Worte verraten uns


Im Judentum sind strenge Speisenvorschriften zu beachten: Es wird nicht nur nach reinen und unreinen Tieren unterschieden, sondern auch großer Wert darauf gelegt, dass die betreffenden Speisen entsprechend zubereitet werden; so darf ein Lämmchen niemals in der Milch seiner Mutter zubereitet werden, und es gibt bestimmte Töpfe, die für Gemüse oder Fleisch bestimmt sind. Auch die Aufbewahrung der Speisen ist an strenge Vorschriften gebunden; selbst bei der Herstellung von Wein achtet ein Rabbi darauf, dass alle Vorschriften äußerst penibel eingehalten werden.

Insbesondere die Schule der Pharisäer war bemüht, die Gesetze, Vorschriften und Gebote Gottes einzuhalten: Ihre Sorge, einen Fehltritt zu begehen und damit unrein zu werden, war sehr groß. Für sie wahren deshalb die Speisenvorschriften von großer Wichtigkeit, um sich bloß nicht durch das Essen zu verunreinigen.
Jesus sagte dazu in Matthäus 15, 15-20:

"Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Deute uns dies Gleichnis! Und Jesus sprach zu ihnen: Seid denn auch ihr noch immer unverständig? Merkt ihr nicht, dass alles, was zum Mund hineingeht, das geht in den Bauch und wird danach in die Grube ausgeleert? Was aber aus dem Mund herauskommt, das kommt aus dem Herzen, und das macht den Menschen unrein. Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsches Zeugnis, Lästerung. Das sind die Dinge, die den Menschen unrein machen. Aber mit ungewaschenen Händen essen macht den Menschen nicht unrein."


Daran ist sehr viel: Es sind doch die üblen Gedanken, die aus unserem Herzen kommen, die uns hassen und eifersüchtig, begehren und Böses sagen lassen; letztendlich kamen auch die Hetzreden eines Joseph Goebbels und die Hasstiraden eines Julius Streicher in seiner Zeitung "Der Stürmer" gegen alles, was nicht ins Naziregime passte, aus den unreinen Herzen, die verblendet gewesen sind vom Hass gegen Menschen, welche nicht in das eigene Weltbild passten.

Doch man muss nicht in die Vergangenheit gehen oder in die große Politik, um zu sehen, dass es die Worte sind, die uns verunreinigen: Bei der Bundeswehr hörte ich so viele schmutzige Witze, dass man sie wohl nicht mehr zählen kann, und auch an den Stammtischen und während des Karnevals wird so viel Schmutz geredet, dass man mit einem Oster-, Frühjahrs- und Weihnachtsputz zusammen genommen nicht mehr hinkommt. Auch anderswo sind zweideutige Witze und das Prahlen mit sexuellen Abenteuern gang und gäbe. Man prahlt sogar voller Stolz mit One-Night-Stands und mit dem Besuch in Freudenhäusern und auf dem Straßenstrich. Wenn ich das alles höre, dann fällt mir ein: "Wer angibt, hat es besonders nötig!" Das Wenigste dürfte überhaupt stimmen, und es ist bedauerlich, dass es Menschen gibt, die ihre Triebe und damit sich selbst nicht im Griff haben. Wer sich selbst nicht kontrollieren und beherrschen kann, wird zur Marionette der eigenen Zwänge und zum Sklaven niedrigster Instinkte.

Und auch der Klatsch und Tratsch über andere Menschen bringt sehr viel Leid über die Betroffenen: Wie oft wurde jemandem unterstellt, er sei ein Dieb oder ein Trinker. Mancher verlor durch Mobbing am Arbeitsplatz nicht nur seine Existenz, sondern büßte zugleich seine seelische und körperliche Gesundheit ein. Durch Verleumdungen wurden Menschen in das soziale Aus genauso getrieben wie in den Selbstmord. Unsere Worte können also sehr viel Unheil anrichten; deshalb sollten wir auf unsere Worte achten.
Nicht umsonst heißt es in Sprüche 18,21: "Tod und Leben stehen in der Zunge Gewalt; wer sie liebt, wird ihre Frucht essen." Und: "Wo viel Worte sind, da geht's ohne Sünde nicht ab; wer aber seine Lippen im Zaum hält, ist klug." (Sprüche 10,19). In Jakobus 3,3 lesen wir: "Wenn wir den Pferden den Zaum ins Maul legen, damit sie uns gehorchen, so lenken wir ihren ganzen Leib." Für das bessere Verständnis empfehle ich, das ganze Kapitel 3 des Jakobusbriefes zu lesen.

Letztendlich sind es auch die Worte, über die wir am Jüngsten Tag, an Gottes letztem Gericht, ablegen werden müssen: Jedes unnütze, als böse Wort wird uns dann begegnen, wenn es uns nicht in Jesu Blut vergeben ist. Deshalb tun wir gut daran, jede fäkale Sprache zu vermeiden; damit nehmen wir doch genau das in den Mund, was wir nicht einmal in die Hand nehmen würden. Aus Matthäus 12,36-37 erfahren wir: "Ich sage euch aber, dass die Menschen Rechenschaft geben müssen am Tage des Gerichts von jedem nichtsnutzigen Wort, das sie geredet haben. Aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden, und aus deinen Worten wirst du verdammt werden."

Es sind also die Worte, die unseren charakterlich-geistlichen Zustand verraten werden, die zeigen, wie wir gepoolt, wie wir drauf sind. Erkennen wir nicht selbst den Prahlhans an seinen Worten? Fällt nicht früher oder später jeder als unehrlich auf, der Lügen verbreitet? Und wer vertraut schon wirklich dem, der ständig über Abwesende herzieht? Wer die Wahrheit einfordert und selbst lügt wie gedruckt handelt wie jemand, der jeden Tag sturzbetrunken ist und Alkoholverzicht einfordert: Man macht sich lächerlich, wenn man selbst ein Lügenbaron von Münchhausen ist und der Wahrheit das Wort redet. Menschen, die viel schwatzen ohne etwas auszusagen, zeigen doch auf eindrückliche Weise, welche Leere in ihnen ist. Wer von anderen Menschen nur schlecht reden kann, hält sich selbst im Grunde seines Herzens für erbärmlich.


(Autor: Markus Kenn)


  Copyright © by Markus Kenn, www.christliche-themen.de
  Dieser Inhalt darf unter Einhaltung der Copyrightbestimmungen kopiert und weiterverwendet werden