Versuchungen lauern immer und überall und sind genauso herrlich anzuschauen wie einst die verbotene Frucht vom Baum der Erkenntnis im Paradies, von dem einst unsere ersten Eltern - Adam und Eva - nahmen: Oft erkennen wir nicht einmal die Gefahr, in der wir uns befinden und meinen sogar, wir würden etwas Gutes tun, wenn wir dies oder jenes machen. Nicht umsonst hat uns Jesus vor falschen Propheten und den Wölfen im Schafspelz gewarnt, und auch die Apostel warnten immer wieder vor Irrlehrern, die sich schon in den ersten Gemeinden eingeschlichen hatten.
Zudem haben wir Menschen die Neigung, alles zu rationalisieren; dazu gehören beispielsweise folgende Ausreden:
"Das tut doch jeder!"
"Sonst tut es ein Anderer!"
"Das ist doch völlig normal!"
"Ich bin doch auch nicht schlimmer als die Anderen!"
Und wir nehmen uns Prominente kritiklos zum Vorbild und vergessen, dass auch sie fehlbare Menschen sind. Selbst moralisch integere Menschen handeln nicht immer richtig und nicht immer ethisch korrekt, so sehr sie sich auch bemühen mögen. Hinzu kommt, dass wir Menschen "Herdentiere" sind, die gerne dazu gehören: Wir möchten akzeptiert und zur Gruppe dazu gehören. Es fällt uns daher schwer, uns selbst von solchen Dingen fernzuhalten, von denen wir wissen, dass sie falsch sind und unseren Überzeugungen widersprechen. Oft sind wir auch gedankenlos, in dem wir es zwar gut meinen, aber unüberlegt etwas sagen oder tun. Wie oft passiert es im Alltag, dass jemand z. B. aus dem Alkoholentzug kommt und wir sagen: "Schön, dass du wieder da bist: Lass uns ein Bierchen trinken gehen!" Uns ist dabei nicht bewusst, dass wir im Grunde etwas Schlimmes sagen, obwohl wir dem Einzelnen nicht schaden wollen.
Grundsätzlich erhebt sich auch die Frage, ob wir nicht oft genug falsche Vorstellungen haben: Es hat doch nichts mit Männlichkeit zu tun, dass man bestimmte Dinge tut wie z. B. fluchen oder schmutzige Witze zu erzählen. Gerade Letzteres ist mir persönlich zuwider, weil hinter schmutzigen Witzen und sexuellen Prahlereien meist eine Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung steckt, das Gefühl des Mangels und der eigenen Unzulänglichkeit. Wer insbesondere in diesem Bereich prahlt, ist im Grunde ein armer Wicht.
Doch auch im Alltag müssen wir vorsichtig sein, nicht in Anfechtung zu fallen: Wie schnell bietet sich die Gelegenheit zu einem "kleinen" Diebstahl von Büroklammern oder dazu, seinen Chef um Arbeitszeit zu betrügen?! Nicht nur in der Schule, sondern auch bei der Steuererklärung lässt sich mogeln. Alles das aber ist nicht in Ordnung.
Leichtfertigkeit und mangelnde Gewissenhaftigkeit sind ebenfalls Dinge, die uns zur Sünde verleiten können. Aus Bequemlichkeit tun wir oft nicht das Richtige: Wir besuchen den Bibelkreis vielleicht deshalb nicht, weil wir uns lieber den Krimi im ZDF anschauen wollen. Wir bekennen uns nicht zu Christus, weil wir befürchten, als Spinner abgetan zu werden. Sündigen ist nämlich nicht nur eine Frage der eigenen Taten, sondern auch der eigenen Unterlassungen. Wir sind - anders ausgedrückt - nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir lassen. Nicht nur Körperverletzung, sondern auch unterlassene Hilfeleistung ist ein Straftatbestand.
Um Anfechtung und Sünde zu vermeiden hilft nur das Gebet: Jesus, der selbst vom Teufel in dessen Arroganz und Überheblichkeit versucht wurde, versteht uns und kann uns als allmächtiger Gott davor bewahren. "Und führe uns nicht in Versuchung, sondern bewahre uns vor dem Bösen!", ist somit eine äußerst wichtige Bitte im Vaterunser, welches uns Jesus ja selbst gelehrt hat. Ebenso ist es wichtig, vor Entscheidungen Jesus zu bitten, das Richtige zu tun. Dabei ist es völlig gleichgültig, ob es sich um einen Umzug, eine neue Arbeitsstelle, die Berufswahl oder eine ganz alltägliche Entscheidung handelt. Gefahren der Versuchung lauern überall, auch und gerade in kleinsten Details. Deshalb gab uns Jesus folgenden Rat mit auf den Weg:
"Betet, damit ihr nicht in Anfechtung fallt!"
Lukas 22,40b
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