Haman stand sehr weit oben und gehörte zu den engsten Vertrauten des Königs: Darauf war er mächtig stolz und dachte, sich nun eigentlich alles erlauben zu können; in seinem Amt sah er die Möglichkeit, seine Macht zu eigenen Zwecken missbrauchen zu können und sich gegebenenfalls missliebigen Personen entledigen zu können. So integrierte er sehr raffiniert gegen Mardochai, der sich lediglich an die Gebote des einzig wahren Gottes gehalten hat. Doch Gott ist mit den Seinen und hat Mardochai be- und geschützt.
Als nun dem König zu Ohren gekommen war, dass Haman den gerechten Mardochai aufzuhängen gedachte und Hamans üble Machenschaften durchschaute, war er, der König, natürlich sehr böse: Mardochai, der dem König das Leben gerettet hatte und sich dafür nicht in Szene setzte, konnte sich dem Dank des Königs sicher sein, und Esther, seine Nichte, die vom König geheiratet wurde, konnte nun ihren Einfluss beim König geltend machen und ihr ganzes Volk vor der Vernichtung schützen. Dies geschah natürlich nur, weil Gott dahinter stand und alles so geleitet hat, dass Esther sich für ihr Volk beim König einsetzen konnte. Gott hält Seine Zusagen, und so schützte Er auch diesmal Sein auserwähltes Volk.
Haman dagegen, der dem jüdischen Volk übel gesonnen war und Mardochai umbringen wollte, hing nun an jenem Galgen, den er für Mardochai hatte herrichten lassen. Da ging nun seine ganze Arroganz, sein ganzer Hochmut dahin. Es war ein schmachvolles Ende für den ehedem so mächtigen Haman.
"Selber schuld!", so bin ich versucht zu denken, doch das wäre nicht im Sinne Gottes: Vielmehr soll diese Geschichte eine Warnung sein für uns Leser. Vielleicht intrigieren wir auch, vielleicht nehmen wir Teil an Mobbing, vielleicht grenzen wir Menschen als "Pack und Pöbel" aus, weil sie arm sind und verstoßen und in einer schlechten, verrufenen Wohngegend leben. Vielleicht rümpfen wir über einzelne Glaubensgeschwister die Nase und geben von uns: "Der will Christ, die will Christin sein?" Sehr schnell sind wir oft mit Pauschalurteilen.
Es ist es nicht mein Verdienst, dass ich gerettet bin. Und wenn es um die Frage geht, wer den ersten Stein schmeißen darf, müsste ich mich selbst dann so weit hinten anstellen, dass ich auch dann nicht dran käme, wenn ich allein mit dieser Frage konfrontiert werde: Ohne Schuld bin ich ganz sicher nicht. Wenn Gott mir meine Sünden aufs Brot schmieren würde, dann würde dies eine etwas längere Angelegenheit, wobei die Betonung ganz gewiss nicht auf dem Wörtchen "etwas" liegt.
Es zeigt auch, wie wahr das Gleichnis vom Pharisäer aus Lukas 18,9-14 ist, wo der Pharisäer statt Gott nur sich selbst lobte, während der Zöllner eingedenk seiner eigenen Schuld auf die Brust schlug und bekannte, dass er die Gnade Gottes brauchte. Auch wir, die wir durch Jesu Blut gerettet sind, dürfen nie vergessen, dass es nicht unser Verdienst, sondern Gottes Gnade ist, aus der heraus wir Erlösung bekommen haben. Ein noch recht junger Glaubensbruder sagte einmal ganz richtig: "Wir Christen sind nicht besser als Andere, wir sind am Tage des Gerichts nur besser dran!"
Hamans Geschichte zeigt, dass Hochmut immer vor dem Fall kommt, dass Hass und Rachegedanken sich nicht lohnen. Wenn wir wie Mardochai auf Gott und Seinen Willen schauen, dann haben wir Zukunft. Würden wir uns an Gottes Gebote halten, die Welt schaute besser aus. Würden wir z. B. nicht neiden und nicht unrechtmäßig begehren, dann würden wir uns selbst sehr viel Lasten ersparen. Es lohnt sich, mit Gott zu leben. Ohne Ihn ist alles sinnlos.
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