Zu Nehemias Zeiten hatten Juden ihre Glaubensgeschwister aus der Sklaverei der Heidenvölker frei gekauft und wollten nun ihr Geld wieder haben: Sie forderten deshalb, dass es ihnen zurück erstattet würde oder dass man ihnen Weinberge zum Pfand gab oder dass die freigekauften Sklaven nun als solche bei denen dienten, die sie frei gekauft hatten. Das versetzte Viele in Not, materiell und auch sozial. Nehemia schritt dagegen ein, damit das jüdische Volk nicht zum Gespött der Heiden würde. Das hätte auch den lebendigen Gott der Hebräer dem Spott der Heiden ausgesetzt.
Sicher: Gott ist souverän und kann sich dagegen jederzeit wehren. Gott lässt sich auch nicht spotten: Jeder, der Ihn spottet oder lästert, wird früher oder später die Quittung dafür bekommen, wenn er sich nicht doch noch zu Jesus bekehrt. Verlästert man den Heiligen Geist, dann ist man ewiger Sünde schuld und ist auf immer verdammt.
Auch wir, die wir Seine Jünger sind, müssen darauf achten, wie wir mit unseren Glaubensgeschwistern umgehen: Wenn wir übereinander lästern und uns gegenseitig schlecht machen, dann sind wir nicht sonderlich glaubwürdig und wirken abschreckend. Natürlich gibt es auch unter uns Christen Konflikte und Probleme, die gelöst werden müssen; es nützt nichts, sie unter den Teppich zu kehren. Es ist aber eine Frage der Art und Weise, wie wir sie untereinander klären. Und wenn wir einem unserer Glaubensgeschwister geholfen haben, dann soll dies aus Liebe geschehen sein und wir sollten dann diese Tatsache als einen Dienst am Herrn sehen. Erlebt uns die Welt als untereinander solidarisch, dann glaubt sie uns die Botschaft der geschwisterlichen Liebe.
Unser Engagement innerhalb der Gemeinden, innerhalb der christlichen Glaubensgemeinschaft liegt in der Verantwortung eines jeden Einzelnen von uns. Sicher kann nicht jeder große Summen spenden, sicher hat nicht jeder dieselbe Zeit zur Verfügung, und ein Gesunder kann mehr tun als jemand, der eine chronische Krankheit hat. Es geht ja auch nicht darum, dass wir uns in unserem Dienst selbst fertig machen und uns in jeder Hinsicht überfordern, sondern dass wir das tun, was wir können. Dabei ist ein ehrliches Gebet mit reinen Lippen mehr wert als alle guten Vorsätze zusammen. Die arme Witwe hat mit ihrem Scherflein in Gottes Augen mehr getan als jene, die nur aus ihrem Überfluss gaben.
Unseren Glaubensgeschwistern können wir ja nicht nur mit dieser oder jener Gabe helfen: Oft tut es gut, wenn sie spüren, dass sich ein anderes Gemeindemitglied um sie kümmert, einmal anruft oder einfach mal klingelt oder Hilfe im Haus oder Garten anbietet. Vor allem geht es um unsere Einstellung unseren Glaubensgeschwistern gegenüber. Wenn wir sie nicht mögen oder schneiden, dann bekommt es die Welt mit und freut sich darüber, weil sie dann Anlass zum Spott hat. Bemerken sie aber, dass wir eine positive, geschwisterliche Einstellung haben gegenüber unseren Glaubensgeschwistern, dann nehmen wir sehr viel Angriffsfläche fort.
Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass von unserer Einstellung gegenüber unseren Glaubensgeschwistern automatisch auf Gott geschlossen wird und wir mitverantwortlich sind für das Bild von Ihm, das sich die Menschen machen. Es ist vergleichbar mit einer Firma: Wenn ich weiß, dass dort ein gutes, kollegiales Betriebsklima herrscht, dann habe ich ein positives Bild auch von den Vorgesetzten. Ziehen aber Kollegen übereinander her, dann schließe ich ja auch daraus, dass der Chef eine doch sehr merkwürdige Person ist. Wir können auch Gott, den wir nicht sehen, nicht wirklich lieben, wenn wir unseren Bruder, den wir sehen, nicht lieben (vgl. 1. Johannes 4, 20). Aus diesen Gründen können wir nicht wider unsere Glaubensgeschwister sein, sonst machen wir uns zum Gespött derer, die Jesus nicht als ihren ganz persönlichen Retter haben und ziehen Seinen Namen zumindest ein Stück weit in den Schmutz. Dadurch werden dann Einige, die hätten gerettet werden können, sich nicht bekehren und verloren gehen, Blut, das Gott von unserer Hand einfordern wird.
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