Vorbild sein!



Bei den Stars und Sternchen aus der Musik- und Filmszene geben sich neue Partner beinahe schon die Klinke in die Hand: Scheidungsanwälte in Hollywood scheinen jedenfalls ein gutes Auskommen zu haben und sich nicht über einen Mangel an Aufträgen beklagen zu können. Oft wissen nicht einmal die Fans so richtig, wer da mit wem verbandelt ist, und manchmal stellt sich bei einer bestimmten Partnerschaft die Frage: "Immer noch oder schon wieder?" Doch auch an anderer Stelle unterscheiden sich "die da oben" von "uns da unten".

Wenn ein hoher offizieller Staatsbesuch kommt, dann erfahren wir als Randnotiz oft, aus welchen Speisen und Getränken das entsprechende Staatsbankett bestanden hat. Geben sich prominente Adlige das Ja-Wort, dann erscheint in mancher Illustrierten, aus welchen Gängen das Hochzeitsmahl bestand: Das ist vor allem dann der Fall, wenn es sich um immer noch amtierende Monarchen handelt. Und selbst diejenigen unter uns, die sehr gut betucht sind, staunen über die edlen Speisen und Getränke, die gereicht worden sind. Ist Beides pauschal gut?

Ich gönne jedem eine glückliche Partnerschaft, und es liegt mir fern, in die intimsten Bereiche Einzelner zu sehen, doch der beständige Partnerwechsel der Prominenten tut nicht gut. Zeigen sie damit nicht, dass sie bindungsunfähig sind? Oder wollen sie dadurch permanent in der Presse vertreten sein, damit sie noch bekannter werden und ihr Marktwert steigt? - Es scheint mir oft so.

Vor allem sind Prominente stets auch Vorbilder, ob sie es wollen oder nicht: Wenn Prominente etwas tun oder lassen, so finden sich stets Nachahmer und Trittbrettfahrer. Man versucht, wie der Star zu handeln, und viele machen sich schnell die Gedanken und Ansichten, die z. B. ein hochstehender Politiker äußert oder ein Adliger von sich gibt, zu eigen in der Überzeugung, sie müssten es ja wissen.

Dies wurde bei Lady Di, der "Königin der Herzen", besonders offensichtlich: Man lobte ihr soziales Engagement, übersah aber geflissentlich dabei, dass sie niemals auch nur einen Penny aus der eigenen Tasche für soziale Projekte spendete. Sie vermochte sich gut in Szene zu setzen. Was empfindet ein "einfacher Ehrenamtlicher" dabei, der sich oft nicht nur unentgeltlich einsetzt, sondern auch tief in die eigene Tasche greift, damit ein bestimmtes Projekt durchgeführt werden kann oder einem Menschen geholfen wird?

Und auch bei Staatsbanketten sei die Frage erlaubt, ob es immer unbedingt der teuerste Wein, der edelste Champagner, der beste Kaviar sein muss: Wenn man dem Volk Wasser predigt und massive, oft unangenehme Kürzungen zumutet, ist es nicht einsichtig, dass Staatsbankette alle Rahmen sprengen.

Vor allem geht es gerade bei denen, die Regierungs- und Führungsverantwortung übernommen haben bzw. die prominent sind, darum, dass sie eine Vorbildfunktion haben wie bereits geschildert. Welchen Eindruck hinterlassen Stars, die beständig Alkohol- und Drogenprobleme haben und damit dokumentieren, dass sie alles andere als feste Persönlichkeiten sind? Und was halten wir von Politikern, die Wasser predigen, aber selbst Wein trinken?

Es geht hier nicht um Askese, und ich gönne jedem seinen Wohlstand, seinen Reichtum, den er auch genießen soll. Aber ist es nicht unfair, wenn man sozial Schwachen, die sich nicht helfen können, das letzte bisschen Sicherheit raubt, während man sein Leben genießt? Es ist auch unfair, alle Hartz-IV-Empfänger als "bildungsferne Schichten" zu bezeichnen: Schließlich gibt es darunter auch eine erhebliche Zahl an Akademikern, und auch diejenigen, die vielleicht weniger begabt sind, die eine schlechtere Ausbildung oder vielleicht gar keinen Berufsabschluss haben, haben doch das Recht auf Perspektive. Es kann doch nicht angehen, dass auf einer Förderschule die Kinder lernen, wie man mit Hartz IV lebt, weil man sie für den Arbeitsmarkt schon abgeschrieben hat, bevor sie 15 Jahre jung sind.

Und es geht auch darum, dass die Verantwortlichen ihrer Verantwortung nicht nur als Vorbilder bewusst sind, sondern auch, dass das, was sie beschließen, insbesondere auf die Wehrlosen erhebliche Auswirkungen hat. Die Schließung einer Filiale oder einer Fabrik mag für einen Großkonzern nur eine statistische Größe sein, aber dahinter stecken menschliche Schicksale. Die Erhöhung von Diäten hat auch immer einen üblen Beigeschmack, wenn bei Kleinrentnern und Geringverdienern die reale Kaufkraft sinkt.

Der obige Bibelabschnitt mahnt bei den Verantwortlichen die Bereitschaft an, die Prioritäten richtig zu setzen und die Kraft, die man hat, für die anstehenden Aufgaben einzusetzen statt sie irgendwo zu vergeuden. Und ein Politiker, der drei- oder viermal verheiratet gewesen ist, also sein Privatleben nicht geordnet bekommt, dürfte wohl kaum in der Lage sein, eine Führungsposition in Staat und Gesellschaft zu übernehmen: Wie soll er dort ordentlich haushalten, wenn er nicht einmal in der Lage ist, seinem Haus ordentlich vorzustehen?


(Autor: Markus Kenn)


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