Die Wurzel des Übels


Der Apostel Paulus schreibt ohne Umschweife „Geiz ist die Wurzel alles Übels“. In wörtlicher Übersetzung ist hier von „Geldliebe“ die Rede; warum hat Martin Luther die Übersetzung „Geiz“ gewählt? Wenn wir diesen Begriff auf seine ursprüngliche Bedeutung abklopfen, stoßen wir auf die vom mittelhochdeutschen „git(e)“ abgeleitete Habgier. Ihre Bandbreite erstreckt sich vom eher harmlos klingenden „Was bringt es mir?“ bis hin zum Verlust jeglicher sozialer Verantwortung, beispielsweise durch die Entkoppelung zwischen Industrieproduktion und Volkseinkommen.

Wie recht hatte der Apostel Paulus doch mit seiner Analyse! Er wusste um den untrennbaren Zusammenhang zwischen der „Geldliebe“ im persönlichen Bereich und der die Gesellschaft zersetzenden Korruption (corruptio = Fäulnis, Verwesung) in ihren vielfältigen Erscheinungsformen. Hierzu zählen nicht nur Bestechung und Vorteilnahme, sondern auch die obengenannte Gewinnmaximierung um jeden Preis und der allgemeine Niedergang von Sitte und Anstand.

Ursache der „corruptio“ ist Tod, auch im übertragenen und gesellschaftlichen Sinne.

Diesem Tod, den einst der Ungehorsam über die Menschen brachte, steht das Leben entgegen, das mit Jesus Christus in die Welt kam und sowohl durch seinen Gehorsamstod am Kreuz als auch die Auferweckung am Ostermorgen besiegelt wurde. Hier liegt der Schlüssel zur Erneuerung, die Tugenden wie „Miteinander und Füreinander“ sowie „Treu und Redlichkeit“ wieder zur Geltung gelangen lässt – zum allgemeinen Wohl.

(aus „Soldaten-Jahrbuch 2006 der Evangelischen Militärseelsorge“, 30. Kalenderwoche)


(Autor: Gerhard Nisslmueller)