Wie ich einmal im Fernsehen gehört habe, hat man in der Fußgängerzone einer großen Stadt einmal versucht, Zehn-Euro-Scheine zu verschenken: Niemand nahm sie an, weil jeder einen Haken bei der Sache vermutete. Ich gebe zu, dass auch ich sicher nicht auf ein solches Angebot eingegangen wäre, weil auch ich gedacht hätte, dass etwas an der Sache faul sein müsse.
Und damit sind wir schon beim Kern des Problems: Wir lassen uns ungern beschenken. Wenn uns jemand einlädt, etwas schenkt, eine Aufmerksamkeit erweist oder vielleicht in einem Lokal oder einem Restaurant etwas ausgibt, dann sind wir bestrebt, uns zu revanchieren, weil wir nicht als Laumeier da stehen wollen und wir niemand etwas schuldig bleiben wollen. Wir fühlen uns schlecht beim Gedanken, einem Anderen etwas zu schulden.
So gehen Menschen auch mit der Frage nach ihrem Heil um: Sie wollen sich den Himmel verdienen, sei es durch viele Leben in Form mehr oder weniger oft stattfindender Reinkarnitionen, sei es durch gute Taten in diesem einen Leben. Großzügige Spenden wurden gemacht, man engagiert sich in Kirchen, bei Feuerwehren, in der Wohlfahrt, im Tier- und Umweltschutz. Man fastet und betet. Man pilgert, unterstützt Arme, Bedürftige und wohltätige Einrichtungen.
Das ist im Grunde auch gut so: Ohne die vielen Ehrenamtlichen könnten Vereine, Kirchen, Feuerwehren und selbst das THW nicht bestehen, ohne Spenden könnten viele dringliche Aufgaben nicht bewältigt werden, ohne die Vielen, die ihr Blut geben, wären viele lebensrettende Operationen unmöglich. Aber tun wir Gutes, weil wir wirklich gut sind?
Meistens wollen wir doch selbst gut da stehen, Gutmenschen sein, wir tun es, um uns beliebt zu machen. PR-Abteilungen haben sich darauf spezialisiert, Firmen zu beraten, welche Projekte das eigene Image fördern, um den Umsatz zu erhöhen und letztendlich mehr Gewinn zu machen. Im Grunde hoffen wir uns mit unseren guten Taten selbst Vorteile zu verschaffen.
Vor dem heiligen Gott ist ein solches Denken egoistisch und damit Sünde: Es geschieht ja nicht aus Selbstlosigkeit und Liebe heraus. Darüber hinaus bleibt die Schuld, die wir begehen, ob wir es wollen oder nicht. Wir können unsere Schuld, die wir vor den Menschen und vor allem vor Gott anhäufen, nicht wieder gut machen. Wir können uns nicht frei kaufen mit Geld oder Besitztümern, wir können es auch nicht abarbeiten und abbüßen. Eine ausweglose Situation?
Keineswegs! - Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass Er uns Seinen eingeborenen Sohn gesandt hat, der für uns am Kreuz zu Golgatha gestorben und am dritten Tage wieder auferstanden ist. Diese Tatsache müssen wir im Glauben annehmen, wenn wir gerettet werden wollen. Vielen Menschen erscheint das zu einfach, und es stört sie, weil sie dadurch nicht stolz auf sich und ihre Leistungen sein können. Und doch: Nur so geht es! Der Glaube an Jesus, die Annahme Seines Sühnetodes, die gläubige Annahme von Jesus als ganz persönlichen Heiland ist die Eintrittskarte ins Paradies.
Glaube bedeutet hier ja nicht passiv sein: Der Gläubige beschäftigt sich mit Gottes Wort, der Bibel. Er lernt die Gebote Gottes kennen und setzt sie um. Er wird anderen helfen, wenn er kann. Aber es geschieht nicht mehr aus Egoismus, sondern im Bewusstsein, selbst Gnade erfahren zu haben. Das macht den Unterschied. Liebe zu Gott und den Menschen, der Glaube an Jesus verändert unser Herz.
Dieser Glaube hat auch sehr viel Gerechtes: Ihn kann sich jeder leisten. Man muss nicht reich sein. Lazarus lebte von den Resten, vom Müll, und wurde doch gerettet. Es kommt auch nicht auf große Taten an, auf eine große Summe guter Taten. Nicht jeder kann gleich viel leisten. Wer krank ist, behindert oder durch Familienumstände gebunden, hat selten Möglichkeiten, Gutes in menschlicher Hinsicht zu tun.
Und es ist befreiend: Ich muss nicht nach Mekka pilgern oder sonstwohin. Ich muss nicht am Ganges gewesen sein. Ich muss keine Leistung vollbringen. Ich tue das, was ich im Glauben tue, freiwillig, ohne Zwang, in der Gewissheit, ohnehin gerettet zu sein, aus Liebe, aus Überzeugung. Wenig oder viel ist nicht entscheidend: Gott möchte nur mein Herz, meinen Glauben. Den Rest fügt Er hinzu.
Glaube macht gleichzeitig bescheiden, dankbar. Es lehrt mich, mich selbst nicht so wichtig zu nehmen. Ich schaue auf Jesus, Seinen Willen und nicht auf mich. Der Glaube rettet uns, nicht Werksgerechtigkeit.
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