Sicher: Längst nicht alles, was sich christlich nennt, ist auch christlich. Darüber hinaus sind Christen auch nur Menschen, die Fehler machen, die straucheln, die ausrutschen und auch so manchen Mist bauen. Kritische Fragen und Anmerkungen müssen erlaubt sein, und selbst die grössten Glaubenshelden gingen durch Zeiten des Zweifels. Jesus selbst schrie am Kreuz: "Mein Gott, mein Gott: Warum hast Du mich verlassen?!"
Für mich selbst muss ich ebenfalls zugeben, dass ich mich in meinem Christenleben wesentlich besser anstellen könnte als ich es tue, dass es bei mir Vieles gibt, dass ich am Besten lassen würde oder nie getan hätte; die Liste meiner eigenen Verfehlungen ist schier endlos. Alles das möchte ich nicht verharmlosen, nicht bestreiten, nicht von der Hand weisen. Berechtigte Kritik muss sein, und als Christ muss ich auch unbequeme Fragen aushalten und ertragen können. Doch ist längst alles berechtigt? Oder ist manches nur Propaganda? Einige Punkte möchte ich dazu als Denkanstoss anführen:
1. Es gibt doch so viele Denominationen und Gemeinschaften bei den Christen!
Die Zahl der christlichen Gemeinschaften ist unübersehbar, das stimmt, und es ist längst nicht alles christlich, was sich so nennt. Aber wir haben es selbst in der Hand, an den Früchten zu erkennen, was wirklich christlich ist oder wo wir die Finger weglassen sollten. Die Bibel gibt uns Antwort.
Die Bibel als solche ist für mich Gottes unfehlbares Wort; als Menschen aber sind wir in der Auslegung nicht unfehlbar. Deshalb gibt es oft verschiedene Denominationen. In der Regel arbeiten sie aber gut miteinander zusammen; es gibt keine "Konkurrenz" zwischen z. B. Baptisten, Methodisten, Protestanten und anderen Christen, die wiedergeboren sind.
2. "Der Schöpfungsbericht ist doch längst widerlegt!"
Das möchte uns die Evolutionstheorie natürlich glaubhaft machen; sie gibt vor, bewiesen zu sein. Das ist sie allerdings nicht. Es gibt sehr viele Lücken, viele vermeintliche Beweise haben sich als Luftblasen heraus gestellt. Bei Wort und Wissen, unter www.evolutionskritik.de oder unter www.genesis.info gibt es eine Reihe von Belegen, die zeigen, auf welch wackeligen Füssen die Evolutionstheorie steht. Allein schon die Altersbestimmung der Erde wirft viele Fragen auf. Bisher wurde kein einziger Missing Link nachgewiesen. Aufgrund des vorliegenden Datenmaterials ist der Schöpfungsbericht rein wissenschaftlich gesehen erheblich wahrscheinlicher als die Evolutionstheorie.
3. Die Bibel besteht doch nur aus Mythen und Legenden!
Dies wird insbesondere durch "moderne" und "liberale" Theologen und ihrer "historisch-kritischen Methode" behauptet. Allerdings fand die Archäologie Städte genau dort, wo sie von der Bibel angegeben worden sind. Historisch-kritische Theologen bestritten die Existenz Nebunedzars; Historiker aber beweisen, dass es einen solchen Herrscher im alten Babylon gegeben hat. Es gab Philosophen, die die Existenz von Jesus bestritten haben: Andere historische Quellen zeigen, dass es Jesus gegeben haben muss; Jesus wurde unter anderem von Josephus Flavius dokumentiert.
