Der Advent ist in der orthodoxen Kirche eine sechswöchige Fastenzeit, vergleichbar mit unserer Fastenzeit kurz vor Ostern, wenn auch nicht ganz so streng. In der evangelischen und katholischen Kirche beginnt mit der Adventszeit das neue Kirchenjahr. Doch was bedeutet Advent eigentlich?
Es ist abgeleitet vom lateinsichen Wort "adventus", was so viel wie Ankunft bedeutet: Sie soll uns vorbereiten auf Weihnachten, an dem wir der Geburt unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus gedenken. Weil Jesus Christus der Friedefürst ist, der uns die Liebe zu Gott und den Menschen lehrt, gilt das Weihnachtsfest ja auch als das Fest der Liebe und des Friedens. Das bemerken wir schon im Advent: Trotz aller Weihnachtsvorbereitungen sind die Menschen zugänglicher als sonst im Jahr; bei allem Stress sind sie großzügiger, offener, hilfsbereiter.
Wohltätigkeitsorganisationen verschicken bewusst ihre Spendenaufrufe in der Vorweihnachtszeit, weil sie so 50% (!) des Spendenaufkommens eines Jahres abdecken können; für die Arbeit der gemeinnützigen Träger ist diese Zeit daher finanziell enorm wichtig, weil sie dadurch einen großen Teil ihrer Arbeit finanzieren können.
Vielleicht sind die Menschen deshalb so großzügig, weil sie noch ein wenig die Großzügigkeit Jesu in Erinnerung haben: Schließlich hat man im Religionsunterricht gelernt, wie sehr Jesus die Menschen geliebt hat und für sie Sein Leben gab und Sein kostbares Blut vergoss, um uns zu erretten und zu erlösen. Doch nur Wenigen ist bewusst, dass sie eben dieses Geschenk annehmen müssen, um gerettet zu werden. Dabei ist die Erwartung der Geburt Jesu die Erwartung der Erlösung gewesen. Nur dadurch, dass Jesus den Himmel verließ und Mensch wurde, um für unsere Schuld zu bezahlen, können wir durch Sein Blut gerettet werden. Die Erwartung, der Advent, ist deshalb eine Zeit der Hoffnung gewesen, um aus Schuld und Sünde befreit zu werden. Durch die Geburt Jesu, durch Sein Leben, Seine Lehre und Seinen Opfertod sind wir gerettet.
Doch der Advent ist jetzt noch keine vergangene Zeit, eine Periode, die einmal gewesen und abgehakt ist. Wir leben nicht nur in einer Gnadenzeit, sondern zugleich immer noch in einem Advent, denn wir erwarten zwar nicht mehr die Geburt des Herrn, sondern Seine Wiederkunft, wo Er in den Wolken wiederkommt so, wie Er einst aufgefahren ist in den Himmel. Dann wird Er die Menschen richten in Böcke und Schafe. Die Geretteten, uns also, Sein Volk, Seine Freunde und Brüder, nimmt Er mit in Sein Königreich, in das Haus Seines Vaters, wo Er uns eine Stätte, eine Wohnung bereitet hat. Wir leben also immer noch im Advent. Wir erwarten ja die Wiederkunft unseres Herrn!
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