Unsere Not ist oft groß und oft genug zum Verzweifeln: Arbeitslosigkeit, Krankheit, die Suche nach einem geeigneten Schul- bzw. Ausbildungsplatz für die Kinder sind nur einige wenige Beispiele von vielen. Auf jeden Fall haben wir alle schon Trauer, Einsamkeit und ungerechte Behandlung erfahren, und das Leid, das Manche durchmachen mussten, erinnert eher an einen Horrorfilm denn an eine Biografie.
Auch Hiob ging es so, der nicht nur sein ganzes Eigentum, seine ganze Existenz, sondern auch seine Kinder verloren hatte. Man muss wirklich kein Psychologe sein, um sich an drei Fingern abzählen zu können, wie grässlich es in ihm ausgesehen haben muss! Wie würden wir angesichts einer solchen Prüfung mit Gott umgehen?
Offen gestanden würden die Meisten mit Gott hadern, mit Ihm ins Gericht gehen. Das tut vor allem der moderne Mensch schon für weitaus weniger Leid; es genügt manchmal schon eine unbedeutende Kleinigkeit, und schon versucht man Gott, nach dem man sonst nie fragt, zum Sündenbock zu machen, obwohl man sonst nie nach Ihm fragt. Damit flieht man oft genug vor der eigenen Verantwortung.
Doch Anklage hilft nicht: Wir haben als Geschöpfe nicht das Recht, Gott anzuklagen, vor allem dann nicht, wenn wir ansonsten nicht nach Gott fragen. Gott lässt zwar Leid zu, doch in der Prüfung haben wir Gelegenheit, uns zu bewähren. Sicher fragt jeder: "Mein Gott, warum?" Und nicht jeder stellt die Frage als Anklage, sondern möchte wissen, warum Gott diese oder jene Prüfung zulässt. Es ist dann die Frage, was Gott damit einem sagen will. Vor allem aber ist es die Chance, die eigenen Angelegenheiten vor Gott zu bringen, denn Not lehrt bekanntlich das Beten.
Das zeigt sich in der Menschheitsgeschichte: Nie sind die Kirchen so voll wie in Krisen-, Not-, Kriegs- und Nachkriegszeiten. Wer erkennt, dass die Menschen als solche am Ende mit ihrem Latein sind, hat ja nur noch die Wahl, dem lebendigen Gott zu vertrauen oder aber zu resignieren. Letzteres ist keine erstrebenswerte Alternative.
Wer sich in der Not aber an Gott wendet, der erfährt Seine Hilfe. Doch wir dürfen erhaltene Hilfe nicht als selbstverständlich erachten oder sie gar vergessen nach dem Motto: "Erledigt und vergessen!" Es ist nicht nur eine Frage des guten Stils, sich dann bei Gott zu bedanken. Wer das Danken nicht lernt, der kann bald auch nicht mehr bitten und verliert Gott aus den Augen.
Der Rat, den ein Freund Hiob gab, sich nämlich an Gott zu wenden und die Sache vertrauensvoll vor Ihn zu bringen, macht Sinn. Wer sonst kann alle Probleme lösen, wenn nicht der, der allmächtig ist? Wenn wir uns verfahren haben, dann fragen wir doch auch einen Ortskundigen nach dem Weg. Wenn wir krank sind, wenden wir uns auch an einen Arzt. Wir haben keine Probleme damit, zu einem Anwalt zu gehen, wenn wir einen juristischen Rat brauchen. Wir wenden uns also an Experten. Warum tun wir uns denn dann so schwer damit, uns an den Allwissenden zu wenden, der uns einen Weg zeigen möchte?
Ich wundere mich selbst immer wieder, wie Gott Probleme und Problemchen bei mir löst. Oft stehe ich hilfloser da, als ein Kleinkind und sehe, wie Gott mich durch trägt und mir den richtigen Weg weist. Das ist zugegebenermaßen manchmal ein ganz schöner Vertrauensakt, doch jedesmal vertieft sich dadurch das Vertrauen in Gott, der niemals auch nur den aller kleinsten Fehler macht.
Man kann Ihm jede Sorge, jede Angst, jede Not, jedes Problem bringen: Nichts ist zu klein oder zu groß. Nichts ist für Gott unwichtig. Er hat immer Zeit, jeden Tag, jeden noch so kleinen Sekundenbruchteil. Kein Portier, kein Hausmeister, keine Vorzimmerdame, die uns abwimmelt. Bei Gott sind auch keine Terminvereinbarungen nötig. Wenden wir uns also an Ihn. Er kann helfen und Er möchte uns helfen. Wir müssen Ihn nur bitten, nur zu Ihm kommen. Tun wir es! Und vergessen wir das Danken nicht!
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