Nicht mutwillig sündigen



2006 hatte ich einen Ein-Euro-Job an einem Schulzentrum in Cochem; dort war auch ein anderer Ein-Euro-Jobber mit mir als Hausmeistergehilfe beschäftigt. Er kam aus einem Nachbarort, sodass wir beide bis Cochem - damals wohnte ich noch in Treis-Karden - mit dem Zug fuhren. Dort unterhielten wir uns natürlich regelmäßig, und auch in unseren Arbeitspausen plauderten wir. Selbstverständlich hatte auch er mitbekommen, dass ich bibelgläubig bin. Für ihn stand fest, dass der, der Jesus als seinen ganz persönlichen Retter und Erlöser angenommen hat, tun könne, was gefällt: Der Glaube rette ja auf jeden Fall. So hat er die wiedergeborenen Christen und das Evangelium verstanden.

Das ist nicht verwunderlich: Bei Extremcharismatikern hört man dies unisono. Dort klingt es so, dass die Bekehrung "nur" aus dem Übergabegebet bestünde und dann so weiter machen könne wie bisher. Doch ist das wirklich Bekehrung? Treten wir, wenn wir uns zwar nach außen hin unter das Blut Christi stellen, aber im Herzen so bleiben, wie wir sind, Jesu Erlösungswerk und damit sein Opfer nicht mit Füssen?

Natürlich können alle Vergleiche immer nur hinken, doch vielleicht kann folgender das, was ich gerade geschrieben habe, verdeutlichen: Was würden wir empfinden, wenn wir einem Hungrigen, der materiell sehr arm ist, sein Leib- und Magengericht mit den besten Zutaten herrichten und ihm alles an einem schön und geschmackvollen Tisch servieren würden, er aber das Essen einfach weg schütten würde? Richtig: Wir wären verärgert!

Auch als Bekehrte sind wir zwar auch bloß Menschen, die mit Wasser kochen, und leider machen wir Fehler, wir sündigen, wir werden wütend, wir haben unschöne Gedanken, uns rutschen flätige Worte aus dem Mund heraus. Doch es macht einen Unterschied, ob wir leichtfertig oder gar vorsätzlich weiter sündigen wie bisher oder ob wir uns Mühe geben. Das ändert keinesfalls etwas daran, dass Sünde immer Sünde bleibt, aber wenn wir auf dem dünnen Eis der Versuchung eingebrochen sind und Jesus unser Versagen bekennen, unser Versagen bereuen und bereit sind, uns von Ihm auch weiterhin verändern zu lassen, dann vergibt Er uns und tritt ein für uns beim Vater.

Wenn wir uns für Jesus als ganz persönlichen Erretter und Erlöser entschieden haben, dann haben wir uns auch dafür entschieden, dass Er uns verändert. Wir wissen doch selbst aus persönlicher Erfahrung, dass Halbherzigkeiten oder Oberflächlichkeiten ohnehin zu nichts führen. Es ist doch genauso wie bei allen anderen Entscheidungen, die wir treffen: Ein Trinker, der sich entschließt, trocken zu werden, wird dies nicht dadurch schaffen, indem er weiter Bier in sich hinein schüttet oder andere alkoholische Produkte zu sich nimmt. Ein einfacheres Beispiel sind auch die guten Vorsätze, die jedes Mal am Sylvesterabend gemacht werden und dann allenfalls bis Mitte Januar halten.

Wir dürfen letztendlich nicht vergessen, dass man gerade auf uns Christen schaut: Wenn ich mich als Christ oute, dann kann ich absolut sicher sein, dass ich kritisch beobachtet werde. Benehme ich mich wie alle Welt, dann bin ich nicht sonderlich überzeugend, sondern allenfalls dafür gut, als Ausrede zu dienen: "Wenn das Christen tun, kann es folglich gar nicht so schlimm sein!" - Und warum sollte sich jemand aufgrund meiner Worte bekehren, wenn meine Taten genau das Gegenteil dessen, was ich sage, bezeugen?

Und es ist auch die Frage, wie ernst ich meine Bekehrung meine. Wenn ich Jesus glaube, dann glaube ich auch an das, was Er gesagt hat. Dann vertraue ich auch darauf, dass Seine Gebote richtig und gut sind. Tue ich das, dann werde ich mich bemühen, mich daran auch zu halten. Das ist doch genauso, als wenn ich krankheitsbedingt zu einem Arzt gehe: Vertraue ich dem Arzt und möchte gesund werden, dann werde ich die verschriebenen Medikamente nach ärztlicher Anweisung einnehmen, dann werde ich auf seinen Rat hin Massagen oder Fango-Packungen in Anspruch nehmen und auch, wenn es sein muss, mich in ein Krankenhaus oder in Kur begeben. Frage ich jemandem nach den Weg, dann fahre ich doch auch nicht in Gegenrichtung, um mein Ziel zu erreichen, wenn ich dem Befragten Vertrauen schenke.

Jede mutwillige Sünde bedeutet, bewusst Jesus zu misstrauen. Derjenige aber, der Jesus nicht wirklich vertraut, wird auch nicht gerettet und wartet so letztendlich auf das Gericht, auch wenn er sich nach außen hin als Christ ausgibt. Es ist wie mit den Schriftgelehrten und Pharisäern, die zwar die Schriften beinahe auswendig kannten, aber blind dafür gewesen sind, dass Jesus der Retter und Erlöser ist. Stehe ich vor einem Strafgericht, dann nutzt es mir auch nichts, dass ich das Gesetzbuch in- und auswendig kenne, wenn ich der Tat überführt werde, im Gegenteil: Die Strafe fällt selbst in weltlichen Gerichten härter aus.

Sich Jesus anzuvertrauen bedeutet, Ihm die Herrschaft über alle Teile seines Lebens zu überlassen. Das schließt nicht nur das Gemeindeleben mit ein, sondern auch das berufliche, das private Leben. Als echter Christ werde ich nicht das Bedürfnis haben, zweifelhafte Establishments zu besuchen oder an okkulten Praktiken teilzunehmen. Das, was ich tue, versuche ich doch, zur Ehre des Herrn zu tun. Die "Ist-mir-doch-alles-völlig-Wurst"-Einstellung ist keine echte christliche Einstellung. Vergessen wir nicht: Unsere Reden und unsere Taten sollen ein Bekenntnis für den Herrn sein. Sicher sind wir dabei nicht perfekt und bedürfen der täglichen Reinigung, aber die Welt sieht, ob es uns ernst ist oder nicht. Und wer den Namen des Herrn bewusst in den Schmutz sieht, der darf sich am Tage des Gerichtes auch nicht beschweren, wenn er die Quittung dafür bekommt.


(Autor: Markus Kenn)


  Copyright © by Markus Kenn, www.christliche-themen.de
  Dieser Inhalt darf unter Einhaltung der Copyrightbestimmungen kopiert und weiterverwendet werden