Esther kannte die Pläne Hamans, und sie wusste, dass er das jüdische Volk vernichten wollte, zu dem auch sie gehörte; auch ihr Onkel Modochai war in Lebensgefahr. Als Hauptfrau des Königs hatte sie natürlich ihre Möglichkeiten, aber sie musste geschickt vorgehen: Auch sie durfte nicht einfach so zum König kommen. Im inneren Hof des Königshauses sass der Herrscher, und Esther ging hinein. Erst als der König ihr den Stab entgegenstreckte, konnte sie vor ihn treten. Hätte er das nicht getan, wäre ihr Leben verwirkt gewesen. Damit hätte sie logischerweise nichts mehr für ihr Volk und ihren Onkel tun können.
Ihre Vorgehensweise zeigt ihr Vertrauen, dass sie in Gott gesetzt hat. Haben wir auch Gottvertrauen? Oder meinen wir etwa, dass Gott uns nicht beistehen, nicht unsere Probleme und Problemchen lösen könnte? Erscheint uns Gott, der immer bei und mit uns ist, als entfernt? - Mir jedenfalls geht es oft so, und ich muss dann Gott nicht nur um Verzeihung bitten, sondern mir auch in Erinnerung rufen, was Er bisher für mich getan hat.
So ist es auch mit den Aufgaben und Aufträgen, die Gott uns gibt: Dann sorgt Er dafür, dass wir sie erfüllen können. Oft kostet uns das sehr viel Kraft und bringt uns an die eigenen Grenzen, aber auch darüber hinaus. Manches, was Gott von uns verlangt, setzt schon sehr starken Glauben und sehr viel Vertrauen voraus, weil unser "gesunder Menschenverstand" sich dagegen sträubt: Wir haben nicht die materiellen Mittel, wir haben nicht die Kontakte, wir haben nicht die notwendige Ausbildung, wir verfügen über keinerlei Erfahrung und haben nicht die geringste Ahnung von dem, was wir machen sollen. Wir sind rein menschlich gesehen die Falschen, aber dieses Schicksal teilen wir mit Noah, Mose, Matthäus, Petrus und Paulus, um nur Einige zu nennen.
Aber dieses Gottvertrauen muss rein sein. Wenn wir Gott dafür einspannen wollen, um unsere Rachegelüste auszuleben oder unseren Eigennutz zu mehren, dann sind wir bei Ihm an der absolut falschen Adresse, und es wird uns schlecht bekommen, weil sich Gott nicht spotten lässt. Unser Gottvertrauen muss echt sein, dann sind wir auch realistisch. Haman war das nicht, denn er sah sich schon in der Rolle des großen Triumphators, der seine gehässigen Pläne durchzusetzen schien.
Wir können aber unsere Rechnung nie ohne Gott machen. Wenn wir Gott ausklammern, dann haben wir ein gewaltiges Problem. Wo Gott nicht Seinen Beistand gibt, werden sich unsere Pläne früher oder später bitter rächen. Gott hasst das Böse, und am Ende der Zeiten wird Er die Macht der Finsternis zerbrechen.
Haman brüstete sich vor seiner Frau damit, dass er außer dem König als Einziger zu dem Festmahl Esthers eingeladen worden war; es erschien ihm, als sei er besonders beliebt und sonnte sich in den Strahlen seiner vermeintlichen Macht. Bestimmt sah er vor seinem geistigen Auge Modochai schon tot. Schadenfreude ist allerdings eine Freude, die sich früher oder später bitter rächt.
Sich in einer falschen Sicherheit wähnend ließ Haman schon den Baum bereit machen, an dem er auf Anraten seiner Frau und seiner Freunde Modochai erhängen wollte. Es gefiel ihm sogar sehr; sein Herz war voller Hass und Verachtung: Diese sind allerdings sehr schlechte Ratgeber, die man tunlichst vermeiden sollte. Noch strahlte Haman, und er blieb sich auch noch einige Tage sicher. Am Ende - spätestens vor Gottes Richterstuhl - müssen wir der Wahrheit ins Auge sehen. - Wohl dem, der durch Christus begnadigt ist.
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