Das gesamte vierzigste Kapitel im Buch Hesekiel befasst sich mit der Größe des Tempels; im letzten Vers wird uns die Größe der Halle vorgestellt: Je nachdem, ob man eine kleine Elle oder eine große zugrunde legt, ist die Halle 42,075 qm und 60,6375 qm groß, für damalige Verhältnisse fast schon gigantisch. Mit dem Bau des Tempels wollte das jüdische Volk zeigen, wie groß Gott ist, eine Tatsache, die sich auch im Bau von Kirchen im Mittelalter wieder spiegelt: Dome, Kathedralen und Basiliken sind große Prachtbauten, und selbst in Großstädten war der Kirchturm das höchste Gebäude.
Damit soll die Größe Gottes wiedergespiegelt werden, denn Gott ist wirklich groß. Selbstverständlich können wir Seine Größe niemals ganz erfassen: Das übersteigt unser menschliches Fassungsvermögen, doch wir können uns dieser Vorstellung nähern und im Bewusstsein leben, dass Gott allmächtig ist. In Seiner Größe ist Ihm nichts unmöglich, und sie zeigt sich in der gesamten Schöpfung wie im gesamten Weltraum.
Dies ist eine Herausforderung für unseren Glauben: Ist uns wirklich bewusst, dass Gott groß ist? Oder sehen wir Ihn sehr menschlich, mit Begrenzungen, mit Schwächen? So dachten Abraham und seine Frau Sara auch, obwohl beide tief gläubig waren: Sie haben mit der Allmacht Gottes nicht ganz gerechnet. Als Gott versprach, dass Sara trotz ihres hohen Alters - sie war damals schon 90! - noch ein Kind bekommen würde, lachte sie, und auch Abraham meinte, er wäre zu alt dafür. Aber für Gott gibt es keine Grenzen, für Ihn gibt es nichts, was unmöglich wäre. Alles das berichtet uns 1. Mose 18,1-15. In Vers 14 dieses Kapitels heißt es daher: "Sollte dem HERRN etwas unmöglich sein?" Und in Sacharja 8,6 wird die Allmacht Gottes in einem anderen Zusammenhang bestätigt: "So spricht der HERR Zebaoth: Erscheint dies auch unmöglich in den Augen derer, die in dieser Zeit übrig geblieben sind von diesem Volk, sollte es darum auch unmöglich erscheinen in meinen Augen?, spricht der HERR Zebaoth."
Wir kennen auch die Geschichte vom reichen Jüngling, der zu Jesus ging, um zu erfahren, wie er das ewige Leben erhalten könne: Als der reiche Jüngling fortgegangen war, sagte Jesus zu Seinen Jüngern, dass es den Reichen schwer fiele, in den Himmel zu kommen, doch wer - so fragten die Jünger - hätte dann überhaupt eine Chance? Denn keiner von uns ist perfekt! Diesen Bericht finden wir im Lukasevangelium 18,18-27. Im Vers 27 stellt Jesus fest: "Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich."
All das aber ist Gott nur möglich, weil Er so unendlich groß und damit allmächtig ist; deshalb sollte Er auch die Mitte unseres Lebens sein. Wir dürfen uns auf Gott hin orientieren und bei Ihm alles abgeben: Unsere Ängste, unsere Sorgen, unsere Leiden, unsere Krankheiten, unsere Schwächen, unsere Schuld .... Nicht jedes Leiden nimmt Er von uns weg, nicht jede Krankheit heilt Er, obwohl Er das könnte, doch Er denkt an unser Wohl. Manchmal hat eine Krankheit für uns einen erzieherischen Wert, vor allem läutert es unseren Glauben, wenn wir auch dann stand halten, wenn es schwierig wird. Was wäre denn auch ein Schönwetterglaube wert, der zwar bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein stand hält, aber bereits zerbricht, wenn mal ein Lüftchen weht oder es etwas regnet? Wirklicher Glaube bewährt sich ja auch bei Gewitter, bei Schnee und Eis, bei Nebel und Kälte. Und gerade in diesen Situationen lernen wir, wie Gott führt und dass wir uns auch in den grössten Stürmen unseres Lebens auf Ihn absolut verlassen können.
Wer sich der Größe Gottes bewusst ist, der vertraut Gott ganz und gar und hat keinen Zweifel daran, in Gottes Hand sicher und geborgen zu sein, auch wenn die ganze Welt rundherum aus den Fugen geraten mag. Selbst in der Todesstunde ist Er bei Seinen Kindern, die wissen dürfen, dass dies nicht das Ende, sondern ein Anfang ist. Bonhöffer, der große christliche Widerstandskämpfer, sagte zu einem seiner Henker: "Gleich fängt alles erst an!" In der Gewissheit der Größe Gottes fühlt man sich auch und gerade dann geborgen, wenn man dem Tod ins Auge blickt, wenn nach menschlichem Ermessen alles zu Ende geht.
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