Um Vergebung bitten



Wir alle verfehlen uns tagtäglich, obwohl wir das als wiedergeborene Christen eigentlich gar nicht wollen. Auch David, der Mann nach dem Herzen Gottes, verfehlte sich immer wieder. Ja, sogar ein Ehebruch und ein Mord gehen auf sein Konto. Doch er bat Gott aufrichtig um Vergebung und vergaß dabei auch nicht, auch für die unbewussten Sünden um Verzeihung zu bitten. Diesbezüglich – doch nicht nur hier! - können wir viel von König David lernen.

Wie stehen wir zu unserer Schuld? Sind wir bereit, um Vergebung für unsere Verfehlungen zu bitten? Wie ernst ist unsere Bitte um Entschuldigung? Ist es nur eine reine Höflichkeitsfloskel, einfach so dahin gesagt, ohne es wirklich ernst zu meinen? Oder stehen wir dahinter? Sind wir bereit, den entstandenen Schaden soweit als möglich wieder gut zu machen? Sind wir bereit, uns auch bei den Menschen, an denen wir schuldig geworden sind, zu entschuldigen, auch wenn es uns peinlich ist und uns jede Menge Überwindung kostet?

Das alles sind Fragen, die ich mir vor allem selbst stellen muss. Vor allem muss ich persönlich darauf achten, dass ich bei meinen Entschuldigungen nicht mit zweierlei Maß messe nach dem Motto: „Der und der kann mir ja sowieso nichts!“ Schließlich geht es bei Schuld und der Bitte um Vergebung nicht darum, ob mich jemand zur Rechenschaft ziehen kann oder nicht, sondern darum, dass ich ohne Wenn und Aber meine Schuld eingestehe und von ganzem Herzen um Verzeihung bitte.

Dabei dürfen auch Sympathie und Antipathie keine Rolle spielen, und wir tun gut daran, nicht wie kleine Kinder zu reagieren nach dem Motto: „Der hat aber angefangen!“ Bei allem dürfen wir unsere Schuld auch nicht relativieren, denn sicher findet man einen, der noch schlimmer ist als man selbst, und wenn man keinen hat, dann erfindet man eben jemanden. Dies ist das, was Psychologen „Rationalisierung“ nennen. Ähnlich einem starken Raucher, der darauf hinweist, dass der stets Nikotin inhalierende Altbundeskanzler Helmut Schmidt trotz seiner Leidenschaft für Zigaretten sehr alt geworden ist; dabei weiß auch der Raucher selbst, dass dies die Gefahren des Zigarettenkonsums nicht vermindert.

Sünde ist ein noch weitaus schlimmeres Gift als die toxischen Inhaltsstoffe im Tabak, denn Sünde vergiftet immer das zwischenmenschliche Miteinander. Wo Lüge herrscht, da herrscht auch Misstrauen. Jede Sünde verletzt einen Anderen, auch wenn man die Wunden nicht sieht und diese klein sein mögen, doch am Ende werden selbst die kleinsten Wunden zu großen Verwundungen, die am Schluss nicht mehr heilbar sind.

Jede Sünde zieht eine weitere nach sich: Aus einer Lüge werden zwei, aus zwei Lügen nicht etwa drei, sondern bereits vier, aus vier Lügen dann acht und so weiter. Und es kommen dann auch noch andere Sünden dazu. Aus einer Lüge wird eine Verleumdung, damit ein Anderer, der uns verraten könnte, unglaubwürdig wird, aus der Verleumdung entsteht dann vielleicht sogar Mobbing, welches zu starken seelischen Beeinträchtigungen führen können. Vielleicht lässt man im Büro eine Notiz verschwinden, damit eine Lüge nicht auffällt.

Oberflächlich betrachtet erscheint die Sünde vorteilhaft: Die etwas großzügiger bemessenen Werbungskosten bringen ein Plus bei der Steuerrückerstattung, diese oder jene „kleine“ Lüge erspart uns Ärger, die falschen Angaben bei der Haftpflichtversicherung ergeben eine größere Rückerstattung: Schließlich macht das doch jeder, und das alles ist schließlich in den Preisen und Prämien einkalkuliert. Eine Sache wird aber nicht dadurch richtig, dass es viele oder vielleicht alle machen, und wer darauf hinweist, dass Betrügereien und Diebstähle bereits in den Preisen einkalkuliert sind, verwechselt Ursache mit Wirkung.

Letztendlich schaden wir uns mit unseren eigenen Sünden selbst: Wir zerstören unser Gewissen, unser Gefühl von Gut und Böse. Wenn wir schummeln, lügen, stehlen oder Leistungen erschleichen, machen wir uns unglaubwürdig, und wer oft genug lügt, glaubt am Ende selber das, was er da von sich gibt und verliert am Ende damit jeden Bezug zur Realität und wird zum Fantasten.

Dabei dürfen wir niemals vergessen, dass selbst die kleinste Sünde erheblichen Schaden anrichtet: Unser Verhältnis zu Gott wird getrübt, weil Gott in Seiner Majestät und Seiner absoluten Heiligkeit selbst die aller kleinste Sünde weder ertragen noch in Seiner Gegenwart zulassen kann. Wo aber die Beziehung zu Gott getrübt ist, da verderben am Ende auch alle zwischenmenschlichen Beziehungen.

Wir dürfen dabei auch nicht übersehen, dass aus einer kleinen Sünde, die von anderen Menschen oft gar nicht erst bemerkt wird, größere werden. Das liegt nicht nur daran, dass – wie ich eben schon beschrieben habe - eine Sünde zwangsläufig die nächste nach sich zieht, sondern auch daran, dass die Sünden immer grösser werden: Aus einer gestohlenen Büroklammer werden mehrere, und wenn man dann irgendwann genügend abgestumpft ist, werden es Kulis, Druckerpapier, Druckerpatronen und am Ende große Diebstähle. Aus einem kleinen Schwindler wird am Ende jemand, gegen den selbst der Lügenbaron Münchhausen zu einem Waisenknaben erblasst.

Die Sünde führt immer in einen Teufelskreis und wird zu einem Strudel, dessen Sog immer stärker und gefährlicher wird. Alleine kommen wir Menschen da nicht heraus. Wir brauchen Jesus Christus, um uns von der Sünde zu trennen. Das setzt aber zunächst das Eingeständnis voraus, dass man selbst ein Sünder ist, und es setzt ebenso voraus, dass man Gott seine Sünden eingesteht. Diejenigen, an die man sich erinnert, sind klar zu benennen und soweit als möglich wieder gut zu machen. Wir müssen also auch bereit sein, zu den Menschen hinzugehen, die wir verletzt, betrogen oder bestohlen haben und sie um Verzeihung zu bitten. Vor allem aber müssen wir bereit sein, mit der Sünde zu brechen. Dazu müssen wir Jesus zuerst als unseren Retter annehmen und Ihn zugleich auch als Herrn über unser Leben anerkennen. Wenn wir dann schuldig werden, dann müssen wir unsere Schuld unverzüglich bekennen und um Vergebung bitten.


(Autor: Markus Kenn)


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