Einmal habe ich eine Predigt gehört, die mir förmlich die Sprache verschlug: Die Dame, die die Predigt hielt, erzählte davon, dass sie nach ihrer Bekehrung weiter gesündigt hätte, aber dann die Sünden gelassen habe. Doch man wäre auch gerettet, wenn man Jesus in das eigene Leben eingeladen hat, auch wenn man von den Sünden nicht lässt. Was ist das denn für eine Bekehrung?
Sicher sind Vergleiche und Erklärungsversuche gerade bei diesem Thema schwierig, und jedes Beispiel hinkt erheblich. Deshalb bitte ich um Verständnis und um Nachsicht, wenn die nachfolgenden Denkanstöße zu wünschen übrig lassen, doch ich muss gestehen, dass ich es nicht besser hinbekommen habe, und es freut mich, wenn ich hier Verbesserungsvorschläge bekomme. Ich versuche es trotzdem einmal:
Wenn der Arzt mir eine Nahrungsumstellung verordnet, dann nützt sie nur dann, wenn ich dieser Folge leiste, nicht aber dadurch, dass ich dem Arzt sage, dass ich dies tun will und mich einsichtig zeige.
Ich selbst habe über längere Zeit weit über 100 Zigaretten täglich geraucht, - kein Scherz! Ich wusste auch, dass ich mir schadete: Dennoch dauerte es noch lange, bevor ich dieses Wissen umsetzte.
Ein trockener Alkoholiker beschrieb die Schwierigkeit, trocken zu werden, so: "Man weiß, dass man sich schadet und macht trotzdem weiter." Das ist ja gerade der Wahnsinn!
So ist es auch mit der Bekehrung: Das Verständnis dafür, sich bekehren zu müssen, die Einsicht, ohne diese verloren zu gehen, bringt für sich alleine nichts, wenn nicht der nächste Schritt, die echte Bekehrung, folgt. Wir bitten dann Jesus, uns so zu verändern, wie Er uns haben will. Bedauerlicherweise sind wir derart "reparatur- und renovierungsbedürftig", dass nicht alles von jetzt auf sofort geht. Viele Gewohnheiten - vor allem die schlechten - verfestigen sich, und es fällt schwer, sich von ihnen zu lösen. Aber Jesus hilft uns dabei. Er kennt unsere Schwächen. Auch Petrus ist im entscheidenden Augenblick schwach gewesen. Der Unterschied ist: Petrus bereute aufrichtig und weinte über sich selbst. Am Ende wurde er zu einem äußerst eifrigen Missionar, der durch Gott lernte, dass auch den Heiden das Evangelium gepredigt werden muss.
Machen wir so weiter wie bisher, sind wir nicht wirklich mit dem Herzen bei Jesus, dann bleiben wir gottlos. Wir mögen dann vielleicht einen frommen Schein haben, aber was nützt dieser Schein, wenn nichts dahinter ist?
Selbst wenn alle Predigten, die ich schreibe, nobelpreisverdächtig wären - leider sind sie das nicht im Entferntesten! -, dann würden sie Gott unter der Voraussetzung, dass ich Ihn nicht liebe, keinesfalls gefallen. Offen gestanden haben mich diejenigen Christen am meisten überzeugt, denen man vielleicht ein schlichtes Gemüt nachsagen kann, die vielleicht sehr einfach gestrickt sind und vielleicht auch bildungsfern sein mögen, die aber ihre Bekehrung ernst meinen und nach Gott fragen. Mögen sie sich verbal vielleicht auch holprig und ungeschickt ausdrücken, doch in ihnen ist die Freude am Herrn, und selbst in ihren manchmal etwas verunglückten Äußerungen ist doch ein tiefsinniger Inhalt, bei denen man bemerkt, dass Gott weise macht.
Was nützen denn die rhetorisch wohl gepfeilten Reden grosser Prediger, wenn man hinterher erfährt, dass sie ein Lotterleben führen? Es gefällt Gott ganz sicher nicht, wenn wir vom Frieden und von Sanftmut reden und gleichzeitig einen Streit nach dem anderen vom Zaun brechen. Es passt nicht zusammen, wenn wir von Liebe reden und vom Hass zerfressen sind. Unsere Kinder nehmen uns nicht sonderlich ernst, wenn wir sie zur Wahrheit mahnen und selbst lügen, dass sich die Balken nicht nur biegen, sondern brechen. Man findet einen Lügenbaron von Münchhausen allenfalls ganz witzig, aber man vertraut ihm nicht.
Und mal ehrlich: Die Treueschwüre ihres Partners machen doch nur dann einen Sinn, wenn er sie ernst meint, wenn er wirklich treu ist.
Wenn wir in unserem Herzen gottlos bleiben, dann können wir tun und lassen, was wir wollen, dann können wir beten, die Bibel lesen, den Zehnten geben, uns in Kirche und Mission engagieren, doch auch dann, wenn das Ergebnis wünschenswert ist, gefallen wir Gott nicht, wenn unser Herz nicht bei Ihm ist. Jesus auf den Lippen, aber nicht im Herzen, das führt zu nichts.
Wenn wir Ihn im Herzen haben, dann bestimmt Er unser Denken und unser Handeln, dann ist Er auch in rechter Weise auf unseren Lippen.
Man kann nicht zwei Herren dienen, man kann nicht nach Gottes Willen wandeln und zugleich ein Diener der Sünde sein. Das passt genauso wenig zusammen wie Askese und zugleich im Luxus schwelgen. Man kann nicht zugleich freiwillig Zeit- oder gar Berufssoldat werden und den Dienst an der Waffe verweigern. Deshalb kann es Gott nicht gefallen, wenn man gottlos ist, mag der fromme Schein auch die Menschen täuschen.
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