In Johannes 8:44 lesen wir: „Ihr habt den Teufel zum Vater, und was euer Vater begehrt, wollt ihr tun! Der war ein Menschenmörder von Anfang an und steht nicht in der Wahrheit, denn Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und der Vater derselben.“ - Die Lüge also ist teuflisch und damit stets destruktiv, also zerstörerisch.
Doch man redet sich heraus: Kleine Lügen sind doch erlaubt; sie schaden doch keinem. Und wer mogelt nicht mal bei einem Gesellschaftsspiel oder fuscht in der Schule? Und warum sollte man sich nicht bei der Steuererklärung oder einem Versicherungsfall zum eigenen Vorteil verrechnen? Das macht doch schließlich jeder! Und der Chef hat sowieso mehr als genug Geld: Da kann man doch bei der Spesen-, Stunden- und Kilometerabrechnung doch ruhig etwas schummeln! Und Notlügen – so heißt es – sind doch sowieso erlaubt: Schließlich möchte man Niemandem wehtun.
Aber wer bei einem Gesellschaftsspiel auch nur ein kleines bisschen mogelt, ist bereits Verlierer, mag er das Spiel vordergründig vielleicht auch gewinnen. Wer in der Schule bei den Klausuren mogelt, weiß am Ende nicht, wo er in einem Fach wirklich steht und kann etwaige Wissenslücken nicht auffüllen. Am Ende betrügt man sich um die eigene Qualifikation. Steuerhinterziehung und Versicherungsbetrug schaden der Gesellschaft bzw. allen anderen Versicherten. Und am Ende bezahlt der Versicherungsbetrüger mit seinen Beiträgen den eigenen Betrug um ein Vielfaches. Wir verlangen von unserem Arbeitgeber Zuverlässigkeit, also Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit; damit ist die eigene Unaufrichtigkeit unentschuldbar: Auch Spesen-, Stunden- und Kilometerabrechnungen haben der Wahrheit zu entsprechen. Vertrauensbrüche können sogar zur fristlosen Entlassung und zu einem Strafverfahren führen. Ist es uns das wirklich wert?
Was die sogenannten Notlügen angeht: Offen gestanden sind das meistens doch nur Bequemlichkeitslügen, weil man irgendwelche Konsequenzen vermeiden möchte oder sich davor scheut, einen schlechten Eindruck zu machen. Es geht also nicht um Höflichkeit oder Rücksichtnahme. Und auch unter dieser Motivation ist lügen falsch: Die bitterste Wahrheit ist immer noch besser als die wohlklingendste Lüge.
Jede Lüge fällt am Ende auf und zerstört Vertrauen. Wir mögen uns über den Lügenbaron von Münchhausen köstlich amüsieren, wir mögen Pinocchio belächeln, der beim Lügen eine lange Nase bekommt, doch schenken wir ihnen denn wirklich Vertrauen? Würden wir ihnen auch nur einen Cent leihen? Würden wir ihnen ihre Versprechungen abnehmen? Es heißt schließlich nicht umsonst: „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht!“
Unsere Abgeordneten beklagen die Politikverdrossenheit in unserem Lande: Meist geht die Wahlbeteiligung erschreckend zurück. Die Politiker allerdings müssen sich selbst die Frage stellen, inwieweit sie das selbst in Schuld sind: Wahlversprechen werden nicht gehalten, Plagiate bei den Doktorarbeiten der Politiker gehören zum Alltag, Korruption und Bereicherung auch. Und bei der Korruption sind es längst nicht alleine irgendwelche Bürgermeister eines unbekannten, kleinen und bedeutungslosen Kuhdorfes: Sie findet sich auch in Bund und Ländern wieder. Wer kann es da den Bürgern verdenken, dass sie die Lust an Politik verlieren?
Wie vielen schlägt Misstrauen entgegen, weil ihr Berufsstand als verlogen gilt? Da sind Versicherungsvertreter, Gebrauchtwagen- und Schrotthändler zu nennen, auch wenn man hier wirklich nicht alle über einen Kamm scheren kann. Manch dubioser Finanz- und Vermögensberater hat seine Klientel um das mühsam Ersparte geprellt. Für die Betroffenen hatte das finanzielle Not zur Folge.
Genau wie durch Pfusch am Bau so mancher Häuslebauer pleite ging, so ist so mancher Handwerksbetrieb in die Insolvenz gegangen, weil die Zahlungsmoral zu wünschen übrig lässt. Meistens sind es leider die besser Betuchten, die hier „vergessen“, die Rechnungen zu bezahlen. Dadurch gehen Arbeitsplätze verloren, die an für sich eine lange Zukunft gehabt hätten.
Aber ist es nicht trotzdem überzogen, den Teufel, weil er lügt, als einen Mörder zu bezeichnen? Sicher: Nicht jeder Lügner ist ein Mörder, und Heiratsschwindler bringen nur ganz selten jemanden um; dennoch führt die Lüge oft genug zu Mord und Totschlag. Es heißt ja nicht umsonst: „Das erste Opfer eines jeden Krieges ist die Wahrheit!“ Wie viel Lüge, wie viel Gräuelpropaganda gab und gibt es in allen Kriegen! Kein Krieg, ohne dass auf beiden Seiten nicht rekordverdächtig gelogen worden wäre!
Auch der Holocaust begann nicht erst bei Auschwitz: Zuvor gab es eine lange, üble Verleumdungspropaganda gegen Juden, Sinti, Roma und alle, die als rassisch minderwertig oder aufgrund von Krankheiten und / oder Behinderungen als lebensunwert galten. Lügen bereiteten hier den grausamen Massenmord der Nazis vor.
Ehrlichkeit dagegen mag unbequem sein und manche negativen Konsequenzen nach sich ziehen: Am Ende fährt man aber mit ihr besser, schafft sie doch Vertrauen, der Anfang von allem. Wer ehrlich ist, kann sich nicht nur ein schlechtes Gedächtnis erlauben, sondern ist sich auch sicherer im Umgang mit anderen, denn am Ende traut sich ein Schwindler selbst nicht mehr über den Weg. Und diejenigen Unternehmen, die Bewerbern Schwarzarbeit anbieten, sind gleichzeitig diejenigen, für die es am Schwierigsten ist, geeignete Bewerber zu finden. Eine Werkstatt, die ehrlich zu ihren Kunden ist, profitiert auf Dauer davon.
Aber es geht hier vor allem auch über die Geistlichkeit: Wenn moderne, liberale Theologen die Irrlehre verbreiten, es gäbe verschiedene Heilswege, und der Gott des Islam sei derselbe Gott wie der in der Bibel, dann lügen und betrügen sie und bringen Menschen um ihr Seelenheil. Jene vermeintlich christlichen Theologen, die die Allversöhnungstheorie lehren, reden selbst den gröbsten Sünden das Wort: Schließlich ist es deren Lehre, dass am Ende jeder in den Himmel kommt, ganz gleich, was er getan hat, sei er auch ein Vergewaltiger, Massenmörder oder Kinderschänder. Gemäß der Allversöhnungstheorie kämen selbst solche Extreme wie Hitler oder Stalin in den Genuss der Erlösung ohne sich je bekehrt zu haben. Jeder, der behauptet, man könnte auch ohne Christus Jesus gerettet werden, begeht ein Verbrechen an den Seelen seiner Zuhörer. Und es sind nicht diejenigen Antisemiten, die Juden Christus bringen wollen, sondern all diejenigen, die dagegen reden.
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