Herr, erhöre mich



Jeder von uns hat sich wohl schon die Frage gestellt, ob Gott unser Gebet überhaupt hört, ob Er sich um uns kümmert, ob Ihn unsere Sorgen, Ängste und Nöte interessieren, ob Er uns helfen kann und helfen möchte. Manchmal beten wir für eine Sache oder in einer bestimmten Angelegenheit sogar jahrzehntelang, und es scheint, als würde nichts geschehen, als wären unsere Worte in den Wind gesprochen.

Doch wir dürfen getrost sein: Gott kann, will und wird uns helfen, Er hört uns. Aber Er ist zugleich der allwissende Gott: Er weiß, was für uns gut ist. So kann es sein, dass Er uns eine bestimmte Bitte nicht erfüllt, weil es nicht gut für uns wäre oder Er lässt uns warten, weil wir dafür noch nicht reif sind. Im Übrigen kennt Gott selbst das aller kleinste Detail und weiß daher, wann der richtige, optimale Zeitpunkt ist, uns etwas zu gewähren. Und Er kennt auch das rechte Maß dafür: Nie gibt Er zu viel, aber auch niemals zu wenig.

Zugleich ist es auch eine Erziehungsfrage: Gott möchte, dass wir uns bewusst werden, ob uns eine Sache wirklich wichtig ist oder nicht, ob es nur ein Strohfeuer ist oder eine wirkliche Sehnsucht. Damit üben wir Ernsthaftigkeit und auch Geduld ein. Unser Vertrauen in Ihn wird ebenso geschult wie die Eigenschaft, unsere Prioritäten richtig zu setzen. Wir verlieren unsere Angst, eventuell zu kurz zu kommen.

Gleichzeitig erfahren wir aus dem fünften Vers, was Gott von uns erwartet: Ihm missfällt gottloses Wesen und Boshaftigkeit. Wenn wir also beten, müssen wir uns die Frage stellen, ob wir überhaupt an die Existenz Gottes und an Seine Allmacht glauben; es macht nicht wirklich Sinn, zu Gott zu beten, wenn wir meinen, dass niemand da ist, der uns hört oder der sich für uns interessieren würde. Es macht auch keinen Sinn, Gott zu bitten, wenn wir Ihm nicht zutrauen, dass Er die Macht dazu hat, unsere Sehnsucht zu stillen. Gleichfalls sollte uns klar sein, dass unsere Beziehung zu Gott stimmen muss: Wir finden es doch auch nicht prickelnd, wenn jemand immer dann an uns denkt, wenn Er meint, uns brauchen zu können und ansonsten Luft für ihn sind. Gott ist nicht unser Notnagel, der uns gefälligst die Kohlen aus dem Feuer zu hohlen hat, wenn wir uns wieder einmal die Finger verbrannt haben und uns ansonsten in Ruhe zu lassen hat. Das ist nicht nur unfair, sondern blendet zugleich die absolute Heiligkeit Gottes aus.

Auch müssen wir uns überlegen, ob unsere Bitten gut sind oder nicht: Wer den heiligen Gott darum bittet, dass der unsympathische Nachbar mal so richtig Ärger bekommt, muss sich fragen, ob er da nicht etwas missverstanden hat. Gott ist auch nicht derjenige, der unsere Habgier zu stillen hat: Dann handeln wir nämlich wie kleine bockige Kinder, die absolut etwas haben wollen, selbst wenn die Eltern schon einige Male nein gesagt haben. Es darf auch nicht um unser Ego gehen. Wir dürfen Gott zwar um einen Arbeitsplatz, um Bewahrung, um Gesundheit und vieles mehr für uns selbst bitten, doch wir dürfen dabei nicht vergessen, dass Er uns dieses alles gibt, damit wir zu Seiner Ehre arbeiten und leben.

Das bewahrt uns vor Boshaftigkeit und lehrt uns zugleich das Danken. Wer um etwas bittet, was ihm fehlt und gleichzeitig dafür dankt, was er hat, sieht Gottes Güte und Allmacht und vertraut Ihm die Lösung aller Fragen und Probleme zu. Wir dürfen Ihn auch bitten, uns zu zeigen, ob eine Bitte gut ist, ob wir die richtige oder falsche Motivation haben. Dann sehen wir auch, wo uns Jesus noch verändern möchte, wo bei uns noch Unzulänglichkeiten sind, die wir bei Ihm allesamt abgeben dürfen.

Meine Glaubenserfahrung hat mich darüber hinaus gelehrt, dass Gott mir zwar Vieles verweigert hat: Nicht immer habe ich das gleich verstanden, doch ich habe bemerkt, dass Gott es richtig gemacht hat: Er irrt sich nun einmal nie und macht nicht einmal den aller kleinsten Fehler. Ich verstehe zugegebenermaßen auch jetzt längst nicht alles, und ich verstehe nicht in jedem Fall, warum Gott sich einer meiner Bitten verschließt, aber ich weiß, dass es das Beste für mich ist. Es ist so wie bei einem kleinen Kind, das ein gesundes Verhältnis zu seinem irdischen Vater hat: Es weiß, dass Vaters Verbote nicht dazu da sind, ihm zu schaden, sondern es zu beschützen. Welcher Vater würde denn seinem fünfjährigen Kind Alkohol geben? Oder den Autoschlüssel, damit es losfahren kann? - Gott möchte uns nicht schaden, sondern weiß, was uns nützt. Deshalb vertraue ich Ihm ganz und gar und jeden Tag ein Stückchen mehr!


(Autor: Markus Kenn)


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