellte. Die fiesen und menschenverachtenden Floskeln der Neonazis haben als Worte begonnen und endeten bzw. enden in den Gewaltexzessen gegen Ausländer, gegen Menschen mit anderer Hautfarbe und gegen Behinderte. Worte haben den Anfang gesetzt unter solche unseligen Taten.

Es war auch die militante Sprache des Kaiserreiches unter Wilhelm II., die das damalige Deutsche Reich in eine Rüstungsspirale trieb, und es war der Militarismus im damaligen Gesamteuropa, der mit Worten begann und in den teuflischen Ersten Weltkrieg endeten: Es sind Kraftausdrücke, die in unüberlegten Kraftakten enden.

Doch es bedarf längst nicht solcher Extrembeispiele: Es findet im Alltag statt. Wie viele Menschen werden seelisch krank, weil sie gemobbt werden? Alles beginnt mit Worten, mit Verleumdungen, mit Anspielungen. Es wird nach der Devise gehandelt: "Kleine Sticheleien erhalten die Feindschaft!" Als ironische Bemerkung unter Freunden, die sich ein wenig fobben, ist das sicher ganz lustig, aber im Alltag wächst das alles zu einer Gefahr auf, die nicht zu unterschätzen ist. Zahlreiche Menschen fallen unschuldiger weise den Krankenkassen zur Last oder werden früh verrentet, weil sie diesen Belastungen nicht mehr gewachsen sind. Die Ausgaben für Mobbingopfer kosten den Sozialkassen Millionen, ein Betrag, der leicht zu sparen wäre, wenn die Menschen ihre Zunge im Griff hätten; sie würden sich selbst viel Ärger sparen und sich selbst das Leben erleichtern, wenn sie auf verbale Attacken verzichteten.

Der Bibelvers, den ich eingangs zitiert habe, bringt es ja auf dem Punkt: Die Worte sind es, die zeigen, welch Geistes Kind wir sind. Aus unseren Worten lässt sich erkennen, ob wir es wirklich gut meinen oder nicht. Dabei geht es nicht um rhetorische Feinheiten und schon gar nicht um eine Wortwahl, die geschwollen ist und den Menschen Sand in die Augen streut: Auch dies ist ja schon Betrug und damit ein Vertrauens- und Dammbruch. Es geht darum, darauf zu achten, seine Worte so zu wählen, dass sie weiter bringen, dass sie segnend wirken. Dabei kann man Dinge auf den Punkt bringen, doch so, dass der Anstand gewahrt bleibt. Ich kann sagen: "Rede gefälligst deutlich, du Vollidiot!" oder aber: "Ich habe Dich akustisch nicht verstanden!" Beides sagt inhaltlich eigentlich dasselbe aus, nur im zweiten Fall wird niemand verletzt.

Vor Gott werden wir auch für unsere Worte zur Verantwortung gezogen werden. Wer sich dessen bewusst ist, der wird auch auf sexistische Anspielungen genauso verzichten wie auf lügnerische, heuchlerische Worte. Wir sollen uns immer bewusst sein, was Jesus an anderer Stelle treffend sagte: "Ich sage euch aber, dass die Menschen Rechenschaft geben müssen am Tage des Gerichts von jedem nichtsnutzigen Wort, das sie geredet haben. Aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden, und aus deinen Worten wirst du verdammt werden." (Matthäus 12,36-37).

Vergessen wir auch die Ratschläge nicht, die uns Gott in Sprüche 10,18-21 gibt: "Falsche Lippen bergen Hass und wer verleumdet, ist ein Tor. Wo viel Worte sind, da geht's ohne Sünde nicht ab; wer aber seine Lippen im Zaum hält, ist klug. Des Gerechten Zunge ist kostbares Silber; aber der Gottlosen Verstand ist wie nichts. Des Gerechten Lippen erquicken viele; aber die Toren werden an ihrer Torheit sterben."

Und auch Jakobus 3,2 gibt uns einen guten Rat über den Gebrauch der Zunge: "Denn wir verfehlen uns alle mannigfaltig. Wer sich aber im Wort nicht verfehlt, der ist ein vollkommener Mann und kann auch den ganzen Leib im Zaum halten."

Zum Schluss möchte ich den Lesern noch Jakobus 3,5-6 mit auf den Weg geben: "So ist auch die Zunge ein kleines Glied und richtet große Dinge an. Siehe, ein kleines Feuer, welch einen Wald zündet's an! Auch die Zunge ist ein Feuer, eine Welt voll Ungerechtigkeit. So ist die Zunge unter unsern Gliedern: sie befleckt den ganzen Leib und zündet die ganze Welt an und ist selbst von der Hölle entzündet."


(Autor: Markus Kenn)


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