Werden wie die Kinder, das erscheint uns eine ungeheuerliche Forderung zu sein. Sollen wir denn albern werden, nur noch spielen und uns nicht um unsere Aufgaben, die wir als Erwachsene haben, kümmern? Dann würde doch gar nichts mehr funktionieren! - Doch das ist eine allzu oberflächliche Betrachtung; schauen wir also genauer hin!
Jesus fordert uns ja hierin nicht auf, kindisch zu werden, und Er verlangt von uns ganz sicher nicht, dass wir unser Wissen, unsere Erfahrungen und unsere geistige Reife über Bord werfen wie Ballast, der nicht mehr benötigt wird. Es geht Ihm nicht darum, dass wir unsere Pflichten versäumen und keine Verantwortung mehr übernehmen, sondern Er weist uns darauf hin, dass wir Gott, dem Vater vertrauen sollen wie ein kleines Kind. Welcher Junge hält seinen Vater denn nicht für den stärksten und klügsten Mann der Welt, und welches Mädchen möchte nicht so einen tollen Mann haben wie Vater es ist?
Auch wenn Kinder ihren Vater vielleicht als streng erleben, so haben sie doch, wenn das Verhältnis in Ordnung ist, ein großes Vertrauen zu ihm: Der Vater bringt seinen Söhnen das Rasieren bei und hilft seinen Töchtern zu verstehen, wie Jungen ticken. Väterlichkeit steht ja nicht allein für Strenge, auch wenn Väter meist als strenger empfunden werden wie Mütter; Väterlichkeit steht ja vor allem für Sicherheit, Schutz, Fürsorge. Auch ein väterlicher Freund leitet an, gibt Tipps, zeigt, wie etwas funktioniert oder wo man nachschauen muss.
Kleine Kinder gehen gerne zum Vater, denn der Vater wird es schon richten, wenn es Ärger gegeben hat oder wenn etwas kaputt gegangen ist. Für kleine Kinder ist der Vater so etwas wie ein Superheld, der alles weiß und alles kann. Sicher erleben wir, wenn wir heranwachsen, dass unser irdischer Vater auch "bloß ein Mensch" ist, dessen Kräfte und Wissen an ihre Grenzen stoßen und nicht jede Frage und nicht jedes Problem lösen kann. Ist das Vater-Kind-Verhältnis aber solide, dann stellt diese Erkenntnis kein Problem dar: Das Urvertrauen in den Vater bleibt nach wie vor bestehen.
Gott jedoch ist tatsächlich allwissend, weiß um das, was wir bedürfen, ist allmächtig und steht uns, Seinen Kindern, bei. Zum Verständnis: Als Kinder Gottes gelten wiedergeborene Christen, Menschen also, die Jesus Christus als ihren ganz persönlichen Retter und Erlöser angenommen haben.
Weil Gott allwissend ist und sich um uns kümmert, dürfen wir als Seine Kinder immer zu Ihm kommen, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Er hat immer ein offenes Ohr für uns und freut sich, wenn wir im Vertrauen zu Ihm kommen. Wie ein kleines Kind, das sich von seinem irdischen Vater angenommen weiß, dürfen wir uns von Gott angenommen wissen. Vor allem hüten wir uns davor, unser Verhältnis zu Gott unnötigerweise zu verkomplizieren: Kinder kennen kein "Ja, aber ...."; ihr Vertrauen ist unerschöpflich.
Das kindliche Vertrauen in Gott ist dabei keine unrealistische Träumerei, im Gegenteil: Christen aus allen Zeiten und aus allen Ständen, in den unterschiedlichsten Situationen und Kulturen, haben die Fürsorge Gottes immer wieder erlebt und staunen sehr darüber, wie Gott ihnen zur rechten Zeit geholfen hat. Sicher gibt Gott uns nicht alles, um was wir Ihn bitten: Alles ist ja auch nicht gut für uns. Wir geben unseren kleinen Kindern ja auch keinen Schnaps zu trinken, ganz gleich, wie sehr sie darum betteln würden. Gott gibt das, was wir benötigen. Ich selbst vertraue Ihm kindlich, auch wenn ich hierin noch wachsen muss. Enttäuscht hat Gott mich niemals, aber immer wieder positiv überrascht.
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