Rahab war eine Hure und damit in Gottes Augen eine große Sünderin. Aber in ihrem Herzen war nicht nur die Finsternis der Sünde sondern auch das Wissen um einen gerechten Gott, der alles in Seiner Hand hat. Als die israelitischen Kundschafter kamen, wusste sie, dass sie zum Hause des Herrn gehörten und half ihnen so gut sie konnte: Durch sie konnten die Kundschafter fliehen. Dabei setzte sie ihr eigenes Leben aufs Spiel, trieb sie ja in den Augen des Königs von Jericho Hochverrat.
Gott aber sah ihre Tat und sah, dass sie es im Glauben, im Vertrauen auf Ihn gemacht hatte. Die Kundschafter Josuas beschützten das Leben Rahabs und ihrer Familie, weil sie durch sie Jericho haben erobern und den göttlichen Auftrag ausführen können. Gott tat an ihr noch Grösseres: Er rechnete ihr den Glauben zur Gerechtigkeit, vergab also ihre Schuld.
Das lehrt uns Einiges: Oft kommt die Hilfe, die wir erfahren, von ganz unerwarteter Seite, von Menschen, bei denen wir nie im Leben daran gedacht hätten, dass sie uns helfen würden. Und dennoch tun sie es, auch wenn sie große Nachteile dafür in Kauf nehmen müssen, ja, manchmal riskieren sie dafür sogar ganz bewusst ihr eigenes Leben.
Es zeigt aber auch, dass Gott nicht allein auf das sieht, was wir tun, sondern auf unsere Herzen. Er kennt ja die Umstände dafür, warum wir dieses oder jenes getan haben. Er weiß, ob wir nach besten Wissen und Gewissen handeln, ob eine Tat, die wir begingen, vielleicht nur deshalb durchführten, weil wir krank sind. Ein Kleptoman, der sich in therapeutische Hilfe begibt, um aus diesem Teufelskreis heraus zu kommen, der dazu noch zu Gott ruft und fleht, ihn zu heilen, kann vielleicht vorerst noch nicht anders als stehlen, aber es ist krankheitsbedingt. Gott sieht also auch, wie wir damit umgehen.
Gleichzeitig lernen wir daraus, dass allen Menschen der Weg zurück zu Gott offen steht, auch wenn sie Huren oder gar Verbrecher sind. Die Vergebung, die Jesus den Menschen gewährt, beschränkt sich nicht allein auf die Ehrbaren, die da und dort einen kleinen, moralischen Ausrutscher hatten oder haben. Während Seines Erdenwirkens wendete Er sich an den Betrüger, Ganoven und Kollaborateur Zachäus genauso wie an die Ehebrecherin und an die samaritanische Frau. Sind wir als Christen uns auch bewusst, dass Gottes Gnade selbst vor denen nicht Halt macht, deren Schuld zum Himmel schreit? Dass wir nicht die Nase rümpfen sollten über den, der vielleicht aus eigener Schuld in der Gosse gelandet ist? Sind wir nicht vielmehr allen Menschen das Evangelium schuldig?
Josuas Kundschafter wussten, dass es riskant war, einer Fremden zu trauen, doch sie hörten auf die Stimme Gottes in ihren Herzen. Damit haben sie recht getan und konnten den Auftrag Gottes ausführen. Bei uns ist diese Bereitschaft nicht immer gegeben: Wir sind sehr kreativ darin, Ausreden zu suchen, warum wir dieses oder jenes nicht tun sollten; ich wünschte mir, dass wir nur halb so viel Fantasie aufbringen würden, Gottes Willen zu tun, und bei mir selbst wären allein schon 10 % ein großer Schritt nach vorn, was nicht Angabe sein soll, sondern das Eingeständnis der eigenen Schuld und des eigenen Versagens ist.
Rahab und die Kundschafter Josuas zeigen, dass es möglich ist, mit Gott über den eigenen Schatten zu springen, dass Gottvertrauen Dinge möglich macht, die wir ohne Ihn nicht leisten können. Die Hilfe Rahabs bahnte den Hebräern den Weg ins gelobte Land: Dahinter stand Gottes Wirken. Gott wirkt auch heute noch. Lassen wir uns darauf ein wie Josua, wie Seine Kundschafter, wie einst Noah, Abraham, die Propheten des Alten Testaments, wie Petrus, wie Paulus und auch wie Rahab.
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