Die seit zwei Jahren anhaltende Pandemie mit ihren Unsicherheiten hat das ganze öffentliche und private Leben nicht nur in Deutschland gewaltig durcheinandergewirbelt. Weltweit gibt es zuvor nicht gekannte Einschränkungen, und die Zahl der zu betrauernden Menschenleben geht ins Uferlose.
Dann kam das Jahr 2022 mit allen guten Wünschen auf bessere Zeiten. Diese waren kaum verklungen, als mit dem Ukraine-Krieg eine erneute Herausforderung über Europa mit Auswirkungen auf die ganze Welt kam. Diese machen sich schon jetzt unübersehbar bemerkbar durch einen seit dem letzten Weltkrieg nicht mehr gekannten Rohstoff- und Nahrungsmittelmangel mit inflationär steigenden Preisen. Weitaus am tragischsten sind die großen Zerstörungen an der Infrastruktur des Landes und die vielen Opfer von Bombardierungen, Kampfhandlungen und Übergriffen mit dem damit verbundenen unermesslichen Herzeleid. Unübersehbar die Zahl der Menschen, die in Nachbarländer fliehen und in großer Zahl auch schon in Deutschland angekommen sind. Der unerwarteten vielfachen Not steht erfreulicherweise eine große Welle der Hilfsbereitschaft entgegen, aber die Probleme gehen weit darüber hinaus.
So ist es nicht verwunderlich, Stimmen in Richtung „Wo bleibt Gott bei alledem?“ zu vernehmen. Die diesbezüglichen Fragen haben ihre Berechtigung, doch wer vermag sie zu beantworten! Krisen und Nöte sind nichts Neues in der Weltgeschichte, und Autokraten haben seit jeher Hochkonjunktur. Zu allen Zeiten aber galt es auch, sich in schwierigsten oder scheinbar ausweglosen Situationen und Umständen den Dingen zu stellen und einen Weg der Bewältigung oder zum Weitermachen zu finden. Ermutigung und Stärkung sowie Trost und Hoffnung fanden Menschen in den Psalmen und nicht weniger in dem reichen Schatz unserer Lieder und Gesänge. Sie ließen deren Worte für sich sprechen, wie es ihnen mit ihren Anliegen und Nöten oder Lob und Dank ums Herz war. Klassiker sind noch heute der Psalm 23 („Der Herr ist mein Hirte“) oder der Choral „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“. Viele Menschen fassen eigenes Erleben in die dankbaren Worte „In wieviel Not hat nicht der gnädige Gott über dir Flügel gebreitet!“ Lieder, die dieses weiter besingen (etwa „Auf Adlers Flügeln getragen übers brausende Meer der Zeit“), haben Tradition. Der neuzeitliche Autor Hans-Joachim Eckstein hat diesen Aspekt in die nachstehenden Worte gekleidet:
„Gott sei mit dir! Er behüte dein Leben!
Wie seinen Augapfel schütze er dich!
Er trage dich – wie ein Adler – auf Flügeln,
er leite dich ewiglich.“
Und es heißt weiter: „Er führe dich über Höhen und Tiefen!“, was für die oft unerwarteten Wechselfälle des Lebens steht. Wir wissen nicht, was kommt, aber an einem dürfen wir festhalten, was ich einmal auf einem Bild mit symbolischer Weltkarte las: „Christus der Herr auch unserer Zeit!“ Hier halte ich es mit Strophe 8 von Lied EG 241, in der es heißt: „Du wirst dein herrlich Werk vollenden, der du der Welten Heil und Richter bist; du wirst der Menschheit Jammer wenden, so dunkel jetzt dein Weg, o Heil‘ger, ist“ (Karl Heinrich von Bogatzky). Das Wort Gottes lässt uns nicht im Unklaren darüber, dass der Weg mit dem zunehmenden Antichristentum noch dunkler wird, aber für die dunkelste Epoche der Weltgeschichte gilt: „Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir“ (Jesaja 60,2). Dazu ein an Deutlichkeit nicht zu überbietendes Wort von Pfarrer Gerhard Bergmann, das ich 1967 bei einer Zeltmission in Worms aus seinem Mund gehört habe: „Bei seinem ersten Kommen hat Jesus die Schuldfrage der Menschheit gelöst. Bei seinem zweiten Kommen wird er die Machtfrage lösen!“ Wann wird das sein? Zeit und Stunde weiß niemand, aber bereit sein ist alles:
Der Herr bricht ein um Mitternacht;
jetzt ist noch alles still.
Wohl dem, der sich nun fertig macht
und Ihm begegnen will!
Wie liegt die Welt so blind und tot!
Sie schläft in Sicherheit
und meint, des großen Tages Not
sei noch so fern und weit.
Johann Christoph Rube (1665 – 1746)
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