Oft werde ich mit der Frage konfrontiert, warum Gott nicht all das Leid wegnimmt, wenn Er doch allmächtig und allgütig ist: Der berühmte Schlagersänger Udo Jürgens sagte anlässlich einer Benefizgala zugunsten der Tsunamiopfer des Jahres 2004 sinngemäß: "Da wird Gott uns Einiges erklären müssen!" - Damit drückt er das Befinden vieler Menschen aus, die derselben Meinung sind wie Udo Jürgens selbst.
Zugegeben: Ich kann auch nicht die Frage beantworten, warum bei Unfällen, Verbrechen, Kriegen und Naturkatastrophen viele unschuldige Menschen - darunter auch Kleinstkinder - ums Leben kommen, doch Verbrechen und Kriege sind Dinge, die von Menschen begangen werden, und hinter jedem Unfall stecken menschliche Unvollkommenheiten und menschliche Fehler, sei es durch Fahrlässigkeit, sei es durch Überforderung oder sei es dadurch, dass das menschliche Wissen beschränkt ist und wir daher nicht im Besitz einer vollkommenen Technik sein können, die stets reibungslos läuft und Niemanden gefährdet. Auch die Naturkatastrophen kamen erst in die Welt, nachdem Adam und Eva in Sünde gefallen sind.
Jedenfalls will Gott nicht, dass Menschen leiden, aber Er lässt uns die Wahlfreiheit: Schließlich will Er keine Marionetten und Maschinen - es wäre Ihm ein Leichtes, dieses zu erschaffen! -, sondern Er möchte eine lebendige Beziehung zu uns haben, die nur dann entstehen kann, wenn wir Ihn lieben und Ja zu Seinem Sohn Jesus Christus sagen. Gott lässt die Katastrophen zu, weil dann die Menschen wieder nach Ihm Fragen. Fakt ist nämlich, dass unmittelbar vor und unmittelbar nach Kriegen sowie unmittelbar nach Naturkatastrophen oder im Leid die Menschen wieder nach Gott fragen. Das deutsche Wirtschaftswunder wäre wohl niemals in Gang gekommen, wenn die Menschen nach der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges nicht ihre Hände zum Himmel gestreckt und zu Gott gerufen und geschrien hätten.
Vor allem dürfen wir uns gewiss sein, dass Gott allmächtig ist. Große Glaubensvorbilder haben sich immer wider aller menschlichen Vernunft auf ihren von Gott gegebenen Auftrag eingelassen und gezeigt, dass Gott sie versorgt. Der große Gründer von Waisenhäusern in England, George Müller, verließ sich stets auf die Versorgung Gottes und behielt Recht damit. Auch der Chinamissionar Hudson vertraute auf Gottes Versorgung und wurde nicht im Geringsten enttäuscht.
Viele Christen wissen aus dem Alltag, wie sehr Gott sie führt: Oft sind sie selbst in Situationen, bei denen es einen großen Glauben bedarf, um nicht zu verzweifeln. Krankheit, Trauer und materielle Not sind nur drei Beispiele für viele. Dennoch trägt Gott immer wieder durch. Oft genug wundere ich mich selbst, dass Gott so Vieles bei mir fügt. Wenn Er mir einen Auftrag ins Herz legt, dann sorgt Er auch immer wieder dafür, dass es gelingt, mögen die Umstände nach menschlichem Ermessen auch noch so sehr dagegen sprechen.
Wenn wir klagen, dass Gott uns nicht das gibt, was wir so dringend brauchen, dann stellt sich auch die Frage, ob wir Ihn im Gebet darum bitten, und wenn wir es tun, ob wir dieses dann auch im Glauben erbitten. Und vor allem geht es darum, dass für uns Gott nicht der Notnagel ist, der uns gefälligst unter die Arme zu greifen hat, wenn wir nicht weiter wissen, aber dann vergessen ist, sobald Er unsere Not gelindert hat. Zum Bitten gehört das Danken unabdingbar dazu. Im Übrigen ist es unfair, Gott immer nur dann zu bemühen, wenn uns das Wasser bis zum Hals steht, Ihn aber vergessen und nicht nach Ihm fragen, wenn es uns gut geht. Wenn Gott uns nicht interessiert, warum denken wir dann an Ihn, wenn es uns schlecht geht? Was halten wir von einem Freund, der nur an uns denkt, wenn er uns anpumpen kann, aber uns vergisst, sobald er wieder auf den Füssen steht? Wir brauchen Gott nicht zu bitten, wenn wir Ihm ohnehin nicht zutrauen, dass Er unsere Probleme lösen kann.
Vertrauen in Gott zu haben, das bedeutet aber nicht nur, Ihn vertrauensvoll zu bitten: Das ist lediglich ein Aspekt des Vertrauens; zu diesem Vertrauen gehört auch, dass wir Seine Gebote halten in dem Wissen, dass Gott allwissend ist und es gut mit uns meint. Gottes Macht ist unumschränkt. Satan, der einst als Luzifer der schönste und höchste Engel im Himmel war und unmittelbar vor dem Thron Gottes stehen durfte, meinte auch, er könne sich einfach so über Gott stellen und wurde daher aus dem Himmel ausgestoßen samt seiner mit ihm rebellierenden Engel, die dadurch zu Dämonen wurden. Selbst die große Macht der Finsternis kann Gott nicht das Geringste anhaben.
Das beweist auch die Menschheitsgeschichte: Das starke Reich der Pharaonen im alten Ägypten, das mächtige Reich der Babylonier, die Besatzung der Römer, die Verfolgung der Christen zu allen Zeiten der Kirchengeschichte hat Gottes Handeln nicht einschränken können.
Im Übrigen ist Er der Schöpfer aller Dinge: Jemand, der ohnmächtig ist, ist nicht imstande, ein ganzes Weltall zu erschaffen, bei dem jedes Detail derart exakt funktioniert, dass es die Menschheit nicht einmal ansatzweise erfassen kann.
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