Die Stunde, da Jesus Sein Erlösungswerk vollbringen sollte, war nun da: Jesus wusste, dass Er nun bald am Ziel Seines Wirkens sein würde. Er hat Jünger um sich versammelt und Apostel ernannt und drei Jahre lang Gottes Liebe gepredigt und gezeigt. Sein Handeln hat Er mit Zeichen und Wundern bestätigt: Lahme gingen, Taube hörten, Stumme redeten, Dämonen wurden ausgetrieben und Tote auferweckt. Nun aber war die Stunde da, für die Er in die Welt gekommen ist: Er würde nun bald die Passion erleben, das schwere Leiden, den grausamen Tod am Kreuz zur Sühnung unserer Sünden, in die Hölle hinabsteigen, den Schlüssel der Finsternis vom Teufel erhalten und wieder auferstehen. Damit ist Jesus, der Sohn des lebendigen Gottes, verherrlicht worden.
Durch Seinen Tod am Kreuz und Seine Auferstehung, aber auch durch Seine Wundertaten hat Jesus Gott verherrlicht. Doch auch heute verherrlicht Jesus den Vater genauso, wie der Vater den Sohn verherrlicht: Dadurch, dass Jesus die Herzen derer verändert, die Ihn im Glauben annehmen und sie von Süchten und satanischen Bindungen befreit, beweist Er die Liebe des Vaters zu uns Menschen. Weil wir in Christi Namen bitten sollen und dürfen, wird sowohl der Vater als auch der Sohn verherrlicht.
Jesus verweist darauf, dass die Erkenntnis von Ihm und dem Vater das ewige Leben ausmachen. Damit zeigt Jesus, dass Er nicht nur Mensch, sondern zugleich Gott ist. Es ist ein Beweis für die Trinität Gottes, die von manchen Denominationen bestritten wird. Die Einheit von Gott, dem Vater, und Jesus als Gott, dem Sohn, zeigt sich auch in Vers 5; dort heißt es: "Und nun, Vater, verherrliche du mich bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war." Damit wird das erste und einleitende Kapitel des Johannesevangeliums bestätigt, in dem es heißt, dass das Wort, durch das alles gemacht ist, Fleisch wurde. Jesus war in Sein Eigentum - in das, was Er geschaffen hatte - gekommen, um Sein Werk zu vollbringen. Es war und ist zu zeigen, wie Gott ist und wie sehr Gott die Menschen liebt. Gott ist nämlich kein ferner Gott, dem die Menschen egal wären, sondern ein Gott, der sich für jeden Einzelnen von uns interessiert, so sehr sogar, dass alle Haare auf unserem Haupt gezählt sind.
Jesus - von der Welt gehasst - weiß nur zu genau, dass die Seinen von der Welt gehasst werden. Seine Jünger sind nämlich nicht von dieser Welt, aber leben mitten in ihr. Weil sie in der Wahrheit leben, sind sie der Stachel im Fleisch dieser Welt: Sie haben das Licht Jesu und damit das Licht der Welt und leuchten in der Finsternis. So wird den Menschen die Schlechtigkeit offenbar. Das weckt das Gewissen und zwingt zur Entscheidung. Im Grunde wissen die Menschen durch die Christen, dass sie sich entscheiden müssen und nicht so weiter machen können wie bisher, doch das bedeutet, dass sie lieb gewordene Gewohnheiten ändern müssten. Für Veränderungen aber sind die Wenigsten zu haben, so sehr diese auch Sinn machen und so sehr das auch verstanden wird.
Auch heute erleben wir, dass Christen in der Welt verhasst sind: Es ist die am Meisten verfolgte Glaubensgemeinschaft; diese Tatsache wurde in Nigeria auf brutale Weise am 1. Weihnachtstag 2011 wieder schmerzlich in Erinnerung gerückt, ganz zu schweigen von den Verfolgungen in der islamistischen Welt, in China oder durch Übergriffe fanatischer Buddhisten in Fernost oder von Hindus in Indien. Selbst in Europa, in dem es noch relativ frei zugeht, wird das biblische Bekenntnis aufgrund irgendwelcher so genannter Antidiskriminierungsgesetze immer schwieriger.
Deshalb tritt Jesus vor dem Vater für uns Christen ein: Sein Gebet gilt nicht nur den Jüngern von damals, sondern für alle Seine Jünger, die sich im Laufe der nachfolgenden Menschheitsgeschichte noch zu Ihm bekehren werden. Unter Gottes Schutz werden wir uns nicht fürchten müssen, so schwierig die Zeiten auch werden mögen: Am Ende greift Gott ein, schlussendlich kommt Jesus mit Macht und Herrlichkeit und wird Sein Reich aufrichten. Damit wird dann der Sieg über Tod und Teufel faktisch endgültig und für alle Ewigkeit besiegelt.
Jesus ist eins mit dem Vater; das ist zugleich auch ein Beispiel für uns: Wie Jesus mit dem Vater eins ist, so sollen wir untereinander eins sein. Das bedeutet, dass wir solidarisch miteinander umgehen sollen. Die Sorgen und Lasten der anderen Christen gehen uns an. Wir sind zugleich Mitgefangene der verfolgten Christen. Sind wir uns dieser Solidarität bewusst?
Schließlich bittet Jesus darum, dass Seine Liebe, die Liebe des Vaters, die in Jesus ist, auch in uns ist. Jesu Liebe ist so groß, dass Er für uns den fürchterlichsten Tod, der möglich ist, starb. Wie sieht es mit unserer Liebe zueinander aus? Gehen wir auf die Nöte unserer Glaubensgeschwister ein? Integrieren wir "die Neuen" in unsere Gemeinde oder sind sie für uns nur deshalb willkommen, weil wir unsere Mitgliederstatistiken damit aufpeppen können? - Mancher fiel vom Glauben wieder ab, nicht weil er sich mit dem Glauben als solchen nicht hätte identifizieren können, sondern weil er nicht in der Gemeinschaft der Christen ankam.
In diesem Zusammenhang sollten wir uns die Frage einmal stellen, was wir sagen würden, wenn heute Jesus unter uns Sein Erdenwirken vollbrächte: Würden wir in Liebe mit dem Obdachlosen, dem Aidskranken, dem Ausgestoßenen umgehen wie es Jesus tut? Würden wir einem einstigen Christenverfolger wie Saulus vergeben und ihn bei uns willkommen heißen?
Das bedeutet ja nicht, dass wir blind zu sein haben, es bedeutet aber, dass wir den Herrn um entsprechende Weisheit bitten sollen. Wir sollen ja eins sein wie der Vater und der Sohn eins sind. An unserer Liebe zueinander soll die Welt uns erkennen. Wenn in unseren Gemeinden dieselbe Lieblosigkeit wie in der Welt vorherrscht, dann sieht kein Angehöriger dieser Welt einen Grund, sich für das Evangelium zu öffnen.
Das hohepriesterliche Gebet zeigt die Fürsorge Jesu und die Fürsorge Gottes, des Vaters, für uns. Sie zeigt aber auch die Großartigkeit und Einzigkeit, die Heiligkeit und die Majestät Gottes: Nirgendwo anders ist überliefert, dass Jesus den Begriff "Heiliger Vater" verwendete, so erhaben ist dieser Name. Beugen wir uns vor der Majestät Gottes!
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