Jesus hat uns den Missionsbefehl gegeben: Es ist der wichtigste und vornehmste, aber zugleich auch derjenige Befehl, welcher uns die allermeisten Schwierigkeiten macht. Während wir keine Schwierigkeiten haben, nicht nur im privaten Rahmen, sondern auch in aller Öffentlichkeit und sogar in sozialen Netzwerken unser Privatestes preis zugeben, überkommt uns der Hemmungskübel, wenn wir uns zu Jesus bekennen sollen; wir fürchten, in die Ecke mit irgendwelchen Fanatikern, Extremisten und Sektierern geworfen zu werden. Auf gut deutsch: Wir schämen uns oft wegen unseres Glaubens. Da kann ich mich leider nicht ausnehmen.
Paulus dagegen war da viel mutiger: Als ehemaliger Christenverfolger und Christenmörder hat sich unter den ersten Christen die Begeisterung über seine Bekehrung ganz sicher in sehr überschaubaren Grenzen gehalten. Auch in der Synagoge unter seinen jüdischen Glaubensgenossen stieß er auf Unverständnis, wusste man doch, wie Paulus vorher eingestellt war. Paulus gehörte zudem zur Schule der Pharisäer, die Jesus - von sehr wenigen Ausnahmen einmal abgesehen - verurteilten und die Verbreitung des Glaubens an Christus unterbinden wollten, sahen sie hierin doch irrtümlicherweise eine Verletzung der mosaischen Gesetze, die für sie äußerste Priorität hatten.
Für Paulus selbst war es ein Bruch mit seinen bisherigen Ansichten, und er wusste, dass er seine bisherigen Freunde und Vertrauten verlieren könnte, und ganz sicher hat er auch nicht Wenige verloren. Dennoch schämte sich Paulus des Evangeliums nicht, sondern bekannte es freimütig in aller Öffentlichkeit, in Synagogen genauso wie auf öffentlichen Plätzen, vor Christen, die er stärkte, ebenso wie vor Heiden, die er zum Glauben an Jesus Christus aufforderte. Damit tat er seine Pflicht und übernahm Verantwortung den Menschen gegenüber, die in Verlorenheit lebten.
Wer sich vor Christus bekennt, dem begegnen natürlich die im ersten Abschnitt beschriebenen Vorwürfe, und ganz sicher sind auch Sektierer unterwegs, die sich zwar auf Jesus und die Bibel berufen, aber sich alles so zurechtbiegen, wie sie es selbst haben wollen. Unbestritten sind auch die Sünden von Christen, von Kirchen und kirchlichen Organisationen. In der Geschichte des Christentums haben Menschen Jesu Namen allzu oft in den Schmutz gezogen.
Auch unser eigenes Leben weist viele Schattenseiten auf, und wir müssen zugeben, dass nicht nur die Anderen ihre berühmte Leiche im Keller hat. Wenn ich über mein Leben nachdenke, wird mir oft über mich selbst übel, und für Vieles gibt es nicht einmal den Ansatz einer Erklärung, geschweige denn noch eine Entschuldigung. Ich tat das Falsche wider besseren Wissens und aus Boshaftigkeit heraus. Und über mein Christenleben steht ganz sicher die Überschrift: "Ich übe noch!" - Würde Jesus mir ein Arbeitgeberzeugnis mit den berühmten Codes ausstellen, dann wäre die Formulierung "... hat sich stets sehr bemüht ..." zu lesen, was so viel heißt: "Erfolgserlebnisse blieben allerdings aus!"
Doch das alles darf nicht dazu führen, dass wir uns des Evangeliums schämen dürfen: Die Frohe Botschaft von der Vergebung der Sünden, der Befreiung von Schuld durch Jesus Christus ist etwas, was alle Menschen erfahren müssen. Wir tun gut daran, unser Bestes dafür zu geben, dass sich die Botschaft verbreitet. Wir haben doch auch keine Probleme, zu unserer Lieblingsfarbe, zu unserer Lieblingsfernsehserie, zu unseren Lieblingsstars, zu unseren politischen Überzeugungen zu stehen. Wir haben ebenso wenig Probleme über unsere Sympathien und Antipathien zu sprechen. Warum schämen wir uns also des Evangeliums?
Paulus hat recht: Wir tun gut daran, uns des Evangeliums nicht zu schämen!
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