Kirche und Staat haben eines gemeinsam: Wenn Menschen über sie reden, dann geht es über "die da oben, die eh nur machen, was sie wollen!" Und es kommt zur resignierenden Feststellung: "Wir können da nichts ändern!" Ich halte nichts von diesen beiden platten Sätzen, weil sie die eigene Verantwortung ausblenden, denn "wenn die da oben machen, was sie wollen", dann lassen wir das letztendlich ja zu, und wenn wir sagen, dass "wir ja doch nichts ändern können", dann heißt das doch in aller Regel, dass wir nichts ändern wollen. Meckern ist immer leichter als etwas zu tun.
Aber Kirche ist nicht nur ein kulturhistorisch und architektonisch interessantes Gebäude, Kirche ist allein eine Institution oder eine sich aus steuerlichen Gründen Körperschaft des öffentlichen Rechts nennende Organisation, und sie besteht nicht nur aus Amts- und Würdenträgern, nicht nur aus Haupt- und Ehrenamtlichen, sondern aus allen Christgläubigen. Nicht die Pfarrer, Pastoren, Prediger, Evangelisten und Bischöfe allein machen die Kirche aus, sondern auch die Herde, bestehend aus jedem einzelnen Schaf dieser Herde.
Und jedes einzelne Schaf wird gebraucht, selbst wenn es ein so genanntes schwarzes ist. Gebraucht bedeutet hier nicht nur die Bezahlung der Kirchensteuer, das Einwerfen von ein paar Cent in den Klingelbeutel, die Abgabe von Säcken mit brauchbaren Kleidungsstücken für Bethel oder Bolivien oder die Spende, in der im Gemeindebrief aufgerufen wird. Diese Dinge sind auch sehr wichtig, doch sie sind es nicht allein.
Gott sucht Arbeiter in Seinem Weinberg. Nicht umsonst wird in Matthäus 9, 36-38 berichtet: "Und als er das Volk sah, jammerte es ihn; denn sie waren verschmachtet und zerstreut wie die Schafe, die keinen Hirten haben. Da sprach er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende. "
Sicher sollen und dürfen wir um Arbeiter in der Ernte bitten, doch dabei dürfen wir nicht vergessen, dass es sich nicht um Dienstleister handelt, die wir in Anspruch nehmen, sondern um unsere Kollegen. Anders ausgedrückt: Ganz gleich, ob ein Bauer Leute beim Spargel stechen oder ein Winzer Arbeiter bei der Traubenlese braucht, so haben beide nichts davon, wenn ihr Personal zwar eifrig dabei ist, um mehr Kollegen zu bitten, selbst aber nicht die Ärmel hochkrempeln, um die Arbeit zu erledigen.
Es gibt genug zu tun: Jede Gemeinde braucht den, der handwerklich begabt ist, um kleinere Reparaturen auszuführen, und auch den, der den Kaffee kocht, den Kuchen backt und den Abwasch bewerkstelligt. Besuchsdienste sind genauso wichtig wie die Mitarbeit in der gemeindlichen Kleiderkammer.
Und auch die einzelnen Missionswerke, die ihre Traktate kostenlos anbieten, brauchen Menschen, die ins Missionsfeld gehen, um die Frohe Botschaft weiter zu geben. Das kann auch durch Briefkastenaktionen geschehen oder dem Beifügen eines Traktats in der Privatpost.
Kurz und gut: Für jeden gibt es etwas zu tun, für jeden ist etwas in der Reich-Gottes-Arbeit da. Jeder kann seine Begabungen einbringen und seine Erfahrungen. Wir sind viele Glieder und dennoch ein Leib. Dafür soll der Abschnitt aus 1. Korinther 12, 12-20 sein:
Denn wie der Leib einer ist und doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obwohl sie viele sind, doch ein Leib sind: so auch Christus...
1. Korinther 12, 12-20
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