Als ich diesen kurzen Bibelabschnitt las, schoss mir durch den Kopf: "Oh Schreck: Gott meint mich!" - Ich bin nämlich großartig im Versprechungen machen, doch leider nicht ganz so großartig im Einhalten derselben. Es liegt daran, dass ich ungern "Nein" sage, aber auch und vor allem einer meiner chaotischen Art, aber das kann und darf keine Entschuldigung sein. Wenn man sich nicht absolut sicher ist, dann soll man besser nichts versprechen, und es ist besser, ein klares "Nein" zu sagen als Hoffnungen zu wecken, die man nicht hält. Und wenn ich weiß, dass ich einen Hang zum Chaos habe, dann liegt es an mir, die Ärmel hochzukrempeln und Ordnung zu schaffen. Das Meiste ist eh eine Frage des guten Willens und der Umsetzung desselben. Alles Andere schafft nur Enttäuschungen.
Kinder sind da besonders sensibel: Wenn man ihnen etwas verspricht, dann gehen sie davon aus, dass man es auch hält. Tut man es nicht, dann reagieren sie enttäuscht, wütend und verletzt. Vor allem sind wir dann auch wenig vorbildlich: Wie sollen wir einem Kind Ehrlichkeit beibringen, wenn es merkt, dass wir es selbst nicht sind?
Sicher: Manchmal geht uns etwas durch oder es kommt etwas dazwischen. Wir sind Menschen, die nicht perfekt sind. Aber dann sollten wir Bescheid sagen und das Versprechen soweit und sobald als möglich einlösen. Es hängt - und das muss ich mir selbst bewusst machen - oft viel davon ab. Letztendlich sind selbst gesunde und gut geführte Unternehmen in Konkurs gegangen, weil die versprochenen Zahlungen ausblieben. Dahinter stecken Arbeitsplätze, Existenzen, Familien, menschliche Schicksale also.
Auch und gerade Gott gegenüber sollen wir unser Versprechen halten. Er sieht alles haargenau. Natürlich weiß Er, wenn wir ein Versprechen nicht einhalten können, weil vielleicht unser Kind plötzlich krank geworden ist und es vorher nicht wissen konnten: Dann wird vielleicht aus der versprochenen Mithilfe an einem Abend bei der Evangelisation nichts. Das aber darf nicht zur Leichtfertigkeit führen. Schließlich gibt es ja auch Terminkalender, in denen man Verabredungen und Vorhaben eintragen kann, und wir kennen uns selbst. Wir wissen, wie viel Geld und wie viel Zeit uns zur Verfügung stehen oder wie müde wir nach einem arbeitsreichen Tag sind. Wer "nur" zehn Euro aufbringen kann, braucht ja wirklich nicht Millionen zu versprechen. Und wer acht Stunden Arbeit hat und eine Stunde pro Weg zwischen Arbeit und Wohnung braucht, dem fehlen ja schon einmal zehn Stunden des Tages, die er nicht anderweitig nutzen kann.
Wir kennen auch unser Wissen und unser Können, unsere Begabungen und Begrenzungen. Wenn ich jemanden verspreche, ihm die Logarithmen oder das Wurzelziehen in der Mathematik beizubringen, dann wird dieser Versuch bestenfalls zu einer Realsatire. Deshalb ist es gut, lieber einen etwas ironischen Satz zu befolgen: "Ich verspreche nichts, aber das halte ich auch!" - Ein Satz, den ich mir selbst hinter die Löffel schreibe. Was nicht heißt, dass ich gar nichts mehr verspreche, sondern überlegter damit bin. Im Zweifel lieber lassen oder zumindest darauf hinweisen, dass es ein Versuch ist, für dessen Gelingen man nicht garantieren kann.
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