Am morgen springe ich frohgemut aus dem Bett. Im Kopf lege ich schon den Tagesablauf fest. Da schönes Wetter ist, könnte ich eigentlich in den Garten gehen und alles mal wieder durchhacken. Es ist zwar erst Anfang März, doch bei den Temperaturen sehne ich mich nach Sonne und frischer Luft. Doch dann geschieht etwas Merkwürdiges mit mir, was ich mir nicht erklären kann. Ich will gerade das Teewasser aufsetzen, da geht mir durch den Kopf: "Mache zuerst deine Andacht." Achselzuckend nehme ich mir meine Bibel und das Losungsbuch und beginne zu lesen.
Als ich kurz darauf den Frühstückstisch decke, beschleicht mich ein komisches Gefühl. Es ist mir, als ob jemand sagt: "Stelle zwei Tassen auf den Tisch. Du bekommst Besuch."
Während ich jetzt das Teewasser aufsetze, geht mir durch den Sinn: "Alles muss rein sein." In den nächsten zweieinhalb Stunden mache ich, wie unter Zwang, sauber, und beziehe die Betten frisch. Es ist, als ob mir genau gesagt wird, was zu tun ist.
Mittlerweile ist es fast 12 Uhr und ich meine, mein Gast müsse wohl zum Mittagessen kommen. Dann wieder dieser Gedanke: "Du musst rein sein, geh duschen!" Meine neuen Kleider muss ich anziehen, weil alles rein sein muss, wenn mein Gast kommt. Ich mache mir Gedanken darüber, wen ich wohl zu erwarten habe, und weshalb muss alles so sauber sein? Fragen, auf die ich keine Antwort habe. Doch ich bin gewiß, dass ich im Auftrag Gottes handle.
Um 12 Uhr und zwanzig Minuten bekomme ich einen neuen Befehl: "Nun mache Tee. Setze frisches Wasser auf! Alles muss rein sein!" Mir ist jetzt richtig mulmig zumute.
Ich muss mein alltägliches Geschirr und Besteck durch das beste, was ich besitze, ersetzen. Servietten und ein Trockengesteck werden gewünscht. Sogar meinen Tee in Beuteln, den ich normalerweise trinke, darf ich nicht nehmen, es muss loser Tee sein!
Will Gott mich prüfen, ob ich gehorche, wenn er etwas wünscht? Egal wie verrückt es mir vorkommt. Ich kann keinen Sinn darin sehen, doch hüte ich mich, ungehorsam zu sein.
Endlich scheint der große Moment da zu sein. Ich schenke mir schwarzen Tee ein, ohne Milch und Zucker. Die zweite Tasse nur halbvoll, mit Kandis und etwas Sahne, wie es sich gehört. Dann setze ich mich und frage: "Gott, wer kommt denn zu Besuch?"
"ICH", ist die schlichte Antwort.
Atemlos bete ich: "Komm, Herr Jesus, sei mein Gast, und segne, was du mir aus Gnaden bescheret hast."
Beim ersten Bissen Brot, den ich in den Mund stecke, höre ich: "Mein Leib, für dich gegeben" und beim Tee:" Mein Blut, für dich vergossen." Ich nehme die zweite Tasse und trinke andächtig den Tee mit Sahne und Kandis und höre die Stimme: "Mein Kreuz ist süß". Fassungslos fange ich zu weinen an. Ich fühle mich so gering. Wie kann GOTT zu mir kommen? Ich bin doch nicht wert, dass er sich zu mir an den Tisch setzt. Ich fühle mich schuldig. Am liebsten würde ich jetzt sagen: "Geh weg, du bist zu gut für mich. Ich halte deine Gegenwart nicht aus!" Doch dann wird mir vor Augen geführt, dass Jesus für mich schon alle Schuld, am Kreuz von Golgatha, beglichen hat. Nun bin ich auch innerlich rein. Nun ist alles an mir rein.
Ich bin erschrocken und glücklich und traurig. Alles auf einmal. Ich kann noch gar nicht fassen, was da mit mir geschehen ist. Die Tür zu Gott ist sperrangelweit offen. Ungehindert kann ich zu ihm gehen und ihm mein Leben neu anvertrauen. Erst jetzt begreife ich umfassend, warum alles rein sein musste. Deshalb war das Beste gerade gut genug. Jesus selbst war heute mein Gast! So sehr liebt er mich!
|