Wir sollen dem Guten nachfolgen, nicht dem Bösen, denn wenn wir Jesus als unseren Herrn angenommen haben, dann passen die Werke der Finsternis nicht mehr zu uns. Gajus, der sehr gastfreundlich selbst zu fremden, ihm unbekannten Brüdern war, und Demitrius, dem jedermann wie auch Johannes und seine Begleiter ein gutes Zeugnis ausstellten und der von Jesus selbst anerkannt worden ist, haben das verstanden: Sie setzten die christliche Nächstenliebe um. Im Falle des Gajus erfahren wir aus diesem kurzen Bibeltext, dass er gastfrei war, also die reisenden Brüder, die das Evangelium verbreiteten bzw. in der Gemeinde predigten, aufnahm, auch wenn sie fremd waren. Damit ermöglichte er ihnen wesentlich ihren Dienst, denn Unterkünfte waren damals rar gezählt, und auch heute, im Zeitalter von Hotels, Pensionen, Jugendherbergen, Freizeitheimen und Gästezimmern, wissen wir, dass solche Unterbringungen teurer sind.
Diotrephes hingegen war ganz anders: Er versuchte sich vorzudrängen, der Erste zu sein, der Boss also, der sagt, wo es lang geht. Dabei scheute er selbst vor bösen Worten und Verleumdungen nicht zurück. Was macht es für ein Bild, wenn in einer Gemeinde die Prediger, die Pfarrer, die Seelsorger schlecht gemacht werden? Und auch, wenn wir uns negativ über unsere Geschwister nach außen hin äußern, wirft dies ein schlechtes Bild auf die Gemeinde, auf uns selbst und vor allem auf Jesus. Die Menschen schließen aus unseren negativen Äußerungen über unsere Geschwister, über unsere Gemeinde, über unsere Seelsorger automatisch auf uns selbst, aber auch auf das Evangelium als solches und auf Jesus.
Es ist so vergleichbar: Wenn wir in der Firma Tom & Tom GmbH für Ladenhüter arbeiten und schlecht über einen Kollegen und / oder den Chef reden, denken die Anderen automatisch: "Muss ja eine tolle Firma sein!" Wir tun also gut daran, uns zu überlegen, wie und was wir über unsere Gemeinde sagen. Das schließt keineswegs aus, innerhalb eines geeigneten Rahmens zu tadeln. Es ist nicht verboten, einem Glaubensbruder, einer Glaubensschwester zu sagen, wenn man bestimmte Dinge nicht in Ordnung findet. Doch das kann unter vier Augen oder ggf. unter Mitwirkung von geeigneten Glaubensgeschwistern geschehen. Wir müssen dafür nicht die Öffentlichkeit suchen oder in die nachmittäglichen Talkshows gehen, um das vor einem möglichst großen Publikum auszubreiten. Uns selbst wäre es ja auch peinlich, wenn wir z. B. unser Lehrer in aller Öffentlichkeit darüber referiert, dass wir das kleine Einmaleins nicht verstanden haben oder wenn unser Chef in aller Öffentlichkeit erzählt, dass wir aufgrund einer Trotteligkeit einen Unfall mit einem mehr oder weniger großen Sachschaden in der Firma verursacht haben.
Deshalb hat sich Diotrephes völlig falsch verhalten. Wir sollten so nicht sein, und es geht auch nicht darum, dass wir die Ersten sind. Wir müssen nicht unbedingt Gemeindeleiter sein. Nicht jeder kann Häuptling sein, es muss auch Indianer geben. Nicht jeder ist Generaldirektor, Vorstandsvorsitzender, Kapitän oder Oberbefehlshaber. Dort, wo Gott uns hinstellt, haben wir unsere Aufgabe zu erfüllen. Und das funktioniert auch. Es gab Zeiten, da hätte mir niemand zugetraut, dass ich im Internet Predigten schreibe, und es ist die reine Wahrheit, wenn ich sage: Ich mir selber auch nicht. - Gott aber stellt einen dahin, wo Er einen brauchen kann und schenkt die notwendigen Ressourcen.
Gutes zu tun wie Gajus und Demitrius ist uns dagegen aufgetragen: Das beschränkt sich nicht nur auf Gastfreundschaft; es ist auch die Frage: Wie bringen wir uns in der Reich-Gottes-Arbeit ein? Tun wir das, was wir tun können oder sind wir nur Konsumenten, die einmal die Woche den Gottesdienst besuchen, etwas in den Klingelbeutel werfen und dann nach Hause gehen nach dem Motto: "Christenpflicht erfüllt!"?
Jede Gemeinde hat viele Aufgaben: Es gibt Alte, Einsame und Kranke, die gerne besucht werden. Es gibt Notleidende, die unsere Hilfe brauchen, und vielleicht ist es uns möglich, jemanden zur Kirche im Auto mitzunehmen, der selbst nicht mehr laufen kann. Vielleicht können wir uns auch bei einer kirchlichen Diakonieeinrichtung engagieren, in der Kleiderkammer, bei der Telefonseelsorge oder in der Bahnhofsmission. Möglichkeiten gibt es viele.
Oft erhalten wir so auch die Möglichkeit, von Christus zu erzählen, das Evangelium zu verbreiten. Von Nächstenliebe zu sprechen, wenn sie durch Taten der Nächstenliebe begleitet werden, macht die Rede glaubwürdig. Gajus und Demitrius haben das verstanden.
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