Adam

Gedicht


Herr, wie hast du mich gemacht,
so wunderbar in Deinem Rat,
und führst mich an der Hand, ganz sacht,
zu tun, mein Herr, die gute Tat.

Aus Staub, so hast Du mich erschaffen,
und gabst mir . . . alles gabst Du mir!
Ich herrschte auf der Erde ohne Waffen,
und meine Freude, Meister, war allein in Dir.

Ich freute mich des Lebens in dem Garten,
die Tiere waren alle untertan.
den Vögeln mit den vielen Arten
zu hören auf mich hast in sie getan.

Täglich hatte ich mit Dir Gemeinschaft,
ich sagte alles Dir was mich bewegt.
Ich suchte die Gemeinschaft in der Andacht,
beschütztest mich und hast mich wohl gepflegt.

Mit meinen Augen sah ich, Herr, Dein Glänzen,
das Herz, es sprang vor Freude tief in mir.
Mein Platz war nah, ganz nah an Deinem Herzen,
und was ich tat, das war zu Ehren Dir.

Mit meinen Ohren hörte ich Dein Wort,
es sprach zu mir von Früh bis in die Nacht.
Für dich, mein Sohn, bin Ich ein fester Hort,
und was du hörst, auf alles habe Acht.

Und meine Hände lagen in den Deinen,
blicktest mich an und wusstest, wie mir war.
Es gab noch nichts, das brachte mich zum Weinen,
in deiner Gegenwart war Freude immerdar.

Ich träume hin und wieder von den Bäumen
und von den Tieren, welche gabst du mir.
Doch jetzt tun Disteln meine Wege säumen,
erfüllt sich damit doch das Wort von Dir.

Und ohne zu ermüden lief ich täglich
durchquerte Täler, stieg auf Berge hoch.
Doch jetzt, mit Mühe und ganz kläglich,
versag' ich täglich, stündlich, Woch' um Woch'.

Ich war gesund, und Schmerzen kannt' ich nicht,
zur Zeit, wo ich in Eden war.
Jetzt zeichnen viele Leiden mein Gesicht
und meine Schwäche wird jetzt mir offenbar.

Ich bin gefallen aus dem Paradies,
ich bin gefallen unter Deinen Fluch.
Es tut mir leid, ich fühle mich ganz mies,
doch Dunkelheit umhüllt mich wie ein Tuch.

Und meinen Sohn, den Abel, sah ich sterben,
es ging zurück der Staub zu seinem Staub.
Es wollte Kain des Todes Gunst erwerben,
doch war's für mich der allergrößte Raub.

Ich trauerte die vielen Jahre
und dann von Schmerzen wurde ich umhüllt.
Das Leben auf der Erde, es ist nicht das Wahre,
allein bei Dir ist man von Freud' erfüllt.

Nun sterbe ich, ich folge meinem Kind,
dem Abel, der als erster starb.
Mein Leben war ein Haschen nach dem Wind,
denn ohne Dich, die Seele in mir darb.

Es starb der Adam. Doch wir leben jetzt.
Persönlich kommt für mich der neue Tag,
wo mich der Herr zu einer Säule setzt
in jenen Tempel, wo ich "Danke" sag.


(Gedicht, Autor: Heinrich Jäger )


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