Es gehört zu den Forderungen der Atheisten, dass Sozialarbeit in die Hände des Staates, zumindest aber nicht in die Hände der Kirchen gehört. Ihr Argument: 93 % der Sozialeinrichtungen wie Krankenhäuser, Seniorenheime Kindergärten usw., die in kirchlichen Trägerschaften sind, werden ohnehin vom Staat getragen. Auch auf einer Internetseite, deren Inhaber sich Freund und Nachfolger Jesu nennt und gleichzeitig vehement bestreitet, Christ zu sein - ein Widerspruch in sich! - fordert, dass die Kirchen sich aus der Sozialarbeit eben aus diesem Grund heraushalten sollten.
Sicher: Die oben angegebenen Zahlen stimmen, und ich gebe zu, mir wäre wohler, wenn die Kirchen - und damit wir Christen - unsere Sozialarbeit mehr aus eigenen Kräften bestreiten würden. Und doch ist diese Forderung nicht ganz stimmig: Viele kirchliche Träger haben eine hohe Kompetenz, was Sozialarbeit angeht. Wer eine professionelle Sozialarbeit möchte, wird nicht auf die Teilnahme der Kirchen verzichten können. Zudem sind wir Christen zur Nächstenliebe verpflichtet, denn wenn unser Glaube nicht Werke hat, dann ist er - wie Jakobus ganz richtig beschreibt - tot in sich selbst.
Es ist so ähnlich, als ginge ich zum Arzt, um eine Erkrankung heilen zu lassen und sagen würde, dass ich eben diesem Arzt und seinen Anweisungen vertraue, aber die Tabletten nicht nehme, die er mir verschreibt und auch auf die Verordnungen, die er mir gibt, verzichte.
Glaube ich dann wirklich dem Arzt bzw. ist dann meine Aussage richtig, dass ich gesund werden will? - Wohl kaum!
Wenn wir Christen von Nächstenliebe reden, dann müssen wir sie auch ausleben. Wie Jakobus im Vers 15 ganz richtig schreibt, nützt es nichts, wenn wir jemanden alles Gute wünschen, ihm sagen, er solle sich wärmen und speisen, wir ihm aber keine Kleidung und keine Nahrung, deren er bedarf, verweigern. Wenn ich fordere, dass man Trauernden beistehen soll, dann habe auch ich gefälligst meine Schulter hinzuhalten, wenn jemand weint. Wenn ich sage, dass man ein Schützer der Schwachen sein soll, dann muss ich auch mein Kreuz herhalten, um eben einen Schwachen zu schützen, denn tue ich das nicht, werde ich unglaubwürdig.
An Gott glauben viele, auch an Jesus Christus; selbst die Dämonen glauben an Ihn und zittern. Doch wo sind deren Werke? Ihr Glaube ist tot, weil sie keine Werke tun, die Christus gefällig sind. Darüber hinaus ist es ein Zeichen des Unglaubens, wenn wir Jesus nicht gehorchen. Jesus hat gesagt, dass wir Nackte bekleiden, Hungernde speisen, Dürstende tränken, Kranke besuchen und barmherzig sein sollen; sind wir das nicht, zeigen wir durch unseren Ungehorsam auch, dass wir Ihm zumindest nicht richtig glauben. Glaube, der lebendig ist, gebiert auch Glaubenswerke.
Jakobus nennt hier als Beispiel Abraham, der bereit gewesen ist, seinen Sohn Isaak zu opfern und die Hure Rahab, die die Boten der Hebräer aufnahm und auf einem anderen Weg entweichen ließ, gerechtfertigt worden. Glaube und Werk gehören also zusammen. Dasselbe sahen wir auch bei allen, die von Jesus geheilt werden wollten: Sie gingen hin und baten Ihn. Der Hauptmann bat Jesus um die Heilung seines Knechtes, der königliche Beamte um die Heilung seines Kindes. Alle waren sie aktiv.
Zebadäus, der Oberzöllner, glaubte Jesus und veränderte sein Leben: Er gab den Armen die Hälfte seines Vermögens und gab denen vierfach zurück, die er betrogen hatte. Auch hier gingen Glaube und Werk ineinander über. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass viele Missionswerke zugleich auch immer Sozialprojekte unterhalten. Die Karmelmission z. B. unterstützt(e) die Flutopfer in Pakistan genauso wie Hungernde in Afrika. Auch die "Aktion: In jedes Haus" hat verschiedene Sozialprojekte, und Billy Graham gründete "Samaritans Purchase" und initiierte "Weihnachten im Schuhkarton". Viele Kleiderkammern und Tafeln sind in der Hand von Kirchen, und Samaritans Purchase sowie Weihnachten im Schukarton und die genannten Kleiderkammern und Tafeln leben hauptsächlich von Sach- und Geldspenden. Viele Christen engagieren sich dort freiwillig, sonst wäre die Arbeit weder finanziell noch arbeitsmässig zu bewältigen. Ein besonders schönes Beispiel ist die Heilsarmee, die in ihrer Geschichte immer wieder Mission und Sozialprojekte miteinander verbunden hat.
Bestimmt wäre mehr möglich, wenn wir Christen dazu bereiter wären. Da muss vor allem ich mir einen Schuh anziehen. Doch sehr viele Christen engagieren sich nach allen Kräften, den körperlichen, den seelischen und den materiellen Ressourcen, die sie haben. Und sie tun das, was Jakobus durch den Heiligen Geist inspiriert gefordert hat: Lebendiger Glaube durch Werke lebendiger Nächstenliebe!
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