Wenn wir Gott ein Gelübde machen, wenn wir Ihm also etwas versprechen, dann sollen wir es halten und unser Gelübde unverzüglich in die Tat umsetzen. Jede vermeidbare Verzögerung haben wir auszuschließen. Deshalb sollen wir uns gründlich überlegen, ob wir überhaupt ein Gelübde machen. Lassen wir das Geloben, dann sind wir ohne Sünde. Auch Menschen gegenüber sollen wir unsere Versprechungen halten.
Im Grunde ist das auch zwingend logisch: Wenn wir unsere Gelübde halten, dann sind wir aufrichtig, zuverlässig und ehrlich, und wir werden als vertrauenswürdig wahrgenommen. Das erleichtert unser zwischenmenschliches Miteinander enorm. Ist mein Gegenüber leichtfertig mit seinen Versprechungen, dann bin ich zumindest ihm gegenüber misstrauisch. Geschieht dies häufiger, dann verliert man das Vertrauen in andere Menschen generell, auch in die Ehrlichen. Das lähmt.
Aber es hat auch viele andere Nachteile: Kann man sich auf das Versprechen seines Gegenübers nicht verlassen, dann kann man auch nicht richtig planen. Am Ende geht alles drunter und drüber. Und man gefährdet seine eigene Existenz.
So gab es in dem Ort, in dem ich groß geworden bin, einen ehemals selbstständigen Maler, der Termine ausmachte, aber nicht kam. Zu guter Letzt bekam er keine Aufträge mehr, und aufgrund der Tatsache, dass er keinerlei Leistungen erbracht hatte, hatte er auch keine Zahlungseingänge. Nimmt es da Wunder, dass er sein Geschäft hat schließen müssen?
Noch schlimmer ist es, Gott gegenüber seine Versprechen, seine Gelöbnisse, seine Eide nicht einzuhalten: Dadurch verlieren wir die Gottesfurcht, also jeglichen Respekt vor Gott selbst. Wir werden erst recht leichtsinnig mit dem, was wir sagen. Am Ende werden wir zu Heuchlern, Scheinheiligen, Meineidigen und Lügnern. Wir nehmen es mit der Wahrheit überhaupt nicht mehr genau und glauben am Schluss an die von uns selbst fabrizierten Lügen. Dadurch werden wir blind für die Wahrheit und verlieren am Ende jeglichen Bezug zu der Realität.
Auch die anderen Gebote nehmen wir dann nicht mehr sonderlich ernst und verstricken uns immer mehr in Sünde bis zu dem Punkt „of no return“. Das heißt: Wir kriegen dann die Kurve nicht mehr. Je mehr wir nämlich sündigen, je mehr wir in Ungerechtigkeit und Sünde verharren, umso mehr verhärten sich unsere Herzen. Unser Herz wird ein Herz aus Stein.
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