Zu alttestamentlichen Zeiten war es für die, die an den lebendigen Gott glaubten, selbstverständlich, Opfer zu bringen: Außer dem vorgeschriebenen Zehnten gaben die Menschen oft auch noch freiwillige Gaben. Ihnen fiel das oft sehr schwer und war mit echtem Verzicht verbunden, denn schon derjenige, der sich alles Lebensnotwendige leisten konnte, galt als wohlhabend. Die Menschen mussten also sparsam sein, um über die Runden zu kommen, und aufgrund der Tatsache, dass es damals nicht diejenigen Konservierungs- und Lagerungsmöglichkeiten gab wie sie für uns heute selbstverständlich sind, war das leibliche Wohl auch in der Zukunft nicht sicher: Missernten wogen damals schwerer als bei uns in den hochindustrialisierten Staaten.
Dennoch gaben die Menschen ihren Zehnten, sie gaben Sünd-, Brand-, Dank- und Speiseopfer, auch wenn sie diese Ausgaben deutlich spürten. Sicher brauchen wir heute keine Opfer zu geben wie damals zu mosaischen Zeiten: Christus hat das Opfer zur Vergebung unserer Sünden dem Vater dargebracht. Und doch müssen wir uns fragen, ob wir bereit sind, für unseren Glauben auch materiell einzustehen. Geben wir das, was wir geben können, z. B. in die Mission oder für kirchliche Zwecke? Sind wir bereit, dafür auch einmal auf einen Kinobesuch, einen Ausflug zu verzichten? Sind wir bereit, unsere Zeit in die Reich-Gottes-Arbeit zu investieren statt gemütlich vor dem Fernsehen zu sitzen? Sind wir bereit, am Sonntag in die Kirche zu gehen und dafür entsprechend früh aus dem Haus zu gehen statt bequem daheim zu bleiben?
Ich packe mir da an die eigene Nase: Ich muss nämlich jedes Mal den berühmt-berüchtigten inneren Schweinehund überwinden, um sonntags zur Kirche zu gehen, denn nach einer Woche Arbeit tun mir die Füße und die Beine weh, und auch mein Zeitmanagement müsste ich deutlich verbessern: Dann könnte ich mehr Zeit für die Arbeit im Weinberg des Herrn aufbringen. Oft ist es nur eine Frage des guten Willens und der Organisation.
Natürlich geht nicht alles: Wir haben alle unsere Grenzen, und wir können nicht überall sein. Man kann halt immer nur auf einer Hochzeit tanzen. Aber wenn ich Zeit finde, mich ständig irgendwo festzuquatschen, dann habe ich auch Zeit genug, um zum Beispiel eine Briefkastenaktion zu machen. Vor allem gibt man doch oft Geld für Dinge aus, die man nicht braucht und im Grunde auch gar nicht haben möchte: Statt einen weiteren Staubfänger vom Trödelmarkt oder als Souvenir aus dem Urlaub mitzubringen, kann man ja darüber nachdenken, ob man nicht lieber das Geld für die Heilsarmee spendet, und die Lektüre einer christlichen Zeitschrift oder eines christlichen Buches ist allemal besser als ein sehr einfach gestrickter Krimi, bei der man schon spätestens nach der fünften Seite weiß, dass der Mörder nur der Gärtner sein kann.
Das, was wir in das Reich Gottes investieren - sei es materiell oder an Zeit, sei es an Arbeit oder an Unterstützung - bekommen wir hundert- und tausendfältig wieder: Gott ist ein Gentleman, der sich nichts schenken lässt und der dafür sorgt, dass die Aufträge, die Er uns gibt, auch bezahlt werden. Ich las einmal von einer Haushaltshilfe in den USA, die ihr Geld für die Mission spendete, obwohl sie nichts zum Essen im Haus hatte: Abends klingelte es an der Tür und jemand brachte ihr das Abendbrot vorbei.
Sicher ist es gut, wenn wir überlegt heran gehen: Gott will nicht, dass wir in blinden Aktionismus verfallen, aber wir dürfen auch nicht ängstlich alles zurück halten. Vieles lässt sich doch auch kombinieren: Wenn ich z. B. jemanden zum Arzt fahre, weil er selbst das Auto nicht bewegen kann und die Untersuchungen dort z. B. eine Stunde und länger dauern, dann kann ich die Zeit ja auch nutzen, um vielleicht in der nahen Fußgängerzone Schriften zu verteilen.
Vor allem ist es eine Frage unserer Einstellung: Der reiche Jüngling, der einst Jesus befragte, was Er tun soll, um ins Reich Gottes zu kommen, hatte im Grunde nur ein Problem: Sein Herz hing an seinem Vermögen; dieses war für ihn das Wichtigste. Gott aber möchte, dass Er für uns das Allerwichtigste ist, dass sich alles Andere Ihm gegenüber unterordnet. Selbst während meiner Tätigkeit als Wachmann, bei der ich viele Stunden arbeiten musste und meine damals noch lebende, aber kranke Mutter oft zum Arzt brachte, fand ich immer noch genügend Zeit für ein Stoßgebet oder das Lesen der Bibel. Es ist die Frage, was einem wirklich wichtig ist: Wenn man als Briefmarkensammler, als Sportfan oder als Musikliebhaber Zeit für sein Hobby findet, warum findet man dann keine Zeit für etwas Wichtigeres, Schöneres, Grösseres, für Gott?
Wenn wir bereit sind zu teilen, abzugeben und los zu lassen, dann lernen wir auch, uns nicht nur um uns selbst zu kreisen. Ich besuche regelmäßig ältere Menschen zuhause oder im Seniorenheim. Das kostet natürlich Zeit, und vielleicht könnte man es sogar als Opfer bezeichnen, doch ich erlebe, dass diese Zeit nicht vergebens ist, dass ich selbst etwas bekomme und ich von Erfahrungen profitieren kann, die die Senioren gemacht haben. Wenn ich die Zeit aufbringe, diesen kleinen Impuls zu schreiben, dann merke ich, dass ich intensiver über Gottes Wort nachdenke und selbst Vieles entdecke und lerne, was ich vorher noch nicht wusste.
Die Menschen in den alttestamentlichen Zeiten haben das gewusst. Vor allem wussten sie, dass sie damit ihr Vertrauen in Gott stärkten. Dieser Glaube ist ein starkes Fundament, um Lebenskrisen bewältigen zu können. Gläubige sind in Krankheit, Not und Elend stärker als diejenigen, die keinen Glauben, keine Beziehung an und zu dem lebendigen Gott der Bibel haben. Was aber noch wichtiger ist: Der Glaube an Jesus hat für uns das ewige Leben zur Folge. Dann dürfte es doch für uns selbstverständlich sein, uns hier einzubringen und uns von Jesus gebrauchen zu lassen. Zunächst ist es ungewohnt, aber man lernt unheimlich viel dazu. Die Devise lautet nicht: "Warten wir ab!", sondern sie heißt: "Packen wir es mit Jesu Hilfe an!"
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