Nur erkenne deine Missetat, daß du dem HERRN, deinem Gott, die Treue gebrochen und hierhin und dorthin zu den Fremden gelaufen bist unter alle grünen Bäume; aber auf meine Stimme habt ihr nicht gehört, spricht der HERR......
Jeremia 3, 13-15 (Schlachter 1951)
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Gott möchte, dass wir unsere Schuld erkennen: Nur so können wir den Realitäten ins Auge sehen, und Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung. Das ist genauso wie bei einer Schuldnerberatung: Erst, wenn offen gelegt wird, wie hoch die Einnahmen und die Ausgaben sind und wo Schulden abgetragen werden müssen, kann man einen Finanzplan machen, der Hand und Fuß hat. Auch ein Arzt kann eine Krankheit nur dann wirksam behandeln, wenn er weiß, um welche es sich handelt, und jeder Therapeut kann einem Suchtkranken nur dann helfen, wenn dieser die notwendige Einsicht mitbringt.
Erst, wenn wir unsere Schuld vor Gott und den Menschen anerkennen, sind wir in der Lage, unsere sündige Natur zu erkennen. Diese Erkenntnis ist sehr schmerzhaft, und oft versuchen wir, unser Versagen zu relativieren: Man redet sich damit heraus, dass man nicht schlimmer ist als Andere, dass man ja noch niemanden umgebracht hat, dass es ja so viel gute Gründe gibt für unser Scheitern, dass im Grunde unsere Eltern, unsere Lehrer, unsere Ehepartner, unser Arbeitgeber - also immer nur die Anderen - die Verantwortung für das haben, was wir verbockt haben. Das ist natürlich sehr einfach und macht es uns bequem. Wenn die Anderen ja an allem schuld sind und wir dagegen die Unschuld vom Lande, dann müssen wir uns - so unsere Meinung - auch nicht verändern.
Da aber liegt der Haken: Es bringt nichts, über die Schlechtigkeit der Anderen nachzudenken, wenn man seine eigene nicht abschaffen will. Niemand kann den Schmutz vor der Tür eines Anderen wegkehren, wenn er wegen des eigenen Drecks nicht aus seiner Tür heraus kommt. Einem Trunkenbold glaubt man das Abstinenzgelübde erst dann, wenn er eine Zeit lang trocken ist. Und hier sehen wir das, was Gott uns sagen möchte: Erst unsere Einsicht verhilft uns zur Umkehr.
Doch um wirklich umzukehren, gehört nicht nur die allgemeine Einsicht, dass wir Sünder sind, sondern wir müssen bei uns ganz individuell schauen, was wir an Sünden angehäuft und wo wir schlechte Angewohnheiten haben. Man kann sich nicht von Habgier bekehren, wenn man von Natur aus bescheiden ist. Man kann sich auch nicht von der Sünde des Ehebruchs bekehren, wenn man hierin keine Ambitionen hat. Wenn man aber ein Schwindler oder ein Prahlhans ist, dann kann man sich davon bekehren.
Gestehen wir vor uns selbst und vor allem vor Gott unsere Schuld ein, dann nimmt Er uns an. Jesu Leben hat das ganz deutlich gezeigt, denn Er hatte keinerlei Berührungsängste. Ganz gleich, welche Schuld und wie viel Sünden einer auf sich geladen hat: In Jesu Blut werden wir, wenn wir es in Anspruch nehmen, ganz rein.
Dann werden wir auch gute Hirten, gute Seelsorger, gute Mitgeschwister finden, die uns auf unserem Glaubensweg begleiten und die wir ebenfalls begleiten können. Wir werden auch nicht stehen bleiben, sondern im Glauben, in der Erkenntnis und in der Einsicht wachsen. Sprich: Wir werden weise werden, die Prioritäten richtig setzen. Unser Schriftverständnis wächst genauso wie unser Verständnis für unsere Mitmenschen. Wir lassen uns von der Liebe Gottes leiten. Unsere Umkehr wird also gründlich sein.
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