Vor knapp zwei Jahren verteilte ich mit der Teestube in der Koblenzer Fussgängerzone Traktate; die Bemerkung eine Mutter zu ihrem Kind blieb mir dabei im Gedächtnis: "Das sind Leute, die noch nicht im Heute angekommen sind!" Will sagen: Sie hielt uns Christen für Menschen, denen Aufklärung fehlt und die neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen verschlossen gegenüber stehen. Tatsächlich ist es so, dass wiedergeborene Christen, die an den Schöpfungsbericht glauben und an der Evolutionstheorie zweifeln, als ungebildete Menschen dargestellt werden. Doch stimmt das?
Meine Erfahrung ist da eine Andere: Ich habe bemerkt, dass Christen zumeist sehr belesene, gebildete Menschen sind: Ihre Argumente gegen die Evolutionstheorie sind berechtigt und zeigen, dass sie - die Christen - sich sehr wohl mit Naturwissenschaften beschäftigen, aber auch, dass sie fähig sind, Gelesenes zu reflektieren. In aller Regel zeigt sich, dass Christen den Evolutionsbefürwortern etwas entgegen zu setzen haben, während Letztere häufiger polemisieren, in dem sie nicht auf die Argumente ihrer Kritiker eingehen, sondern sie pauschal als unwissenschaftlich abstempeln.
Aber nicht nur in den Naturwissenschaften haben Christen sehr viel zu sagen und logische, wissenschaftlich haltbare Erklärungen abzugeben, sondern zeigen auch in anderer Hinsicht Kompetenz: Weil sie sich mit der Bibel beschäftigen, interessiert sie auch das historisch-kulturelle Umfeld, in der die Bibel ihre Berichte abgibt. Es ist ja nicht nur wichtig und interessant zu wissen, dass die Hebräer einst Sklaven gewesen sind im Reich der Pharaonen, und es ist ja auch nicht nur wichtig zu wissen, dass Jesus zur Zeit der römischen Besatzung lebte, sondern das Römische Imperium über eine Infrastruktur verfügte, die es ermöglichte, das Christentum rasch auszubreiten. Sprich: Das Alte Ägypten und das Römische Reich sind für mich als Christ interessant. Dadurch entstehen historische und kulturelle Kenntnisse.
Wer die Menschen durch den Missionsbefehl dort abholen will, wo sie gerade sind, tut auch gut daran, ein guter Psychologe zu sein, sich aber auch mit den Sorgen und Nöten der Menschen auszukennen. Wer einem Menschen z. B. bei Behördengängen helfen kann, weil er Gesetze kennt, wer Jemandem einen guten Rat geben kann, weil er sich in Probleme hineinzuversetzen mag, ist weitaus glaubhafter als jemand, der relativ ahnungslos durchs Christenleben geht. Und mal ehrlich: Wenn Sie bemerken, dass jemand historisch oder literarisch versiert ist, wenn Sie bemerken, dass jemand seinen Beruf beherrscht, wenn Sie bemerken, dass jemand eine sehr gute Allgemeinbildung hat, dann gehen Sie doch auch davon aus, dass derjenige weiss, wovon er spricht, wenn er von Jesus erzählt.
Für uns Christen ist Bildung wichtig, nicht nur, um Menschen dort abzuholen und ihnen zu helfen, wo sie gerade sind, sondern auch, um die Bibel wirklch zu vertehen.
|