4. Die Bibel ist doch voller Widersprüche!
In der Bibel findet sich kein einziger Widerspruch, auch wenn solche immer wieder konstruiert werden. Jesus und die Rettung durch Ihn durchzieht die Bibel wie ein roter Faden. Tatsächlich kennt sie nicht einen einzigen Widerspruch. Die Gebote Gottes haben immer noch Gültigkeit. Diejenigen, die der Bibel Widersprüche vorwerfen, widersprechen sich in ihren Aussagen zudem selbst: Es gibt Theologen und Philosophen, die die Existenz Jesu bestreiten, andere halten ihn für eine historische Gestalt. Für Letztere gibt es auch verschiedene Widersprüche: Für die einen ist der Leichnam Jesu gestohlen worden, um die Auferstehungslehre zu beweisen, für andere ist Jesus nur scheintot gewesen, für die Nächsten wurde ein Doppelgänger statt Jesus getötet. Manche versuchen, solche Thesen mit abenteuerlichen "Beweisen" zu untermauern: In der Stuttgarter Fussgängerzone - es war im Sommer 1991 - zeigte mir eine moslemische Gruppierung einen Fussabdruck, die beweisen sollte, dass Jesus in Indien gewesen sein soll. Der Fussabdruck zeigt nicht, wann er entstanden ist, er zeigt nicht, wo er entstand, er zeigt auch nicht, von wem er ist. Demzufolge hat er keinerlei Beweiskraft.
5. Aber Christen kann man doch dies und jenes vorwerfen!
Klar: Wir Christen sind nicht perfekt. Es gibt viele Ausrutscher, viele Sünden. Die Kirchengeschichte ist voller Skandale. Doch alle Sünden und Verbrechen stehen im Widerspruch zur biblischen Lehre! Wenn ich z. B. lüge, Gutes unterlasse, verleumde, dann ist nicht die Lehre als solche, sondern ausschliesslich mein Verhalten falsch.
In Deutschland geschehen ja auch Gewaltverbrechen: Das beweist doch auch nicht, dass unsere Strafgesetzgebung falsch ist!
Manche Vorwürfe widersprechen sich: Kümmern wir Christen uns um Bedürftige, Kranke, Jugendliche, Gestrandete, wirft man uns vor, Seelenfänger zu sein; tun wir es nicht, nennen uns dieselben Leute Heuchler.
Andere Vorwürfe können so nicht stehen gelassen werden: Die Frage ist ja nicht, ob ich z. B. arm oder reich bin, sondern wie ich damit umgehe. Es geht auch nicht um die Frage, wie reich diese oder jene Kirche ist, sondern was sie mit dem, was ihr zur Verfügung steht, tut.
Ein anderes Beispiel: Wenn ein Atheist, ein Buddhist, ein Moslem aus ethischen oder religiösen Gründen Gutes tut - z. B. Blut spendet, den Armen etwas gibt, Kranke besucht, Weinende tröstet, sich für den Umweltschutz einsetzt etc. -, dann wird es von den Menschen als positiv bewertet. Warum wirft man dann einem Christen vor, dass er Gutes aus seiner Liebe zu Gott und den Menschen tut?
Wohlgemerkt: Ich wende mich nicht gegen berechtigte Kritik, und ich bin froh, dass mir einige Menschen - auch Nichtchristen - "die Meinung gehörig gegeigt" haben. So konnte ich manches verändern, auch wenn ich immer noch vieles andere verändern muss. Aber Jesus ist der Weg, ich bin - noch - auf der Reise. Das heisst: Ich muss mich durch Ihn noch verändern lassen. Das aber kann ich nur, wenn Jesus mir Menschen schickt, die mich auf das stubsen, was nicht in Ordnung ist bei mir. Und auch Kirchen und Organisationen tun gut daran, berechtigte Kritik anzunehmen. Und auch, wenn sich manches als unberechtigte Kritik herausstellt, kann man darüber reden. Dann kann man Missverständnisse aus dem Weg räumen.
Bei allem aber muss man sehen, was berechtigt ist und was nicht. Bei Vielem geht es nicht darum: "Wie reich, wie gross oder wie stark", sondern um die Frage: "Wie gehe ich mit dem um, was ich bin, was ich habe?"
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