Hiob hatte es ganz schwer getroffen: Sein ganzer Reichtum war dahin, und seine Kinder waren gestorben; alles geschah auf einmal. Das ist sehr hart, und es gibt wohl keinen Menschen, der nicht darunter massiv leiden würde. Deshalb ist Hiobs Verzweiflung verständlich: Wem würde es noch schmecken nach einem solch harten Schicksal, und wer würde nicht heulen wie ein Wasserfall?
Irgendwie hatte Hiob es befürchtet und sich davor gesorgt, dass es so kommen würde; nun war es eingetreten: In der Soziologie und in der Psychologie nennt man dies eine selbsterfüllende Prophezeiung. Mein Fahrlehrer drückte es etwas salopper aus: "Da man hin denkt, da man hin lenkt!"
Hier ist auch eines der Hauptfehler von uns Menschen beschrieben, der selbst uns Bibelgläubige betrifft: Viel zu oft schauen wir auf uns, drehen uns im Kreise, sehen die äußeren Umstände, nicht aber auf Jesus. So handelte auch späterdings Petrus, als er auf dem Wasser zu versinken drohte und als er den Herrn verleugnete; Petrus hatte auf die Wellen und nicht auf Jesus gesehen, als er zu versinken drohte, und er sah, als er den Herrn verleugnete, auf seine Furcht, auf seine Angst, auf die Gefahr und nicht auf Jesus und damit auch nicht auf die Ewigkeit.
Wir sind da auch nicht besser, denn wem von uns ging nicht selbst schon durch den Kopf, was die Leute von uns denken sollen, wenn wir eine evangelistische Schrift weitergeben? Oft haben wir Angst, in die Ecke von Sektierern und Spinnern, von Fundamentalisten und Extremisten gestellt zu werden. Sicher ist unser Umfeld sehr schnell damit, uns einen Stempel aufzudrücken, doch sollen wir auf das hören, was die Menschen sagen oder auf das, was Jesus uns befiehlt? - Die Menschen ändern ohnehin schnell ihre Ansichten, und beim Tratsch ist es doch so, dass man, wenn man bei Anderen keinen Stoff für eben diesen Tratsch findet, etwas erfindet, um Stoff zum Tratschen zum haben. Sehr lustig wird diese Tatsache in dem Schwank des Ohnsorg-Theaters "Tratsch im Treppenhaus" persifliert.
Auch sonst schauen wir allzu oft auf die Umstände und meinen, nichts für den Herrn tun zu können. Vielleicht denken wir, wir seien zu ungebildet oder hätten nicht das nötige Fachwissen, um die Frohe Botschaft weiter geben zu können, vielleicht sind wir krank oder schüchtern, vielleicht bekommen wir Druck von unserer Familie. Oft genug kommt ja auch alles zusammen. Aber wer auf den Herrn schaut, der erfährt Mut und weiß, dass der Herr recht leitet. Das war die Lektion, die Hiob in all seinem Leid gelernt hat.
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