In dem neuen Band mit dem Titel „die grüne kälte“ (Band 2 der ZEITschrift 2013, Wolfgang Hager Verlag) befasst sich der 87-jährige Wormser Lyriker Dr. Richard Wisser gedanklich mit dem Tod, mit dem Ende. Bemerkenswert sind drei Verse (aus verschiedenen Gedichten), in denen es um das Überwinden des „Endens“ geht. Diese Thematik beginnt mit einer verblüffenden Fragestellung:
„Sollte, wo alles
endet, einzig das
Enden nicht enden,
immer so bleiben?“
Hieraus spricht die einleuchtende Logik des Verfassers: Wenn alles endet, muss doch auch das Enden selbst einmal ein Ende haben! In dem Ringen nach einer plausiblen Antwort geht es in den weiteren Gedichten auch „um die Frage, welchen Sinn das Leben hat, ob es mit dem Tod endet und was danach kommt“ (Ulrike Schäfer, Wormser Zeitung vom 6. Januar 2014).
„Sie [die Gedichte] kreisen fast ausschließlich um den Tod“, führt Ulrike Schäfer weiter aus.
Dieses Kreisen ist jedoch kein unendlicher Orbit, sondern eher mit einer Spirale vergleichbar, die in immer enger werdenden Windungen die unterschiedlichsten Aspekte des Themas streift und schließlich fast nebenbei in nachstehendem Vers mit einem überraschenden Resümee ihren Ruhepunkt findet:
„Einem nur ist es bisher geglückt,
das Enden zu enden
und dem verhängten Gesetz,
dem Grab, zu entrinnen.“
Schlaglichtartig wird hier deutlich, dass das „Enden des Endens“ mit dem Durchbrechen eines bisher ehernen Gesetzes, dem des Grabes, gleichbedeutend ist. Dieses Durchbrechen geschah an Ostern, und nunmehr gewinnt jeder, der an den Durchbrecher „andockt“, Anteil hieran.
Richard Wisser hat vom Ostergeschehen her hinter die uns gesetzten Grenzen „menschlicher Denk- und Erfahrungskategorien“ (Ulrike Schäfer) geschaut und lässt ein weiteres Gedicht mit dem Titel „Weshalb so verzagt?“ mit den zuversichtlichen Worten schließen:
„Der Tod ist ihr [der Welt] nicht,
nichts, das auf Dauer erschreckt,
nichts als das Ende des
Endens, der Anbruch des Seins.“
Diese Gewissheit erwächst dem Verfasser aus der logischen Schlussfolgerung, dass mit dem Enden des Endens auch dem Tod als Beender des Menschenlebens ein Ende gesetzt ist, untermauert durch die im Neuen Testament verbriefte Vernichtung des Todes als dem „letzten Feind“ (1. Korintherbrief 15,26). Dieser Feind, der Menschengeneration um Menschengeneration in der Knechtschaft der Furcht vor dem Tod hält (Hebräerbrief 2,14), muss sich seit Ostern fragen lassen „Tod, wo ist dein Sieg, Tod, wo ist dein Stachel?“ (1. Korintherbrief 15,55). Der „König des Schreckens“ (Hiob 18,14) muss vor dieser Frage verstummen, denn der „Stachel des Todes“, die Sünde (1. Korintherbrief 15.56), hat durch das leere Grab seinen Schrecken verloren. Seine (des Todes) völlige Entmachtung ist untrennbar an die noch ausstehende Erfüllung der Vaterunserbitte „Dein Reich komme!“ gekoppelt, doch schon jetzt gilt Vers 57 vom obengenannten Kapitel 15: „Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus!“ Denn (so Richard Wisser): Uns Menschenkinder lässt Gott nicht im Stich!“
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